Angesagte Band der Istanbuler Clubszene: Kolektif Istanbul Foto:  

Sechs Tage lang präsentiert sich Stuttgart von seiner buntesten Seite: Das Sommerfestival der Kulturen bringt Künstler aus nahen und fernen Ländern auf die Bühne am Marktplatz.

Sommerfestival der Kulturen„Statistisch gesehen“, sagt Rolf Graser, Geschäftsführer beim Forum der Kulturen, dem Dachverband der Migrantenvereine Stuttgarts, „haben 40 Prozent der Stuttgarter Bürger einen Migrationshintergrund.“ Je jünger die Bürger, desto höher freilich dieser Prozentsatz: „Fast die Hälfte der Stuttgarter, die kulturell aktiv sind, stammen aus Migrantenfamilien.“ Auch andere Kulturinstitutionen bilden Stuttgart als Vielvölkerstadt ab – das Sommerfestival der Kulturen allerdings ist das vielleicht deutlichste Zeichen dafür, dass Stuttgart seine multikulturelle Identität auch ausleben möchte: Mehr als 80 000 Menschen strömen in jedem Sommer an sechs Tagen über den Marktplatz. Sämtliche Mitarbeiter des Forums der Kulturen beim Sommerfest mit, gut 250 ehrenamtliche Helfer werden sie unterstützen.

Erfolgsgeschichte

Der Erfolg stellte sich augenblicklich ein, als das Festival vor 14 Jahren erstmals stattfand. „In den ersten beiden Jahren“, erzählt Graser, „waren wir im Innenhof des Instituts für Auslandsbeziehungen. Schon im zweiten Jahr wurde das Festival so groß, dass wir Teile des Karlsplatzes mit einbeziehen mussten.“ Im dritten Jahr fand das Festival dann erstmals auf dem Marktplatz statt. 2014 wuchs es nochmals: Hirschstraße und Kirchstraße füllt seither der Markt der Kulturen mit buntem Leben.

Musikalische Höhepunkte

Zwei Bands aus fernen oder nahen Ländern spielen während des Festivals an den Wochentagen, drei Bands jeweils an Samstag und Sonntag. „Wir erhalten in jedem Jahr mehr als 400 Bewerbungen. Wir könnten ohne weiteres auch die Königstraße bespielen.“, sagt Rolf Graser. Er bucht die Bands, wählt sie aus. Natürlich gehört jede Band, die auf dem Festival spielt, zu seinen persönlichen Favoriten. Aber es gibt doch auch einige Musikgruppen, auf die er sich besonders freut – das Yiddisch Twist Orchestra zum Beispiel, das am Mittwochabend um 20 Uhr auftritt. Es kommt aus London und entdeckt die Wurzeln, die die Tanzmusik des frühen 20. Jahrhunderts auch in der jüdischen Tradition hat. Tanzbarkeit ist ein wichtiges Auswahlkriterium für Graser, stilistische Vielfalt zudem: Ein Fest der Folklore wollte das Festival der Kulturen niemals sein. Zu jenen Bands, auf die Rolf Graser sich selbst sehr freut, gehören auch Gadjo Dilo, die das Festival am Dienstag um 17.30 Uhr eröffnen: „Sie kommen aus Athen, aber sie klingen wie Django Reinhard. Und sie singen auf Griechisch.“

Die Regel, immer wieder neue Interpreten auf den Marktplatz zu holen, durchbricht das Festival in diesem Jahr – zwei kurzfristige Absagen sind der Grund dafür. In dieser Situation greift Graser doch gerne auf Bewährtes zurück, wobei Transglobal Underground aus London bei ihrem ersten Auftritt in Stuttgart zu Publikumslieblingen wurden. 2015 treten sie gemeinsam mit Fanfara Tirana aus Albanien auf. Und Serkan Çagri, Meister der Klarinette, der am Freitag auftreten sollte, brach sich die Hand. An seiner Stelle wird das Kolektif Istanbul die Musik des Balkans mit Funk und Jazz vermischen.

Markt der Kulturen

Mehr als ein Dutzend Händler bieten unterschiedlichste Waren aus verschiedenen Ländern an: Von Kunsthandwerk und Schmuck, über Kleidung, Taschen, Tee und Gewürzen. Der Markt hat am heutigen Dienstag von 17.30 Uhr bis 22 Uhr, von Mittwoch bis Samstag von 10 Uhr bis 22 Uhr und am Sonntag von 11 Uhr bis 22 Uhr geöffnet.

Internationale Schlemmerei

Auf dem Marktplatz wird gekocht: An rund 30 Ständen bereiten über 60 Migrantenvereine die Spezialitäten ihrer Heimatländer zu. Viele Vereine sind nur an wenigen Tagen mit ihren Spezialitäten vor Ort. Die Essenstände haben bis Freitag von 17. 30 Uhr bis 22 Uhr, samstags von 16.30 Uhr bis 22 Uhr und sonntags von 11 Uhr bis 22 Uhr geöffnet.