Schauspieler Richy Müller mit einer Theatergruppe des BHZ. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Mit einem Festakt und prominenten Gästen wie TV-Star Richy Müller und Ex-Fußball-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger endet das Jubiläumsjahr der Einrichtung für Menschen mit Behinderung im Weißen Saal des Neuen Schlosses.

Keine Lust, den 50. Geburtstag zu feiern? So etwas kommt höchstens als Gag im Theater vor. Mit umso größerer Lust kostet im wirklichen Leben das BHZ Stuttgart, eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung, die Feierfreude zu seinem 50-jährigen Bestehen aus. Der Festreigen bestimmte schon das ganze Jahr und erlebte nun seinen Höhepunkt mit dem grandiosen und fröhlichen Festakt am Mittwoch im Weißen Saal des Neuen Schlosses.

„So, wie ich bin!“ – „Das ist die Basis unserer Arbeit“, betonte Dieter Kaufmann, Vorsitzender des Aufsichtsrates. Und die Begrüßung der Gäste in einem Dreiklang von Petra Baumann, einer BHZ-Beschäftigten der ersten Stunde, assistiert von Dieter Kaufmann und der Vorstandsvorsitzenden Irene Kolb-Specht, machte das Motto des BHZ erst recht deutlich.

Damals acht, heute sind es mehr als 500 Beschäftigte

Dieses Ja zu allen Menschen prägt die Arbeit vom ersten Tag an. Die Anfänge liegen in der Robert-Leichtstraße in Vaihingen: Dort eröffnete im April 1972 eine erste Werkstatt für behinderte Menschen. Der Träger, das Behindertenzentrum Stuttgart e. V., wie es damals firmierte, war bereits im Jahr zuvor von der Evangelischen Gesellschaft, dem Körperbehindertenverein Stuttgart und Einzelpersonen ins Leben gerufen worden. „Damals waren es acht Menschen mit Behinderung, heute sind es mehr als 500, und das BHZ hat sich zu einem Netzwerk mit Standorten in der ganzen Stadt und einer unglaublichen Vielfalt von Angeboten entwickelt“, umriss Dieter Kaufmann die Erfolgsgeschichte.

Die diakonische Einrichtung der Behindertenhilfe hat heute Werkstätten im Norden und Süden der Stadt, betreut im Ambulanten Wohnen, bietet familienentlastenden Service, betreibt eine Kaffeerösterei, stellt die berühmten Holz-„Männle“ her und sorgt sich mit einer Tafel um Menschen mit geringem Einkommen. „Wir wollen Leben, Wohnen, Arbeit und Freizeit so gestalten, dass alle teilnehmen können“, betont Kaufmann.

„Diese Vielfalt als Stärke und Chance einer Gesellschaft wollen wir publizistisch bekannt machen, um sie in die Gesellschaft zu tragen“, sagte Jan Sellner von den Stuttgarter Nachrichten in einer Gesprächsrunde unter anderem mit dem Schirmherr des Jubiläums, TV-Star und Tatort-Kommissar Richy Müller, und dem Ex-Fußball-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger.

OB Nopper: Stuttgart profitiert von der Arbeit des BHZ

„Das ist Inklusion, unsere Vision“, rappte Christian Sulzberger, ein junger Mann mit Behinderung und großer Begabung stolz und selbstbewusst. Doch wie steht es tatsächlich um die Inklusion? „Wir unterstützen Förderprojekte“, versicherte OB Frank Nopper, der von seinem Besuch in der BHZ-Kreativwerkstatt in Feuerbach schwärmte, wo er in die Geheimnisse der Kaffeerösterei eingeführt worden sei. Die Stadt, so Nopper, profitiere von der Arbeit des BHZ, 19 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien in einem Pilotprojekt der Stadt beschäftigt. Und es sei großartig, dass hier Menschen von Werkstätten in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen überführt werden können. Für eine wirkliche Inklusion, meinte aber Sandra Walther, die Vorsitzende des Werkstattrates, gebe es noch vieles zu tun. Maria Hackl, Stadträtin (SPD), machte Hoffnung: „Die Stadt hat sich mit dem Aktionsplan auf den Weg gemacht.“

Eine enge Zusammenarbeit verbindet seit vielen Jahren die Firma Trumpf mit dem BHZ: „Trumpf wird auch in Zukunft ein Partner des BHZ bleiben“, sagte Mathias Kammüller von der Unternehmensleitung in seinem Glückwunsch, der wie die Gratulation von Sozialminister Manfred Lucha per Video kam. Und wer hat hier keine Lust aufs Feiern? Der störrische Bernhard, Hauptperson des Theaterstücks „Kein Bock auf Feiern“. Natürlich wurde dann doch gefeiert und sogar getanzt, als Schauspieler Richy Müller auf die Bühne kam, mitspielte und die Darsteller für ihr Spiel lobte. Das schönste Geburtstagsgeschenk aber kam von Sandra Walther: „Soviel Liebe wie hier gibt es nicht überall“, bescheinigte sie dem BHZ.