Das erste Brückenfest lockte gestern viele Neugierige an. Foto: Uli Nagel

Zum ersten Mal fand an diesem Sonntag auf der Wilhelmsbrücke ein Straßenfest statt. Dabei wurde über die Umgestaltungspläne für das Neckarurfer informiert – und die verkehrsberuhigte Querung des Flusses.

Bad Cannstatt - Eine Mehrheit im Gemeinderat träumt nach Eröffnung des Rosensteintunnels im Jahr 2020 von einer autofreien Wilhelmsbrücke. Grüne, SPD und SÖS/Linke/Plus trafen vor einigen Monaten einen entsprechenden Beschluss im Technikausschuss. Hintergrund: Das umstrittene Thema – das bürgerliche Lager im Stuttgarter Rathaus und im Bezirksbeirat sowie der lokale Einzelhandel sind strikt dagegen – spielt bei der neuen Ufergestaltung des Neckars, die Oberbürgermeister Fritz Kuhn bekanntermaßen forciert, eine tragende Rolle. In diesem Jahr gab es dazu einen Ideenwettbewerb – alle zehn Architektenbüros gaben ihre Entwürfe mit einer autofreien Wilhelmsbrücke ab.

Grund genug für die Initiative Schöne Straße, das Thema den Bürgern einmal vor Ort näher zu bringen. Gestern war die Verbindung zwischen Neckarvorstadt und der Altstadt von 14 bis 18 Uhr erstmals nicht wegen Sanierungsarbeiten eine fahrzeugfreie Zone. Aber beileibe keine menschenleere Zone, denn viele Bürger waren der Einladung zum Brückenfest gefolgt. Das Versprechen des Oberbürgermeisters, aus der in weiten Teilen unzugänglichen eine erlebbare, attraktive Flusslandschaft mit viel Aufenthaltsqualität zu machen, hat die Neugier vieler Cannstatter geweckt.

Möglichkeiten für den Straßenrückbau

Matthias Busch, Sprecher der Initiative, war gestern ein gefragter Mann. Denn neben den vielen Infotafeln zum Thema „Stadt am Fluss“ wurden auch Führungen am Flussufer angeboten, bei denen die künftige Neckargestaltung erklärt wurde. Und dass hierbei neben den Bewohnern der Neckarvorstadt auch die aus dem Seilerviertel profitieren werden, davon ist Matthias Busch überzeugt. „Durch den Rosensteintunnel und der gewollten Bündelung der Automassen eröffnen sich enorme Möglichkeiten zum Straßenrückbau“, sagte der Sprecher der Initiative mit Verweis auf die Zählungen der Stadt Stuttgart. Die ergeben regelmäßig, dass die meisten Autofahrer, die täglich durch die Schönestraße fahren, dort eigentlich nichts zu suchen haben.

Ein Fakt, der sicher auch für die Brückenstraße zutrifft. Seit Jahrzehnten gibt es deshalb schon die Forderung nach einer autofreien Wilhelmsbrücke. „Seit 1974“, weiß SPD-Stadträtin Marita Gröger. Allerdings habe es den Bau des Rosensteintunnels benötigt, um entsprechende Rückbaumaßnahmen – vor allem auch in der Neckarvorstadt – zu realisieren.

Den Ärger, den es vor einigen Tagen im Bezirksbeirat wegen des Zuschusses für das Brückenfest gab (wir berichteten), konnte Matthias Busch auch gestern nicht nachvollziehen. „Wir als Initiative können so eine Veranstaltung nie und nimmer finanziell stemmen“, so der Sprecher. Allein die Genehmigung und das Aufstellen der Schilder kosten 650 Euro. Zudem verfüge der Bezirksbeirat mittlerweile über einen doch sehr „üppigen Fördertopf“. Den hatte der Gemeinderat bekanntermaßen von 25 000 auf heute immerhin 130 000 Euro aufgestockt, damit das Cannstatter Bürgergremium auch solche Veranstaltungen wie das Brückenfest finanzieren könne. Und angesichts des großen Interesses seitens der Bürger versprach Matthias Busch: „Das Fest wird wiederholt und findet so lange statt, bis die Wilhelmsbrücke autofrei ist.“