Die Sportler der Taekwondo-Schule zeigen ihr Können. Foto: Kutzer

Das 12. Stöckachfest hat am Samstag mit einem bunten Programm in die Herbstsonne gelockt. Dabei konnten auch Entwürfe für die Gestaltung der Fassaden des geplanten Neubaus gemalt werden.

S-Ost - Es ist wichtig, dass wir etwas finden, was den Nachwuchs vom Smartphone weglockt und dazu bringt, sich zu bewegen“, sagt Benjamin Blersch, Trainer an der Taekwondo-Schule in Raitelsberg. Die jungen und erwachsenen Sportler, die sich auf und vor der Bühne des 12. Stöckachfests tummeln, haben die Freude an der Körperbeherrschung unübersehbar bereits entdeckt. Konzentriert stellen sie ihr Geschick und ihre Spannkraft unter Beweis. „Es macht Spaß, vor einem Publikum zu zeigen, was man kann“, sagt Jeff (14). Nervös war er bei seinem Auftritt kaum. „Ich bin jetzt schon zum dritten Mal dabei“, lässt er wissen. „Da ist das nicht mehr so extrem und es hat ja auch alles geklappt, wie geplant.“

Spielstraße mit Melkstation

Marlene (4) ist hingegen ein bisschen nervös. Sie hockt vor einer großen Kuhattrappe und versucht sich daran, das Tier zu melken. Statt Milch spritzt Wasser in den Eimer. Die Zitzen finden sich allerdings an einem originalen Übungseuter. „Das würde so auch an Berufsschulen zum Einsatz kommen“, erklärt Gerald Müller von der Brüdergemeinde Stuttgart. Auch in diesem Jahr hat die freikirchliche Gemeinschaft eine Spielstraße eingerichtet. Melkstation inklusive. Unterhalb der Else Kienle Staffel sausen Bobbycars das sanfte Gefälle hinab. „Noch einmal, dann ist Schluss“, mahnt ein Vater seinen begeisterten Jungen an. Rasch nutzt die ältere Schwester ihre Chance und schwingt sich ebenfalls auf eines der kleinen Fahrzeuge.

Selbstredend ist auch für das leibliche Wohl gesorgt. Wer seinen Durst löschen möchte, unterstützt damit die Abiturienten des Zeppelin-Gymnasiums, die den Getränkeverkauf übernommen haben. Da der Platz überschaubar ist, sind es von der Bier- und Limonadenquelle nur ein paar Schritte bis zum Stand des Gesundheitsamts, das im Rahmen des Projekts „Gesund aufwachsen in Stuttgart-Ost“ über die Gefahren des Alkoholkonsums und die Tücken übermäßigen Zuckergehalts aufklärt. „Wir wollen hier niemandem den Spaß verderben“, betont Christina Pittelkow-Abele. Stattdessen gehe es darum, auf unterhaltsame Weise aufzuzeigen, worauf man achten müsse. „Natürlich ist so ein Fest ein ungewöhnlicher Rahmen“, so die Haushaltsökonomin. „Gerade darin liegt aber auch eine Chance. Man erwischt die Leute in einer anderen Stimmung. Bisher haben wir nur positive Rückmeldung bekommen.“ „Es gibt schon so etwas wie einen A-ha-Effekt, wenn man die 40 Zuckerstücke, die in einer Flasche Cola stecken, wirklich sieht“, ergänzt ihre Kollegin. „Das macht die Sache weniger abstrakt.“

Viele wünschen sich eine grüne Fassade

Um die Visualisierung von Vorstellungen geht es auch unter dem Zeltdach des Amts für Stadtplanung und Stadterneuerung, wo Marion Kauk (CDU) und Ingrid Schwerdtfeger (Grüne) vom Bezirksbeirat Ost die Stellung halten. Hier können sich Festbesucher nicht nur über das Sanierungsgebiet Stöckach informieren, sondern auch selbst gestalterisch tätig werden. Wer mag, darf auf vorgefertigten Karten die Fassade des Gebäudes der ehemaligen Hauswirtschaftsschule in der Hackstraße umgestalten. Unter den Vorschlägen, die bereits zur Begutachtung aufgehängt sind, finden sich mehrfach begrünte Außenwände, ja sogar ein Dachgarten samt Liegestuhl. Vegetation scheint im Osten hoch im Kurs zu stehen. Ebenso wie das Stöckachfest, das sich ein weiteres Mal als gelungenes Miteinander von verschiedener Institutionen, Generationen und Kulturen erwies.