Es herrschten hohe Windgeschwindigkeiten auf der Plattform Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Fast musste der Fernsehturm in Stuttgart am ersten Wochenende nach seiner Wiedereröffnung wegen starken Windes evakuiert werden. Doch der Besucherstrom trotzte dem Schmuddelwetter.

Stuttgart - 15 Stundenkilometer mehr, und der Fernsehturm hätte nur einen Tag nach seiner Wiedereröffnung erneut geschlossen werden müssen. Zumindest kurzzeitig. Doch dann blieb es am Samstag um 18 Uhr bei Windgeschwindigkeiten von etwa 100 km/h. Der Turm schaukelte zwar, aber erst ab 115 km/h schnellen Böen wird es für die Statik bedenklich. „Der Andrang hat unsere Erwartungen bestätigt“, sagt Anette Schmidt vom Fernsehturmmarketing über die 2300 Besucher, die am Samstag (Stand 17 Uhr), und die 1500 Besucher, die am Sonntag gekommen waren.

Kurzzeitig rechnete der Südwestrundfunk (SWR) damit, dass lange Wartezeiten den einen oder anderen Besucher vergraulen könnten. Denn die Aussichtsplattform fasst maximal 320 Personen – wenn die voll ist, müssen die Besucher am Fuß des Turms warten, bis die oben sich am Ausblick sattgesehen haben.

Wer die Wartezeiten nicht in Kauf nehmen wollte, hat seine Eintrittskarte aber nicht umsonst gekauft. „Gekaufte Tickets können ein andermal eingelöst werden“, sagt SWR-Frau Schmidt. Das gilt auch für Karten, die erworben wurden vor der Schließung des Fernsehturms aus Brandschutzgründen. „Auch alte Jahreskarten können gegen neue eingetauscht werden“, sagt Schmidt.

Das 360-Grad-Fernsehturm-Panorama

Viele dürfte es davon aber nicht mehr geben – der SWR hat jährlich gerade mal 50 Dauerkarten verkauft. Allein am Startwochenende der Wiedereröffnung waren es dagegen über 200.

Doch auch viele auswärtige Besucher waren anzutreffen. Und etliche unter ihnen haben überhaupt nicht mitbekommen, dass der Fernsehturm die letzten drei Jahre geschlossen hatte, selbst in aktuellen Reiseführern steht häufig nichts davon. „Jeden Tag kamen Besucher zu uns, die von der Schließung nichts gewusst hatten“, bestätigt Schmidt.

Doch jetzt ist der Besucherbetrieb ja wieder am Laufen. Und nicht nur der SWR, sondern auch die neue Fernsehturm-Gastro, das Leonhardts, ist mit dem Start sehr zufrieden. „Besonders unser Rostbraten kommt gut bei den Gästen an“, sagt Geschäftsführer Fabian Bauer, der auch die Alte Kanzlei in der Innenstadt betreibt.

Unmut äußerte dagegen das Aktionsbündnis Fernsehturmfreunde. Die Gruppe hat an einem Infostand ihre Befürchtungen dargelegt, dass der Fernsehturm durch die Bohrungsarbeiten des Fildertunnels, die im Rahmen von Stuttgart 21 stattfinden, in Schieflage geraten könne. „Der Tunnel führt genau unter dem Turm durch. Wenn während der Grabungen Grundwasser austritt, könnte die Erde aufblähen und den Fernsehturm schwer beschädigen“, sagt Klaus Gebhard, Gründer der Initiative.