Der Fernsehturm als Vergnügungsturm Foto: privat

Trude Schüle aus Murrhardt war mit ihren auswärtigen Besuchern stets gern auf dem Fernsehturm. Als dies nicht mehr möglich war, hat die Frau zu Stift und Papier gegriffen und sich Lösungsvorschläge für einen Rettungsweg ausgedacht.

Degerloch - Mit einer Rutsche den Fernsehturm hinuntergleiten, oder doch lieber den Sprung von oben in eine Art umgedrehten Fallschirm wagen? Bei Trude Schüle ist alles möglich, wenn sie an den Fernsehturm und die Probleme mit dem Brandschutz denkt. ,,Ich bin witzig veranlagt“, sagt die 85-Jährige.

Die Frau aus Murrhardt hat Stuttgarts Wahrzeichen immer gern besucht, sie hat zum Beispiel oft auswärtige Gäste hinaufgeführt. Und als der Fernsehturm für den Publikumsverkehr geschlossen worden ist, ging er ihr nicht aus dem Kopf. Also hat sie ihr Zeichenzeug ausgepackt und ihrer Fantasie freien Lauf gelassen. Die Skizzen, wie man im Notfall doch vom Turm gelangen würde, liegen schon eine Weile bei ihr.

Trude Schüles Bilder sind in einer Ausstellung zu sehen

Der Oberbürgermeister Fritz Kuhn hat den Fernsehturm im April 2013 schließen lassen. Anlass war der mangelhafte Brandschutz. Dem Wahrzeichen auf der Waldau fehlt ein zweiter Rettungsweg. Inzwischen ist bekannt, dass Touristen und Höhenluftliebende in Zukunft wieder mit dem Aufzug auf den Fernsehturm fahren dürfen. Eine Lösung ist gefunden – wenn auch keine zeichnerische, sondern eine technische.

Trude Schüle verschreibt sich seit 30 Jahren gänzlich der Kunst. ,,Ich war eine Zeit lang in Japan, dort habe ich angefangen mit Tusche und der Hilfe einer japanischen Künstlerin, die ich auf der Überfahrt nach Europa kennengelernt habe“, erzählt sie. Mittlerweile hängt ihr Haus voller Bilder, unzählige mehr verstecken sich in Mappen, und fast 1000 Exemplare finden sich bei der Trude-Schüle-Stiftung, die sie vor zehn Jahren gegründet hat.