Die Inversionswetterlage verhindert auf dem Fernsehturm einen klaren Blick auf die Innenstadt von Stuttgart. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Enttäuschte Gesichter am Eingang des Fernsehturms: Die Aussichtsplattform in Stuttgart ist am Silvesterabend so beliebt, das kurz vor Mitternacht die späten Besucher abgewiesen werden.

Stuttgart - Kurz nach 23.30 Uhr hatte die Mitarbeiterin im Eingangsbereich des Fernsehturm für diejenigen, die den Jahreswechsel in luftiger Höhe hoch droben über Stuttgart verbringen wollten, nur noch eine unbefriedigende Antwort parat. „Wir sind leider voll und können keine weiteren Besucher auf die Plattform lassen.“ Auf 300 Besucher war die Zahl der Besucher in der Silvesternacht beschränkt.

„Der Turm war drei Jahre lang bis Anfang dieses Jahres wegen Brandschutzsanierung gesperrt, da blickt man jetzt ganz besonders auf uns“, meinte ein Mitarbeiter der Fernsehturms, der am Silvesterabend seiner Kollegin am Eingang zur Seite steht, als diese selbst Besucher mit Zugangskarte abweisen muss. „Die können sie gerne ein anderes Mal benutzen, aber wir dürfen heute maximal 300 Gäste auf die Plattformen lassen“, erklärt er.

Nachdem in der Cafebar des Fernsehturms zum Jahreswechsel eine geschlossene Feier stattfand - „die war bereits im Oktober restlos ausverkauft“ - war die Nachricht für die zu spät kommenden aber nicht die einzige schlechte Nachricht, mit der die Fernsehturm-Mitarbeitern an der Kasse aufwartete. Besucher, die darauf gehofft hatten, in luftiger Höhe mit Blick auf Stuttgart und das Umland auf das Jahr 2017 anzustoßen, sahen – wenn sie nicht eigene Getränke in Dosen dabei hatten – in die Röhre. Aber auch wer nach 22 Uhr kam, in der Hoffnung einen Fernsehturm-Prosecco zu genießen, der im Shop des höchsten Stuttgarter Bauwerks angeboten wird, wurde enttäuscht. „Tut mir Leid, aber es ist nach 22 Uhr und da dürfen wir keinen Alkohol mehr verkaufen“, so die Dame an der Kasse.

Gut, wenn man dann wie Karin und Manfred Barreiß wenigsten noch zwei Dosen Prosecco im Auto hatte und diese kurzerhand zum Anstoßen mit nach oben nehmen konnte. „Wir waren schon vor der Sanierung einmal auf dem Turm“, erzählt Karin Barreiß. Nachdem der Sohn inzwischen flügge sei und man wieder als Paar gemeinsam etwas unternehmen könne, hatten sich Karin und Manfred Barreis spontan am Samstagnachmittag dazu entschlossen, das neue Jahr auf dem Fernsehturm zu begrüßen. Sie gehörten kurz vor 23.30 Uhr mit zu den letzten, die nach oben durften.

Alkoholverkaufsverbot gilt auch an Silvester

„Eigentlich wollten wir unbedingt den Fernsehturm-Prosecco da oben trinken“, so Manfred Barreiß. Aber auch sein Versuch, die mitgebrachten Dosen gleicher Inhaltsmenge gegen solche mit Fernsehturmabbildung einzutauschen, scheiterte. Barreiß’ finden es schade, dass an einem solchen Tag keine Ausnahme vom in Baden-Württemberg geltenden Alkoholverkaufsverbot gemacht wird.

Manja Schuler und Peter Hofer störte das Alkoholverkaufsverbot weniger. Sie drehten dennoch um und verzichteten darauf, sich über den Dächern von Stuttgart einen Neujahrskuss zu geben. Grund: die Inversionswetterlage. Kurz nach 23 Uhr teilte ein Mitarbeiter des Turms schließlich mit, dass der Blick auf die Stadt inzwischen nicht mehr möglich sei. Aufs Umland habe man zwar eine gute Aussicht, aber von der Stadt dringe kein Licht mehr nach oben. Und ob man dann vom Feuerwerk in der City überhaupt etwas sehe bezweifelte der Fernsehturm-Mitarbeiter. Andere in der Reihe vor dem Ticketcounter, wie Andreas Merkel und seine Freunden war das wiederum egal: „Wir wollen auf jeden Fall nach oben – dafür sind wir gekommen und jetzt machen wir auch keine Kehrtwende.“