Am Freitag am Flughafen: Ab in den Urlaub! Foto: Lichtgut/Schmidt

Der Freitag vor Pfingsten ist jedes Jahr der Großkampftag am Flughafen: So viele Menschen wie an keinem anderen Tag verschwinden in den Urlaub. Tausende fliegen in die Pfingstferien, am Flughafen ist es aber nur zeitweilig stressig.

Stuttgart - Der erste Schwung ist jetzt schon weg. Pünktlich mit Flugbeginn um 6 Uhr haben die Ferienflieger im Fünf-Minuten-Takt abgehoben. Eine gute Stunde später ist es erstaunlich ruhig vor den Schaltern. Da fällt die grasgrün gekleidete Gruppe junger Männer aus Hochdorf doppelt auf. Angeblich wollen sie „zum Radfahren nach Malle“, für vier Tage auf die Balearen-Insel. „Kostet ja fast nichts heutzutage!“, meint einer. Und auch für die sauertöpfische Frage nach dem „ökologischen Fußabdruck“ hat er eine schnelle Antwort: „Ich bin doch kein Vegetarier!“

Maria Mitterutzner findet die Jungs ganz lässig. Die angehende Verkehrsingenieurin arbeitet für die Uni an einer Wartezeit-Analyse, ist derzeit also öfters hier: „Richtig stressig ist es mit den Business-Fliegern. Die hetzen hier durch und haben keine Zeit für Fragen. Urlauber sind viel entspannter.“ Hektisch ist allerdings eine Gruppe, die auf dem Heimweg in die USA ist, denn sie hat sich am Schalter vertan. Germany sei „a beautiful country“, ein schönes Land. Besonders gefallen hat der Schwarzwald. Noren hat als Andenken einen „Bollen-Hat“ gekauft, einen traditionellen Bollenhut.

„Klar, jetzt wollen auch andere in den Urlaub fliegen!“

So langsam bilden sich nun doch diverse Schlangen, was einen System-Ingenieur aus Holland nervös macht: „Die vielen Urlauber! Ich habe in zehn Minuten kaum einen Meter gemacht!“, klagt er und fürchtet, seinen Heimflug zu verpassen. Die junge Frau und ihr Freund aber bleiben vor dem Schalter via Porto ganz entspannt: „Klar, jetzt wollen auch andere in den Urlaub fliegen! Da kommt man halt früher. Was soll der Stress?!“

Die Frau vom Service, die schon „viel Trubel und Chaos“ mitgemacht hat, ist ein wenig überrascht: „Es läuft. Aber wir haben mit mehr gerechnet.“ Auch das Trio von der Polizei, das kontinuierlich seine Runden läuft, teilt den Eindruck: „Also überlastet ist der Airport heute offensichtlich nicht!“, stellte einer von ihnen fest. Der Frau von „Sonnenklar“ ist sogar ein bisschen langweilig: „Hier ist heute ja gar nichts los!“ Spanien, Türkei, Griechenland. Die Klassiker eben. Aber auch Ägypten sei wieder ein begehrtes Reiseziel. Sogar völlig ausgebucht, weiß die Dame von Alltours.

„Morgens um Acht das erste Hefeweizen“

An der Sicherheitskontrolle von Terminal 3 wird eine Wartezeit von zehn Minuten angezeigt. Aber auf die Uhr schauen die 15 jungen Männer aus einem Weindorf bei Heilbronn sowieso nicht: „Junggesellen-Abschied auf Malle“, für zwei Nächte. Die Kumpels haben das eingefädelt, klammheimlich. Mit der Braut, mit dem Chef des Bräutigams, der heute eigentlich Nachtschicht hätte und frühmorgens aus dem Bett geholt wurde: „Jetzt ist andere Nachtschicht! 18 Stunden Arbeit am Glas! Und morgens um Acht das erste Hefeweizen und keine Frau im Kreuz, die meckert!“

Der Holländer hat nach 30 Minuten „zehn Meter gemacht, und jetzt bin ich mittendrin!“ Eine Insel für sich sind die besonders leisen Kids der Kantorei Pforzheim am Start ihrer Konzertreise nach Vilna. Sie sitzen auf dem Boden, während an allen Sicherheitsschaltern die Wartezeit auf unter drei Minuten abgeschmolzen ist. Und der Holländer hat seinen Flieger auch gekriegt.