Die Württembergischen Staatstheater und die VfB-Stiftung kooperierten für ein Ferienprogramm. Das gab es so noch nicht. Auf die 40 Kinder warteten neben Theater und Fußball auch zwei Überraschungsgäste.
Initiiert von der VfB-Stiftung, haben sich das größte Drei-Sparten-Haus Europas und der größte Sportverein Baden-Württembergs in diesen Tagen zusammengetan. Beim Feriencamp am oberen Schlossplatz konnten 40 Kinder und Jugendliche von Montag bis Donnerstag (14. bis 17. April) in die Welt des Sports und der Kultur eintauchen. Einerseits sollte die Vielfalt der künstlerischen Sparten und Werkstätten der Staatstheater vermittelt werden, andererseits wurde auf dem benachbarten Platz des Königin-Katharina-Stifts Fußball gespielt. Neben dem Tagesprogramm wurden die Teilnehmer am Mittwoch von Alexander Nübel und Rocío Alemán besucht.
An eben diesem Morgen wurde den Kindern mitgeteilt, das ein Überraschungsgast kommen würde. Wer es ist, wurde noch nicht verraten. Die 40 Kinder wurden an den Tagen in zwei 20er-Gruppen aufgeteilt. Ein Team machte morgens Theater und spielte mittags Fußball, das andere entsprechend umgekehrt. Schon in der gemeinsamen Pressemitteilung wurde beschrieben, dass die Jungs und Mädchen „auch aus Familien kommen, denen die Teilnahme an solchen Angeboten oftmals nicht möglich ist“. So waren auch Geflüchtete sowie Kinder aus dem „Olgäle“ dabei.
Fußball und Kultur
Ingmar Volkmann, Referent für Öffentlichkeitsarbeit des Geschäftsführenden Intendanten beim Staatstheater Stuttgart, erzählte von zwei ersten Tagen, die super waren. Auch er hebt die Besonderheit dieser Kooperation hervor, gerade auch mit den Pädagogen, die es in jeder Sparte des Württembergischen Staatstheater gibt. Es geht darum, mit den Händen und den Füßen zu arbeiten. Zwischen Maske, Malsaal, Rüstmeisterei und dem Fußballplatz des Königin-Katharinen-Stift. Neben dem Theaterspielen war die Zeit beim Rüstmeister für viele Kinder das Highlight der Workshops des Staatstheaters. „Das sah so echt aus“, heißt es zum Theaterblut. Dazu kam das Bogenschießen, den Kindern wurde der Flammenwerfer gezeigt und sogar Pyrotechnik - „das hat geknallt“. Unter den Kindern war der Fußball über die vier Tage aber noch etwas beliebter.
Noch abgelenkt von den Übungen mit den beiden Trainern der VfB-Fußballschule warteten die ersten 20 Kinder gespannt auf den Überraschungsgast. Bei traumhaftem Wetter mit Sonnenschein und angenehmen 20 Grad wurde nach der Mittagspause ab 12:45 Uhr wieder auf dem Platz mit Käfig-Charakter gekickt – natürlich in den T-Shirts zur Kooperation zwischen dem Staatstheater und der VfB-Stiftung. In zwei Gruppen wurden verschiedene Trainingsformen durchgeführt, bei denen Hütchen, kleine und große Tore zum Einsatz kamen. Auch hier hatten die Kinder viel Freiraum. Die Übungen folgten zwar einem klaren Ablauf, boten jedoch genug Spielraum, um kreativ eigene Lösungen zu finden – sei es beim Torabschluss oder beim Verteidigen. Die Teilnehmer waren konzentriert bei der Sache und nahmen die Aufgaben mit Begeisterung an.
Vom Fußball-Camp zum Profi
Um 13 Uhr kam dann der erste Überraschungsgast auf den Fußballplatz des Königin-Katharina-Stifts: Alexander Nübel. Der Torhüter des VfB Stuttgart wird mit „Nübel“-Rufen begrüßt, fast, wie man sie aus den Heimspielen des VfB in der MHP Arena kennt. Fußball wurde dann zwar nicht gespielt, aber die Kinder konnten dem deutschen Nationaltorwart Fragen stellen und bekamen natürlich ihre Autogramm- und Fotowünsche erfüllt. Hier blickt Nübel auch zurück auf den Einzug in das Finale des DFB-Pokals am Mittwoch, dem 2. April. Das war eines seiner härtesten Spiele, meint er. Danach war er wirklich ein, zwei Tage kaputt, was er so schon lange nicht mehr hatte. Auch wegen der Anspannung, dem großen Ziel des Finales in Berlin und weil die letzte Zeit insgesamt sehr anstrengend war. Den Pokal will er mit der Unterstützung der ganzen Stuttgarter gewinnen.
Wie uns Alexander Nübel verriet, führte auch sein Weg in den Profifußball über ein Fußball-Camp, als er noch ein Kind war: „Ich habe das Camp zum Geburtstag bekommen. [...] Dann haben sie danach meine Eltern gefragt, ob ich mal zum Probetraining zum SC Paderborn komme. Da war ich natürlich sehr nervös, aber ich habe mich riesig gefreut.“ Im Jahr 2005 wechselte er in den Jugendbereich des SCP, wo er zur Saison 2014/2015 dann in den Profikader aufstieg. Als er für das Ostercamp angefragt wurde, war es „ohne Zweifel, dass ich es direkt machen wollte“. Es ist ein schöner Nachmittag und eine schöne Abwechslung für ihn. Dazu erinnert Nübel sich: „Ich weiß ja selbst, wie es früher für mich war, als Profis zu solchen Camps gekommen sind. Die Freude, die ich früher gehabt habe, kann ich mit ganz wenig Aufwand so weitergeben.“
Zum Gruppenfoto auf dem Fußballplatz kam dann sogar noch ein weiterer Überraschungsgast hinzu: Rocío Alemán. Die erste Solistin des Stuttgarter Balletts posiert mit Nübel und den Kindern vor dem Tor. Weiter ging es dann, etwa um 13:30 Uhr, zur zweiten Gruppe, die bei einem Workshop im Staatstheater vom VfB-Keeper überrascht wurde. Immer mit einem Lächeln auf dem Gesicht, beantwortet der 28-Jährige auch hier die Fragen der Kinder, schreibt Autogramme und macht Fotos. Ein besonderer Wunsch ist eine Videobotschaft von Nübel für einen WhatsApp-Kanal eines Jungen, in dem es natürlich auch über den VfB Stuttgart geht. Stolz erzählt ein weiterer Junge, das er in der Fußballsimulation „EA FC“ mit der Karte des VfB-Torhüters spielt.
Positives Fazit und Zukunftspläne
Steffen Lindenmaier, Geschäftsführer der VfB-Stiftung, zeigte sich auch begeistert: „Wir hatten sehr erfolgreiche Camp Tage. Das macht man auch immer vom Feedback der Kinder abhängig und wir haben viele strahlende Gesichter gesehen.“ Man wusste, dass man mit top motivierten Menschen zusammenarbeitet und trotzdem habe man bei der Premiere keine Garantie. „Vor allem auch, weil man nicht weiß, wie die Kinder es annehmen mit diesem kulturellen Aspekt. Es ist nicht alltäglich, dass die Kinder in diesem Alter mit solchen Themen in Berührung kommen“, sagt Lindenmaier. Und das Camp in den Osterferien ist nur der Anfang: „Die nächste Aktion der Kooperation wird sein, dass sich die Württembergischen Staatstheater bei unserem Projekt „Bildungsrallye“ einbringen, in Form von Workshops, die die Schulen dann buchen können. Dann wird es sukzessive weitergehen, was natürlich auch die Wiederholung des Camps im nächsten Jahr beinhaltet.“
Aktuell gibt es 19 Projekte unter dem Dach der im Juli 2023 gegründeten VfB-Stiftung. Das Ziel ist es, in der Stadtgesellschaft sichtbar zu sein und Verantwortung zu übernehmen, indem man soziale Aktivitäten durchführt. „Unsere Stiftung möchte Kindern nachhaltig Werte vermitteln und das am liebsten im Herzen der Stadt Stuttgart“, so Alexander Wehrle, Vorstandsvorsitzender des VfB Stuttgart, in der Pressemitteilung.