Bei der Kontrolle an der Raststätte wiegt die Polizei Wohnwagen. Foto:  

Die Polizei prüft an der Raststätte Sindelfinger Wald, ob Wohnwagen auf dem Weg in den Süden richtig beladen sind. Viele Touristen packen zu viel in den Anhänger.

Stuttgart - Die Urlaubskarawane rollt gen Süden, und die Polizei hat ein Auge darauf, wie schwer die Blechlawine ist, die sich am ersten Ferientag in Bewegung setzt: An der Autobahnraststätte Sindelfinger Wald hat das Ludwigsburger Polizeipräsidium eine Großkontrolle anberaumt. Vor allem Familienkutschen mit Wohnwagen und Wohnmobile ziehen die Polizisten kurz vor Stuttgart raus und bitten zum Kontrollwiegen.

Der Gatte weiß genau, was Ehefrau und Familienhund auf die Waage bringen: zusammen 75 Kilogramm. Das will die Autobahnpolizei am Donnerstagnachmittag von den Urlaubern wissen, die aus Miltenberg in Franken kommen und auf dem Weg nach Zürich sind. Denn wenn Frau und Hund von der Gassirunde zurück sind, kommen ihre 63 (Frau) plus zwölf Kilogramm (Hund) dazu zum Gesamtgewicht des Wohnmobils. Das hat 60 Kilogramm über der zulässigen Gesamtlast, das ist laut der Polizei „im Rahmen der Toleranz“. Familienvater Gerhard Hübenthal hätte sonst auch eine Lösung gehabt. Die Überlast, die etwa dem Gewicht seiner Frau entspricht. wäre zu beseitigen gewesen, indem er Wasser aus den 200-Liter-Tanks des Wohnmobils ablässt. Aber das muss bei so wenig Differenz Gesamtlast nicht sein.

Umpacken in der Mittagshitze ermöglicht die Weiterfahrt

Weniger entspannt ist eine Familie aus dem Neckar-Odenwald-Kreis. Sie hat ein größeres Problem, nämlich genau 250 Kilogramm Überlast im Wohnwagen. Auf dem Weg gen Italien stoppt die Polizei das Gespann und findet das heraus. Die Mutter muss in brütender Hitze in den Anhänger und nach schwerem Gepäck suchen, während der Vater die Aufgabe hat, das aussortierte Zeug im Auto unterzubringen. Die Kinder auf der Rückbank staunen nicht schlecht, schließlich steht im Kofferraum des Kombis schon ein ganzer Kühlschrank für den nötigen Luxus auf dem Campingplatz. Und trotzdem, der Papa kann es richten: Palettenweise Bier und fertig gemischten Hugo schleppt er in den Kombi, der dadurch kein bisschen in die Knie geht. Dann noch das Vorzelt und andere Campingutensilien, und der Wagen besteht das Wiegen im zweiten Anlauf: Mit gut 100 Kilo weniger liegt das Gewicht des Wohnanhängers im Toleranzbereich.

Was für Flugpassagiere beim Kofferpacken nicht wegzudenken ist, machen die wenigsten Caravanurlauber: „Kaum jemand wiegt den Anhänger vor der Abfahrt“, sagt Marion Späth von der Verkehrspolizei. Einen Wohnwagen zu überladen, das passiere sehr schnell: „Man hat viel Stauraum, aber selten eine sehr hohe erlaubte Gesamtlast“, erläutert die Beamtin. Bei Autos sei das anders, da könne man „ordentlich einladen“, die zulässige Gesamtlast sei kaum zu erreichen. Wer jedoch mit 21 Prozent zu viel im Wohnwagen erwischt wird, der muss auch 95 Euro bezahlen. „Auch wenn das Problem im vorliegenden Fall gelöst werden konnte, kommen wir bei so einer Abweichung um eine Anzeige nicht herum“, sagt die Polizistin. Marion Späth hat Tipps, wo man das Gewicht des Wohnwagens kontrollieren lassen kann: Prüfgesellschaften wie Tüv und Dekra hätten meist Fahrzeugwaagen, außerdem werde man beim Kompostwerk oder Baustoffhändler fündig. Der kurze Abstecher dorthin spare den Ärger des Umpackens sowie die Bußgeldzahlung im Falle einer Kontrolle. „Außerdem ist es sicherer, ein zu schwerer Anhänger schiebt beim Bremsen und verlängert so den Bremsweg.“

Die Polizei rät, vor der Abfahrt den Anhänger auf die Waage zu stellen

„Die Kontrollen sind auf jeden Fall notwendig, erfahrungsgemäß ist ein Viertel der Wohnwagen zu voll“, sagt der Polizeioberkommissar Alexander Schäufele, der Kontrollgruppenleiter bei dem Einsatz. Normalerweise sind bei solch einer Überprüfung zwei bis drei Streifen im Einsatz, am Donnerstag sind es 14 Beamte plus vier Motorräder, welche die Gespanne von der Straße auf die Raststätte geleiten. „Wir wollten zum Ferienauftakt auch präventiv ein Zeichen setzen“, erläutert Schäufele. Und: Wer auf der Hinreise in einer Kontrolle auf die richtige Ladung aufmerksam gemacht werde, wisse, was er auf dem Heimweg an Souvenirs zuladen könne.