Ferdinand Piech Foto: AFP

Er hatte alle Macht, um sein Lebenswerk zu gestalten und an die nächste Generation zu übergeben. Doch an dieser wichtigste Aufgabe im Leben eines Managers ist Ferdinand Piëch gescheitert.

Stuttgart - Am Ende hatte selbst Betriebsratschef Bernd Osterloh Mitleid mit Ferdinand Piëch. Man müsse doch auch sehen, dass Piëch den Konzern einst groß gemacht habe, erklärte der Arbeitnehmervertreter, den mit dem Ex-VW-Patriarchen seit dessen Attacken gegen den früheren Konzernchef Martin Winterkorn nicht mehr viel verbindet. Die Aussage sollte offenbar dazu beitragen, Piëch auch heute, da er vor den Trümmern seines Lebenswerks steht, noch ein Mindestmaß an Respekt entgegenzubringen. Doch sie sagt viel über die Situation aus, in die Piëch sich in einer Mischung aus Wut und Selbstüberschätzung gebracht hat. Dass die höchste Form des Respekts, die man ihm entgegenbringen kann, heute in Mitleid besteht, hätte sich vor zwei Jahren noch niemand vorstellen können.

Die wichtigste und schwierigste Entscheidung im Leben eines Managers ist die über seine eigene Nachfolge. Piëch ist nicht der erste und er wird auch nicht der letzte sein, der nach einen unglaublich erfolgreichen Berufsleben an dieser Frage scheitert. Piëch war als Führungskraft extrem schwierig – er demütigte Manager nach Belieben in aller Öffentlichkeit, wenn sie ihm zu schwach oder zu stark waren. Doch am Ende überschätzte Piëch seine Macht und wurde auf eine ähnlich brutale Weise abserviert wie er selbst es immer wieder getan hatte.

So wichtig es ist, dass Manager auch harte Entscheidungen treffen, so wichtig ist es, dass sie als Person Akzeptanz finden. Diesen Grundsatz hatte bereits Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking vernachlässigt, als er VW erobern wollte. Es ist bitter, dass Piëch nun Jahre später in die gleiche Falle getappt ist. Wenn einer die Chance hatte, seinen Abgang nach eigenen Wünschen zu gestalten, dann war es Piëch. Er hat sie nicht genutzt.

klaus.koester@stuttgarter-nachrichten.de