Die 1996 gegründete Initiative mit 118 Mitgliedern finanziert sich vor allem aus Geldauflagen der drei Amtsgerichte im Rems-Murr-Kreis sowie aus Spenden und Beiträgen. Foto:  

Die Initiative Sicherer Landkreis (ISL) ehrt zwölf mutige Mitbürger, darunter sind auch zwei Fellbacher.

Fellbach - Wegschauen wäre für Felix Maier ganz einfach gewesen. Als der 45-Jährige vor zehn Monaten einen Einbrecher ins Haus seines Nachbarn einsteigen sah, entschied er sich aber dafür, aktiv zu werden. Felix Maier verfolgte den Flüchtenden und stellte ihn: „Ich habe ihn gepackt. Das hätte ich vielleicht besser nicht machen sollen.“ Sein Gegenüber wehrte sich nämlich und sprühte dem Fellbacher Reizgas ins Gesicht. Da musste Felix Maier der Straftäter ziehen lassen: „Ich warte darauf, dass noch mal einer kommt, dann mache ich es besser.“

Der Fellbacher Polizeichef Klaus Auer sagt den Helfern, wie man es noch besser machen kann

Was besser machen bedeutet, erläuterte der Fellbacher Polizeichef Klaus Auer, der in Personalunion Präsidiumsmitglied bei der Initiative Sicherer Landkreis (ISL) Rems-Murr ist, anlässlich der Mitgliederversammlung seines Vereins: „Riskieren Sie keine Selbstgefährdung angesichts eines möglicherweise gewaltbereiten Täters, prägen Sie sich die Personenbeschreibung ein und rufen Sie schnellstmöglich die Polizei.“ Zusammen mit seiner Vereinskollegin Claudia Maurer-Bantel und dem ISL-Geschäftsführer Erich Apperger ehrte Klaus Auer insgesamt zwölf Bürger aus dem Rems-Murr-Kreis, die andere Bürger aus schwerer Gefahr gerettet oder zur Aufklärung von Straftaten beigetragen haben.

So sorgte erst kürzlich eine Serie von Sachbeschädigungen für Schlagzeilen. In der Fellbacher Maicklerstraße beobachtete Rolf Mai, wie ein Mann die Außenspiegel von drei Autos abtrat. Er verfolgte den Täter und verständigte die Polizei. Nach einer kurzen Verfolgungsjagd konnten Ordnungshüter den Mann einholen und überwältigen. Bei dem Handgemenge wurden mehrere Polizisten leicht verletzt. Nachdem der Fall in der Zeitung veröffentlicht worden war, meldeten sich insgesamt 18 Menschen, deren Autos in gleicher Weise beschädigt worden waren.

Viel Schlimmeres verhindert haben Roland Dittmer und Michael Winkler, die unter Lebensgefahr zehn Bewohner eines brennenden Hauses in Beutelsbach retteten. Vorbildlich handelten auch Eva Geiger, Tanja Hahn, Ivonne Schiele, Petra Hänger, Marcel Hagmann, Yanus Yilmaz, Sebastian Fischer und Marcus Schmollinger.

Auer: „Unser Verein setzt sich für Kriminalprävention im weitesten Sinne ein

„Unser Verein setzt sich für Kriminalprävention im weitesten Sinne ein“, sagt Klaus Auer. Die 1996 gegründete Initiative mit 118 Mitgliedern finanziert sich vor allem aus Geldauflagen der drei Amtsgerichte im Rems-Murr-Kreis sowie aus Spenden und Beiträgen. Im vergangenen Jahr kamen so knapp 58 000 Euro zusammen, seit der Gründung waren es etwa 550 000 Euro.

Das Geld fließt in verschiedene Präventionsprojekte, vor allem in die Aktion Kita 2020. Bereits im Kindergarten soll sie dafür sorgen, dass Gewalt keine Chance hat. Besonders berücksichtigt werden dabei die kulturellen Unterschiede zwischen den Kindern. Jährlich machen etwa zwölf Kindertagesstätten mit. Für Mädchen und Frauen bietet die ISL mehrere Seminare, die vor Gewalt schützen sollen und in denen neben rechtlichen Grundlagen auch Selbstverteidigungstechniken vermittelt werden. Zudem helfen Seniorenberater mit Rat und Tat, um ältere Menschen vor Trickbetrügern zu bewahren.

Für Felix Maier hatte sein Einsatz neben der mit einem kleinen Einkaufsgutschein verbundenen Ehrung übrigens einen weiteren positiven Effekt: „Jetzt bin ich mit dem Nachbarn besser bekannt.“