Der Spitzenwengerter Rainer Schnaitmann aus Fellbach ist auch Hobby-Fotograf. Mit zwei kuriosen Landschaftsaufnahmen vom Fellbacher Hausberg führt er manchen Betrachter auf den Holzweg. Doch wie sind diese Aufnahmen entstanden?
Er gehört sicher zu den herausragenden Persönlichkeiten im Remstal. Immerhin ist der Fellbacher Rainer Schnaitmann Chef eines weithin bekannten Weinguts. Im Dezember wurden der Vorzeige-Wengerter sowie auch das ebenfalls in Fellbach beheimatete Weingut Gerhard Aldinger im Weinführer von Gerhard Eichelmann herausragend bewertet und „mit fünf Sternen zu Weltklassebetrieben geadelt“, wie unser Wein-Fachredakteur vor etwa acht Wochen diagnostizierte.
Doch nicht nur als Weinmacher kann der 56-Jährige Bestleistungen vorweisen, sondern auch als Fotograf. Dies offenbarte sich einmal mehr vor einigen Tagen, als Schnaitmann wie schon in vergangenen Jahren an Stammkunden und ausgewählte Kontaktpersonen einen Jahreskalender verschickte. Zu sehen sind dort erlesene Luftaufnahmen, vorwiegend von den vom Fellbacher Weingut bearbeiteten Rebflächen.
Schneemotive von den Fellbacher Weinbergen
Auch unsere Redaktion erhielt ein derartiges Exemplar in den Ausmaßen 42 auf 23 Zentimeter (Höhe mal Breite). Entsprechend dem Jahresverlauf war der Kalender mit zwölf Monatsmotiven ausgestattet. Bei der schnellen Draufsicht sind da etwa für Januar und Februar wunderbare Schneemotive beim winterlichen Rebschnitt im Gebiet „Amsel“ oder der Blick über die Endersbacher Klingen, Strümpfelbach und Stetten zum Kappelberg und Fellbach zu sehen.
Erst später fand sich die Gelegenheit, auch einige Monate in die Zukunft zu blicken. Beim April wurde der erfahrene Redakteur dann stutzig: Die Drohne hat sich offenbar auf den Höhen des Kappelberg positioniert, das Foto zeigt in der Ferne eindeutig Fellbach, mit seinem kleinen Hochhaus an der Esslinger Straße im Westen und dem 107 Meter hohen Schwabenlandtower im Osten. In der Nähe dann am Hang die Weinreben – und mittendrin ein türkis glänzendes großes Wasserreservoir.
Das Rätselraten ließ sich auch im innerredaktionellen Austausch nicht klären: Wo genau könnte sich dieses Becken denn befinden? Eigentlich war man durch zahlreiche Spaziergänge oder gar (lange zurückliegende) schweißtreibende Joggingeinheiten der Meinung, den Fellbacher Hausberg ganz gut zu kennen. Doch selbst die in Fellbach aufgewachsene Redaktionsassistentin konnte den Mini-See nicht verorten.
Locker weitergeblättert, erkannte man dann auf einem anderen Motiv gar ein noch größeres Gewässer, diesmal eher Richtung Luginsland gelegen.
Des Rätsels Lösung offenbarte sich dann auf der letzten Seite des Kalenders. Denn die beiden Fotos trugen die Anmerkung „Aprilscherz“, versehen mit der Ergänzung: „Neues ENBW-Projekt beinhaltet zwei Speicherseen zur Energiespeicherung, Bewässerung und Tourismusentwicklung am Kappelberg.“
Damit hat Schnaitmann die lokale Journaille ganz schön auf die falsche Fährte geführt: Dass das Aprilmotiv ein ebensolcher Scherz sein könnte, hatte man beim spontanen Blick aufs Foto nicht auf dem Schirm, vielmehr an den eigenen geografischen Kenntnissen gezweifelt.
Auf Nachfrage erläutert Foto-Schelm Schnaitmann, dass die Idee zu diesem Jokus aus einer spontanen Spaßlaune entstanden sei, gedacht „als Gag“. Die Drohne, mit der er die Fotos aufgenommen hat, habe er sich nach einem Unfall mit seinem Traktor im Weinberg 2020 angeschafft. Für den Aprilscherz hat Schnaitmann die Original-Abbildungen dann per Fotoshop und einer neuen Künstlichen Intelligenz (KI) frisiert. Aufnahmen von völlig andernorts gelegenen Speicher- beziehungsweise Badeseen montierte er einfach ins Kappelbergmotiv rein, „das ging leicht und hat keine Stunde gedauert“.
Realistisch ist ein Speichersee dort nicht
Real umsetzbar wäre ein solcher, eigentlich durchaus sinnvoller Speichersee auf dem Fellbacher Berg allerdings nicht, meint Schnaitmann. Es bestehe dann doch die Gefahr, dass Orte wie Luginsland „geflutet“ würden.
Seine Stammkunden freuen sich jedenfalls über diesen fotografischen Drohnen-Spaß. Mal sehen, was Schnaitmann dann in etwa zehn Monaten einfällt und ob ihm im 2026er-Kalender ein ähnlich gelungener, auch Redakteure foppender, täuschend echter Coup gelingt.