Alle Arbeiten sind eingestellt: Die Maschinen in der Produktion der Firma Stambera werden versteigert. Foto: Roland Böckeler

Aus der vorläufigen Insolvenz des Fellbacher Unternehmens Stambera ist eine endgültige geworden. Der Großteil der Mitarbeiter hat das Haus verlassen, wenige Kräfte wickeln den Betrieb ab. Die Chefin geht beruflich einen überraschenden Weg.

Fellbach - Es ist auffallend ruhig bei der Fellbacher Firma Stambera Verpackungsmaschinen, kein Laut dringt aus der Montagehalle. Hier arbeitet keiner mehr, auch die meisten Büros sind leer. Aus der vorläufigen Insolvenz, die im vorigen November bekannt wurde, ist eine endgültige geworden, die am 29. Januar angemeldet wurde.

Von zuletzt 13 Mitarbeitern sind nur noch vier im Hause

An jenem Tag gab es die letzte Betriebsversammlung – und Kündigungen. Insolvenzbedingt beträgt auch bei langjährigen Mitarbeitern die Kündigungsfrist maximal drei Monate. Das Arbeitsamt übernimmt einen Großteil der ausstehenden Gehälter. Die meisten Leute wurden freigestellt und befassen sich mit ihrer beruflichen Zukunft. Von zuletzt 13 Mitarbeitern sind nur noch vier im Hause, ihre Aufgabe ist die Abwicklung des Betriebs in der Erich-Herion-Straße.

Die Stambera Verpackungsmaschinen GmbH, 1974 gegründet und seit 1993 in Fellbach ansässig, gilt als Spezialist für individuelle Anlagen, mit denen Waren vollautomatisch auf Paletten gestapelt und für den Transport verpackt werden. Die sogenannten Palettierer stehen nahezu überall auf der Welt. Doch immer mehr Kunden wollen keine Einzelmaschine mehr, sondern komplexe Verpackungsstrecken – was ein Unternehmen in der Größe wie Stambera nicht stemmen kann. Auch krankte es an Servicekräften, die auf Montage gehen und Verantwortung übernehmen. Die Geschäftsführerin Steffi Stambera wird am Donnerstag ihre letzte Geschäftsreise antreten. In Wien ist ein Großkunde, der sich auch darum sorgt, wer seine Maschinen künftig wartet.

Zwei Unternehmen haben ihr Interesse signalisiert

Trotz des bekannten Insolvenzverwalters Ilkin Bananyarli von der Pluta-Rechtsanwaltsgesellschaft, der auch eine Investorenlösung für den Fellbacher Gewa-Tower eingefädelt hatte, ist es nicht gelungen, eine Firma zu finden, die Stambera als Ganzes übernimmt. „Möglich sind aber noch Asset-Deals“, sagt Steffi Stambera, also der Verkauf einzelner Firmenbestandteile. So könnten Konstruktionsdaten interessant sein, auch der Kundenstamm hat seinen Wert. Im Gegensatz zur Komplettübernahme gehen damit keine Verpflichtungen, etwa zur Gewährleistung, auf den Käufer über. Zwei Unternehmen haben ihr Interesse signalisiert. Die Palettierung könnte beim Größeren von beiden das Portfolio ergänzen, die Firma ist aber nicht in der Region. Für die Fellbacher Mitarbeiter, kaufmännische und technische, zum Beispiel Konstruktionsmechaniker, gibt es deshalb dort keine sinnvollen Optionen.

Für März ist in Fellbach eine Versteigerung geplant. Maschinen aus der Werkstatt, die Büroausstattungen und Fahrzeuge kommen unter den Hammer. Leid tut es Steffi Stambera um das „gut bestückte“ Ersatzteillager. Das wird mutmaßlich verschrottet. Durch den Schredder gehen auch „rund 600 Aktenordner“, wie sie sagt. Nur gesetzlich vorgeschriebene Dokumentationen bleiben erhalten. Der Rest wird aufwendig vernichtet – der Datenschutz muss eingehalten werden.

Das eine oder andere ehrenamtliche Engagement wird aus zeitlichen Gründen dran glauben müssen

Steffi Stambera sitzt in diesen Tagen viel am Schreibtisch. „Wir werden das Unternehmen schließen“, sagt sie einem Anrufer. Kunden und Lieferanten werden nun offiziell über das Ende informiert. Mancher Abschied ist ein herzlicher, Kontakte sind über Jahrzehnte gewachsen. Einer kam extra aus Köln angefahren, um sich persönlich zu verabschieden. Die vorgesehene Überarbeitung der Homepage hat sich erledigt. Statt neuer Texte für die Onlinepräsenz formuliert Steffi Stambera Zeugnisse, die die alte Belegschaft für Bewerbungen benötigt.

Wohl Ende März gehen die Lichter bei der Firma in Fellbach ganz aus. Die 48-jährige Chefin, Diplom-Betriebswirtin, geht beruflich einen ungewöhnlichen Weg. Sie wird wieder Studentin: Informatik an der Hochschule für Technik soll es sein, nach sieben Semestern stünde ein Abschluss als Bachelor an. Ein „männerlastiger Studiengang“, wie die Fellbacherin weiß, aber sie sei es gewohnt, sich in der von Männern dominierten Technikwelt zu behaupten. Sie sieht sich mittelfristig als Schnittstelle „zwischen Mensch und Maschine“, wie sie sagt, zwischen Programmierung und Produktion.

Das eine oder andere ehrenamtliche Engagement wird aus zeitlichen Gründen dran glauben müssen. Aber der Fellbacher Industrievereinigung, dem Gleichstellungsbeirat und der Jugendtechnikschule wird sie zunächst erhalten bleiben. Mit Freude blickt Steffi Stambera derweil auf einen Urlaub. „Zwei Wochen ohne geschäftliche E-Mails“ sind ihr kleiner Lichtblick, wenn sich die Pforten des Unternehmens endgültig schließen.