Schmid Jan verkauft auch Streitäxte in der Alten Kelter Foto: Michael Käfer

Gut 40 Stände aus ganz Deutschland, Tschechien und Ungarn haben auf dem Mittelaltermarkt in Fellbach für entsprechendes Flair gesorgt. Es gab eine Feuershow, derbe Klänge und sanfte Weisen.

Fellbach - Am späteren Abend wurde es in der Alten Kelter beim Fellbacher Umschlag etwas derber. „Gott ist mein Zeuge. Ich habe gesagt: Schickt die Kinder weg“, rief Lupus seinem Publikum zu. Der Gaukler, Possenreißer und Sprücheklopfer bot neben einigen nicht jugendfreien Witzen auch bemerkenswerte künstlerische Leistungen. Die Feuershows hatten zu früherer Stunde vor der „Kathedrale aus Holz“ stattgefunden. Abends unterm Hallendach mussten sich die etwas spärlichen Zuschauer des Mittelaltermarkts jedoch aus Feuerschutzgründen die Flammen an die fünf rotierenden Keulen dazu denken. Gemeinsam mit der Band „Skalden“ bestritt Lupus das Abendprogramm am Samstag. „Wir machen brachial interpretierte mittelalterliche Musik“, sagte Gulrott von Duremundestadt, der Skalden-Frontmann. Der Künstlername des Darmstädters deutet es an: Das unter anderem mit Drehleier, Schlagwerk und Davul auftretende Quintett stammt aus dem Rhein-Main-Gebiet.

Sarper Kara produziert Schuhe. Foto: Michael Käfer
Gar international waren die gut 40, zumeist erstmals in Fellbach vertretenen Stände von Händlern, Handwerkern, Wahrsagerinnen und anderen Akteuren besetzt. Jan der Schmid beispielsweise kam aus Tschechien nach Fellbach. Dolche, Schwerter, Streitäxte und Helme fanden sich an seinem Stand so zahlreich, dass man damit eine ganze Kompanie hätte ausrüsten können. „Alle Waffen sind stumpf“, beruhigte der Mann mit der typischen Gestalt eines Schmids. Wer ihn sich jedoch als Einzelkämpfer vorstellt, der irrt. 20 Schmiede hämmern in der Heimat an dem historischen Kriegsgerät aus Federstahl, das bei Kampfvorführungen begehrt ist.

Sichtlich Mühe hat sich der neue Veranstalter des Fellbacher Mittelaltermarkts, die Agentur Sündenfrei, damit gegeben, ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen. „Die Verweildauer ist lang, das bedeutet, dass es den Leuten gefällt“, sagte der Marktleiter Thomas Zierfuß. Neben den derben Klängen der Skalden waren auch zarte Weisen von der Harfe zu hören. „Walter von der Heide“ kletterte mit seinem Haus aus Spielkarten mitten im Markttreiben bis unters Hallendach. Nicht nur junge Besucher, für die etliche Attraktionen geboten waren, sondern auch Erwachsene begeisterte Eisenhans. Nach erfolglosen Versuchen des Publikums verbog der Muskelmann mal eben ein Hufeisen und stemmte gleich elf Kinder auf einmal in die Höhe. „Wir machen ein familienfreundliches Programm“, sagte Thomas Zierfuß, ein Unterfangen, das getrost als gelungen angesehen werden darf. Sehr bemüht war der Profi, der bereits seit rund 15 Jahren in der Mittelalterbranche arbeitet, die Auflagen der Hausherren einzuhalten. Recht früh am Abend war Schluss und beim Ritterturnier verhinderte ein Teppich weitere Scharten im Kelterboden.

Für das typische Gepräge des Marktes sind vor allem die Handwerker zuständig. Sarper Kara etwa, der Schuhmacher aus dem hessischen Nidda. Oder Christine Heim, die viel Interessantes über ihre ungarischen Reiterbögen erzählen kann.