Der Reuteweg als Schleichweg durch die Fellbacher Weinberge gen Rotenberg ist beliebt. Foto: Dirk Herrmann

Der Reuteweg zwischen Fellbach und dem Stuttgarter Stadtteil Rotenberg entwickelt sich immer mal wieder zu einer „Hauptverkehrsader“ durch die Weinberge. Und das kann für Autofahrer teuer werden.

Eigentlich haben Automobile zwischen Rebhängen nichts zu suchen – wenn man einmal von den Profis absieht, also Wengerter, Förster oder Ordnungsbeamte, die nach dem Rechten schauen. Gelegentlich werden Zuwiderhandelnde von der Polizei verfolgt, wie bei einer waghalsigen Flucht im vergangenen November in den Winnender Weinbergen. Im Gewann Himmelreich verlor der Fahrer die Kontrolle und rutschte mit dem Vehikel in den Weinberg. Dabei beschädigte er (oder sie) mehrere Weinreben und Metallpfosten – und machte sich umgehend aus dem Staub.

 

Für Verdruss sorgen aber nicht nur jene, die gravierende Schäden anrichten. Insbesondere in Fellbach ärgert man sich seit vielen Jahren über den Autoverkehr durch die Weinberge. Bereits 2017 beklagte Thomas Seibold, Vorstandschef der Weingärtner Fellbach, „chaotische Zustände“ am Kappelberg.

Autorennen zum Waldschlössle

Hinauf zum Waldschlössle würden abends und nachts oft Rennen gefahren. Und manche würden „am liebsten mit dem Auto an die Stehtische heranfahren“, um auf der Halbhöhenlage der Panoramaterrasse die Aussicht zu genießen und leere Pizzakartons oder Bierdosen zu hinterlassen, die später der Bauhof wegräumen muss.

Besonders nervt viele Fellbacher Weingärtner der starke Schleichverkehr in Richtung Rotenberg. Dieser führt von der Kreuzung an der Esslinger- und Untertürkheimer Straße am Reutehäusle vorbei bis in die Nähe des Collegium Wirttemberg in der Württembergstraße 230. Dabei handele es sich oft um eine „Hauptverkehrsader“, das sei „ein riesiges Problem“, so Seibold bereits vor Jahren: „30 Autos in einer Stunde sind keine Seltenheit.“

Verstärkte Kontrollen sollen dem Treiben Einhalt gebieten. Schon vor neun Jahren berichtete der damalige Fellbacher Ordnungsamtsleiter Werner Rögele: „Während zweieinhalb Stunden Kontrolle am Reuteweg haben wir 106 Fahrzeuge festgestellt, die mit großer Wahrscheinlichkeit dort ohne Berechtigung unterwegs waren.“ Viele hätten allerdings aberwitzige Ausreden parat: Man besuche einen befreundeten Gartenbesitzer dort. Oder: „Ich reduziere doch den Feinstaub, wenn ich die Fahrstrecke nach Rotenberg abkürze.“

Yilmaz Dastan vom Fellbacher Feldschutz hat im vergangenen Herbst von ähnlichen Erlebnissen berichtet: „Die wollen eindeutig Zeit sparen“, sagt er. Erlaubt sind aber eben nur landwirtschaftliche Fahrzeuge. „Die Durchfahrt hier wird mit einem Verwarnungsgeld von 50 Euro, unerlaubtes Parken mit 55 Euro geahndet“, erläutert er.

Dass die Kontrollen zumindest eine gewisse Wirkung entfalten, davon geht man im Fellbacher Rathaus aus. Vor wenigen Wochen legte der Erste Bürgermeister Johannes Berner im Ausschuss für Stadtentwicklung, Klimaschutz und Mobilität einen Bericht zu den Verkehrskontrollen im Stadtgebiet vor. Demnach hat der Kommunale Ordnungsdienst vom 1. Januar bis 31. August 2024 auf Wirtschaftswegen diverse Durchfahrtskontrollen vorgenommen. So haben am Kappelberg insgesamt 130 Fahrzeugkontrollen stattgefunden, 98 Fahrzeuge waren unberechtigt dort unterwegs.

Auch im Bereich Reuteweg „finden häufig Durchfahrtskontrollen statt, da dieser Wirtschaftsweg eine Direktverbindung zwischen Fellbach und Rotenberg mit erheblicher Zeiteinsparung ermöglicht“, so Berner. Bei 220 Fahrzeugkontrollen wurden 98 Fahrzeuge beanstandet.

Landwirte melden Auffälligkeiten

Darüber sind die Kontrolleure in Bereichen unterwegs, in denen örtliche Landwirte oder Weingärtner Auffälligkeiten gemeldet haben.

Für Thomas Seibold sind derartige Kontrollen unabdingbar, um die missliche Situation zu verbessern. „Die Ergebnisse zeigen, dass wir richtig lagen mit unserem Vorstoß, verstärkt Kontrollen durchzuführen“, erläutert er auf Nachfrage.