Oberbürgermeister auf Abruf: Christoph Palm in der Schwabenlandhalle. Foto: Patricia Sigerist

Die Tradionsveranstaltung der Fellbacher Weingärtner wird für den scheidenden Oberbürgermeister Christoph Palm zum vorläufigen Höhepunkt seiner „Abschiedstour“

Fellbach - Stehende Ovationen vor großer Kulisse, ein ebenso gerührtes wie begeistertes Publikum und ein Oberbürgermeister mit Tränenglanz in den Augen: Bei der Großen Weinprobe der Fellbacher Weingärtner hat das „Abschieds-Festival“ für den scheidenden Rathauschef Christoph Palm am Donnerstag im Hölderlinsaal der Schwabenlandhalle seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht.

Vor ausverkauftem Haus war der 50-Jährige der Star des Abends, kurz vor Mitternacht stimmten fast 1100 Besucher mit ihrem Stadtoberhaupt das Fellbach-Lied an. Palms Nachfolgerin Gabriele Zull, mit ihrem Mann Martin erstmals bei der Traditionsveranstaltung zum Auftakt des Fellbacher Herbst dabei, muss es warm ums Herz geworden sein ob des besonderen Zusammengehörigkeitsgefühls unterm Kappelberg – und vielleicht auch ein bisschen bang angesichts der Erkenntnis, in welche rhetorischen Fußstapfen sie Anfang November treten darf.

Denn als Redner auf großer Bühne, das muss man neidlos anerkennen, ist der künftig für eine Stiftung tätige Rathauschef auf Abruf eine Klasse für sich. Mit hintersinnigem Witz, knitzen Sprüchen und der Schlagfertigkeit eines Florettfechters, aber auch nachdenklichen Anekdoten spielte Christoph Palm seinen Moderationspartner Klaus Birk – als professioneller Kabarettist durchaus auch ein geübter Mann des Worts – fast schon an die Wand. Mehr noch: Das Duo auf der Bühne harmonierte so gut, dass im Saal schon gemunkelt wurde, dass Palm und Birk in Zukunft womöglich öfter gemeinsam auftreten, wenn den Ex-OB seine neue Rolle nicht ausfüllt.

Für die Fellbacher Weingärtner hat es sich jedenfalls ausgezahlt, das Duo zu verpflichten. „So schnell ausgebucht war die Große Weinprobe seit Jahren nicht mehr“ gab Geschäftsführer Friedrich Benz zu, dass der scheidende OB („Ich schwätz immer kostenlos und manchmal umsonst“) auch beim Kartenverkauf ein Zugpferd war. Ausgewirkt hat sich wohl auch, dass Wasser und Brot, bei einer Zwölferprobe unerlässliche Begleiter, im Eintrittspreis wieder enthalten sind – dass fürs Nass einst stolze Preise verlangt wurden, hatte viele Fellbacher arg gefuchst.

Apropos: Wein gab es selbstverständlich auch noch. Ins Glas kam ein Querschnitt vom Silvaner feinherb bis zum Spätlese-Trollinger. Auch die Remstal-Cuvée „Weiß von hier“ konnte probiert werden, hatte aber im direkten Vergleich mit dem P-Riesling einen schweren Stand. Dass sich hinter der verdeckt ausgeschenkten Probe Nr. 9 ein Schwarzriesling verbarg, knobelte immerhin ein Drittel der Besucher richtig aus.

Große Komplimente erhielt Kellermeister Werner Seibold auch aus berufenem Mund – von den Kollegen Gert Aldinger, Markus Heid und Rainer Schnaitmann. Als Überraschungsgäste betonten die privaten Renommier-Weinmacher auf der Bühne, dass in Fellbach an einem Strang gezogen wird. Da war es wieder, das Ding mit dem Herz und der Seele. Und die Fellbacher Weingärtner haben jetzt immerhin ein Jahr Zeit für die Überlegung, wie sich die Große Weinprobe 2017 noch toppen lässt.