Burg-Wirt Frank Ellinger will sich beim Fellbacher Herbst nicht verkalkulieren – und verzichtet deshalb lieber auf ein eigenes Festzelt. Foto: /Patricia Sigerist

Frank Ellinger, der Wirt der Burg, ist beim Traditionsfest Fellbacher Herbst erstmals seit 1998 nicht mit einem Zelt am Start – weil Personal fehlt und die Preise explodieren.

Für Freunde von Partystimmung und Schunkelatmosphäre wird der in gut drei Wochen startende Fellbacher Herbst um eine Attraktion ärmer werden. Denn sein aus vergangenen Jahren bekanntes Festzelt bei der Schwabenlandhalle baut der lokale Gastronom Frank Ellinger bei der 73. Auflage der Traditionsveranstaltung gar nicht erst auf. „Das Risiko ist uns einfach zu groß“, sagt der gelernte Bäcker mit ein wenig Wehmut in der Stimme.

Das Ellinger-Zelt war ein Garant für Geselligkeit bei Göckele und Viertele

Denn ans Herz gewachsen ist der viertägige Ausnahmezustand unterm Kappelberg dem als Hans Dampf in allen gastronomischen Gassen geltenden Gastwirt schon. Mehr als zwei Jahrzehnte waren der für die CDU-Fraktion auch im Stadtrat sitzende Wirt der Weinstube Burg und seine Frau Andrea mit ihrer Location ein Garant für Geselligkeit bei Göckele und Viertele. Jetzt allerdings hat Frank Ellinger die Reißleine gezogen – weil die Rechnung mit dem Festbetrieb mittlerweile aus seiner Sicht eben immer weniger aufgeht. Problematisch für den Wirt ist vor allem die Suche nach Personal. Bis zu 50 Helfer braucht es pro Schicht, wenn im Festzelt der Laden brummt. Doch die in den Vorjahren noch verfügbaren Bedienungen haben sich inzwischen wie überall in der Gastronomie andere Nebenjobs gesucht, beim Team vom Göckelesgrill bröckelt die Bereitschaft für einen viertägigen Kraftakt ebenso wie bei der Mannschaft hinter der Theke. „Wir haben bereits im Frühjahr die Fühler ausgestreckt, wie es mit Helfern für den Herbst aussieht. Die Resonanz war ernüchternd“, räumt Ellinger ein. Die auf Wasen und Wiesn gern gelebte Idee, ersatzweise einfach auf Servicekräfte aus Osteuropa zurückzugreifen, kommt für den Burg-Wirt nicht infrage. „Das passt nicht zum Fellbacher Herbst – und würde vom Publikum wohl auch nicht akzeptiert“, sagt der Wirt über die Gastro-Gastarbeiter.

Probleme mit der Akzeptanz sieht der CDU-Stadtrat auch beim heiklen Thema mit der Preisgestaltung. Durch den Ukraine-Krieg haben sich die Steigerungsraten bei den Lebensmitteln noch einmal kräftig erhöht, im Einkauf muss der Gastwirt mit deutlich angestiegenen Beträgen kalkulieren.

Fürs Federvieh beispielsweise blättert auch ein Festzeltbetreiber nun annähernd den doppelten Kilopreis auf den Tresen, die Erdäpfel für den Kartoffelsalat sind laut Frank Ellinger ebenfalls deutlich teurer geworden. Weitergeben an die zahlende Kundschaft kann der Gastronom die Mehrkosten aus seiner Sicht nicht: „Die Leute würden mich ja für verrückt erklären“, sagt er zum Verständnis des Publikums für Preissprünge auf der Speisekarte. Ein Garantieschein für satte finanzielle Gewinne ist die Teilnahme am Fellbacher Herbst aus Sicht des Gastwirts ohnehin nicht. Schon in den vergangenen Jahren hat sich laut Frank Ellinger gezeigt, dass trotz vorsichtiger Kalkulation unterm Strich keine Riesensummen übrig bleiben.

Die Kosten für Zelt, Personal und Material sind im sechsstelligen Bereich

Schließlich muss der Wirt nicht nur ein Festzelt mit einem Fassungsvermögen von gut tausend Personen mieten, auch Personal und Material verursachen vorab Kosten. Der Fellbacher spricht von einem sechsstelligen Betrag, mit dem er in Vorleistung gehen muss – und der in nur vier Tagen wieder erwirtschaftet sein will. Seit Jahren ist Ellinger deshalb verschiedenen Oberbürgermeistern in den Ohren gelegen, das Heimatfest einen oder gar zwei Tage länger laufen zu lassen oder aber im Festzelt wenigstens höhere Viertelepreise zuzulassen. „Vom Service über die Musik bis zur Security habe ich als Gastronom da einfach ganz andere Kosten als die Landjugend mit den ehrenamtlichen Helfern beim Stehausschank“, sagt Ellinger.

Den letzten Auslöser für den Abschied vom Festzeltbetrieb liefert die nach wie vor nicht ausgestandene Coronapandemie: Aus Sicht des Burg-Wirts steht zu befürchten, dass älteres Publikum ein Festzelt eher meidet, statt ausgelassen zu feiern. Nur mit jungem Partyvolk aber stimmt unterm Strich die Kasse nicht. „Und so risikofreudig bin ich mit 56 jetzt auch nicht mehr“, sagt Ellinger.