Die meisten Jungen haben Tiger aus Ton modelliert Foto: Sascha Sauer

Flüchtlingskinder aus Syrien und Afghanistan formen und zeichnen in der Jugendkunstschule Fellbach ihre Lieblingstiere. Das Projekt könnte helfen, dass sie ihre Traumata besser verarbeiten.

Fellbach - Pandabären gibt es in ihrer Heimat nicht. Doch Ghofran, die mit ihrer Familie vor sechs Monaten aus Syrien geflüchtet ist, mag dieses Tier. „Es ist groß und wirkt auf andere stark“, sagt das Mädchen. Stolz zeigt die Elfjährige ihren Pandabären, den sie aus Ton gefertigt hat.

Tiger aus Holz, Delfine aus Ton, Nilpferde als Druck

Die Jugendkunstschule Fellbach hat in den vergangenen Wochen mit Flüchtlingskindern aus Syrien und Afghanistan gearbeitet. „Die Jungen und Mädchen haben ihre Lieblingstiere mit verschiedenen künstlerischen Techniken umgesetzt“, erklärt Susanne Waiss, die Leiterin der Jugendkunstschule. Und bei der Präsentation am Dienstag gibt es allerhand zu sehen: Tiger aus Holz, Delfine aus Ton, Nilpferde als Druck und vieles mehr.

Für Birgit Rombold, die Rektorin der Maicklerschule, ist das ein ganz besonderes Projekt: „Es ist ein guter Weg für die Kinder, um ihre Traumata zu verarbeiten.“ In der eigenen Schule könnte man so etwas überhaupt nicht stemmen, sagt die Rektorin. „Die Jugendkunstschule ist für uns eine unverzichtbare Säule.“

Drei Vorbereitungsklassen aus der Maickler- und Silcherschule sind mehrmals in die Jugendkunstschule gekommen, um in den Ateliers mit Künstlerinnen wie Beatrix Giebel und dem Kunsthandwerker Thomas Hahn-Klinger zu arbeiten. „Den Kindern hat das Spaß gemacht, und das Wort ‚Jugendkunstschule’ saß bei ihnen schon nach dem ersten Besuch“, erzählt Sara Thoma, die als pädagogische Assistentin an der Silcherschule arbeitet.

Alle 36 Kunstschulen im Land beteiligen sich an dem Projekt

Sabine Brandes, die Geschäftsführerin des Landesverbands der Kunstschulen Baden-Württemberg, hat das Kunstprojekt für Kinder mit Fluchterfahrung möglich gemacht: „Als Gesellschaft müssen wir versuchen, diese Aufgabe mitzugestalten“, sagte sie bei der Präsentation in der Fellbacher Einrichtung. Alle 36 Kunstschulen im Land beteiligen sich an dem Projekt.

20 Kinder aus Syrien und Afghanistan haben sich an Ton, Holz und Papier probiert. Und das mit Erfolg, wie Susanne Waiss sagt: „Ich war erstaunt über die handwerklichen Fähigkeiten und ihre große Ausdauer.“ Sara Thoma lobte das Projekt als „Mittel zur Völkerverständigung auf einer anderen Ebene“.

Auch die pädagogische Assistentin von der Maicklerschule, Angelika Kenner-Seibold, ist von dem Projekt angetan: „Es ist ein Privileg, dass es die Jugendkunstschule gibt und wir dort mit unseren Schulklassen hingehen können.“ Sie schätze auch die kurzen Wege dorthin. Wie die Künstlerin Beatrix Giebel erzählt, hatten die meisten Jungen Tiger als Vorlage für ihre Kunstobjekte gewählt.

In der ersten Augustwoche gibt es Ferienkurse für Flüchtlingskinder

Drei Mal haben die jungen Flüchtlinge bereits die Jugendkunstschule besucht. „Dabei konnten die Kinder unsere Einrichtung kennenlernen“, sagt Susanne Waiss. Sie hofft auf ein baldiges Wiedersehen, denn schon das nächste Projekt für Kinder mit Fluchterfahrung steht in den Startlöchern. So werden in der ersten Augustwoche Ferienkurse speziell für diesen Personenkreis angeboten.