Bei einem Verkehrsunfall erkennen die Feuerwehrleute, dass im Unfallauto radioaktive Stoffe transportiert werden. In Oeffingen wurde simuliert, wie man mit dieser Situation am besten umgeht.
Ein für alle Beteiligten wie für Außenstehende „spektakulärer Einsatz“ war es, so der Fellbacher Feuerwehrsprecher Alexander Ernst über die kürzlich im nördlichen Stadtteil Oeffingen angesetzte Simulation. Denn: „Wir haben einen Ernstfall mit radioaktivem Material geübt.“
So manche Spaziergänger, die nach Feierabend über den Parallelweg von Oeffingen in Richtung Waiblingen-Hegnach schlenderten, waren durchaus überrascht, als sie sich einem vermeintlichen Unfallort näherten und plötzlich von überall her Feuerwehrleute auftauchten. Waren sie zufällige „Kiebitze“, so hatten sich hinter den eilends gezogenen Absperrungen auch manche Angehörige der Feuerwehrleute postiert, die über den Einsatz informiert worden waren und neugierig Ausschau hielten, welches Szenario sich die Strategen denn ausgedacht hatten.
Zwei Personen im Auto eingeklemmt
Die Ausgangssituation mutete zunächst als eher alltäglich an. Ein Kleinfahrzeug war in einen Verkehrsunfall verwickelt, zwei Personen waren im Auto eingeklemmt. Ein Passant hatte den Unfall bemerkt und versuchte nun, auf eigene Faust und ohne auf die Hilfskräfte zu warten, die Personen zu befreien. Allerdings verletzte er sich dabei.
Die zunächst am Unfallort eintreffenden Kräfte der Einsatzabteilung Oeffingen entdeckten auf dem Fahrzeug die Kennzeichnung, dass radioaktive Stoffe transportiert werden. Sofort sperrten sie im Umkreis von 100 Metern um das Fahrzeug das Areal per Flatterband. Dieser Bereich wurde zur Sperrzone erklärt und durfte nur noch mit Atemschutz betreten werden. Anschließend gingen die Feuerwehrleute mit Schere und Spreizer zu Werke, um die beiden Insassen aus dem Auto zu retten und in Sicherheit zu bringen.
„Ab hier wurde das Einsatzgeschehen komplex“, erklärt Alexander Ernst. Umgehend wurde der in Fellbach stationierte Gefahrgutwagen des Rems-Murr-Kreises angefordert. Mit der dort vorhandenen Spezialausrüstung können sich die Einsatzkräfte schützen sowie Messungen von Material und Personen vornehmen um festzustellen, ob diese kontaminiert sind.
Alle Einsatzkräfte und Verletzten wurden untersucht, bevor sie die Sperrzone verlassen durften. Kontaminierte Personen wurden ihrer Kleidung entledigt, diese wurde in Plastiksäcken entsorgt. Ernst: „Dabei wurde sorgfältig darauf geachtet, dass die dabei unterstützenden Einsatzkräfte sich nicht selbst kontaminieren.“ Die eingesetzten Spezialanzüge wurden auch sorgfältig an Händen und Füßen abgeklebt, „um jegliches Eindringen von radioaktiven Stoffen zu verhindern, hier geht Sicherheit vor Schnelligkeit“.
Die dekontaminierten Personen wurden schließlich dem Rettungsdienst übergeben, der mit drei Rettungswagen und zehn Personen nach Oeffingen geeilt war. Insgesamt waren aus den Abteilungen Kernstadt Fellbach, Schmiden und Oeffingen zehn Fahrzeuge mit 60 Einsatzkräften vor Ort.
Übungen mit radioaktiven Substanzen gibt es im Rems-Murr-Kreis immer mal wieder. So vor gut zwei Jahren, als angenommen wurde, einem Arbeiter in einem Fellbacher Industriegebiet sei ein radioaktiver Strahler hinuntergefallen. Ein solches Szenario ist durchaus realistisch, denn Radioaktivität spielt nicht nur im Zusammenhang mit Kernkraftwerken oder bei Kernwaffen eine Rolle, sondern auch in der Industrie. So kommen radioaktive Strahler zum Beispiel in der Medizin zum Einsatz.
Statist hält Feuerwehr auf Trab
Eine Situation, wie sie aktuell in Oeffingen nachgestellt wurde, „hatten wir noch nie“, sagt Ernst. „Aber wir hatten andere Szenarien vorher auch noch nie, und dann sind sie eben doch passiert.“ Dass die Übung realistischen Charakter hatte, war auch einem der Verletzten zu verdanken, der sehr gut geschminkt war und reichlich Panik schob, was für die Rettungskräfte ganz schön viel Stress bedeutete – eben ganz so, wie es bei einem realen Vorfall eben auch sein kann. Die Bilanz der Oeffinger Simulation: „Das war eine sehr gute Übung, alle waren hoch konzentriert und sehr diszipliniert bei der Sache.“