Der Rekordsommer hat dem F3 zu vergleichsweise guten Zahlen verholfen, Foto: Peter D. Hartung

Das Tarifsystem fürs Fellbacher F3-Bad wird erneut umgemodelt: Kurzbesuche kosten trotz massiv steigender Energiekosten weniger als bisher, für lange Badezeiten müssen die Wasserratten tiefer in die Tasche greifen.

Wer nur mal eben kurz ins Wasser hüpfen will, kommt im Fellbacher F3-Bad unter der Woche zu einem außergewöhnlich günstigen Preis ins Becken: Der Eintritt für erwachsene Besucher liegt bei gerade mal 2,50 Euro, für Jugendliche gilt ein sogar noch mal ermäßigter Tarif von zwei Euro. Und Kinder unter sieben Jahren dürfen unterm Kappelberg komplett kostenlos planschen, schwimmen und rutschen – der Eintritt für den noch nicht schulpflichtigen Nachwuchs wurde im Fellbacher Badepark bereits vor einem Jahr ersatzlos abgeschafft.

 

Für Familien mit knappem Geldbeutel lohnt sich vor dem Badbesuch dennoch ein genauer Blick auf die ab 1. Dezember gültige neue Preisliste. Denn bei dem genannten Eintritt handelt es sich nur um den Kurzzeittarif für eine Stunde – wer länger ins Wasser will, muss auch tiefer in die Tasche greifen. „Auch wir müssen auf die rasant steigenden Energiekosten reagieren. Aber wir haben uns bewusst gegen eine pauschale Erhöhung der Eintrittspreise entschieden und wollen einen anderen Weg gehen“, erklärt der F3-Geschäftsführer Kai Steuernagel. Das Prinzip: Ein Kurzbesuch im Badepark ist im neuen Tarifsystem günstiger als bisher, für einen Aufenthalt mit einer ausgedehnten Badezeit müssen die Gäste künftig mehr Geld auf den Tresen legen.

Für die Benutzung der Rutschen gibt es einen Fünf-Euro-Aufschlag

Das führt dazu, dass Langstreckenschwimmer über die neuen Preise wohl wenig beglückt sein dürften. Für einen fünfstündigen Ausflug in den Fellbacher Badepark beispielsweise muss ein erwachsener Besucher von Montag bis Freitag mit einem Eintrittspreis von 12,50 Euro rechnen. An Wochenenden und Feiertagen sind für das Ticket sogar 17,50 Euro fällig. Und: Für seine besonderen Attraktionen hält das F3 noch einmal zusätzlich die Hand auf. Für die Benutzung der Rutschen etwa gibt’s einen Extra-Aufschlag von bis zu fünf Euro, wochentags von drei Euro.

Ins Frösteln dürfte Freunde des gepflegten Schwitzens auch der Eintrittspreis für die bisher gut besuchte Sauna geraten lassen: Ein vierstündiger Besuch schlägt schon unter der Woche mit 26 Euro zu Buche, an Feiertagen und Wochenenden steigen die Preise bis auf 37,50 Euro für ein Tagesticket. Deutlich günstiger ist der Aufguss für alle Besucher, die den Frühtarif bis 14 Uhr nutzen können oder in der von Montag bis Donnerstag ab 19 Uhr angebotenen Spätsauna nach Entspannung suchen. Das Vier-Stunden-Fenster ist für je 17 Euro zu haben – noch nicht mal die Hälfte des am Wochenende aufgerufenen Preisniveaus.

Der konkurrenzlos günstige Eintritt hatte Signalwirkung

Die Lenkung des Besucherandrangs mit dem goldenen Zügel ist im F3 auch durchaus gewollt. Geschäftsführer Steuernagel spricht von einem „gezielten Preisanreiz in den Nebenzeiten“, um das Bad gleichmäßiger auszulasten. Denn bei den Besucherzahlen liegt die einst privatwirtschaftlich geführte, in der Corona-Krise aber unter die Fittiche der Stadt geschlüpfte Freizeiteinrichtung eigentlich im Plan. 410 000 Badbesucher waren in der wirtschaftlichen Kalkulation erwartet worden, annähernd auf diesem Niveau dürfte sich der Publikumsandrang zum Jahresende auch tatsächlich bewegen.

Denn noch profitiert der Fellbacher Badepark vom außerordentlich guten Besuch im ersten Halbjahr. Der konkurrenzlos günstige Eintrittspreis von wochentags vier Euro für Erwachsene entfaltete auch in Nachbarorten eine Signalwirkung. Die Folge: Bis Ende der Sommerferien lag das F3 auch durch die rekordverdächtige Freibad-Bilanz gut 20 Prozent über den erwarteten Besucherzahlen.

Eingebüßt wurde der Vorsprung erst, als die steigende Inflation und explodierende Energiekosten in der Bevölkerung die Angst vor einem kalten Winter wachsen ließen. „Die allgemein spürbare Zurückhaltung beim Konsum hat dem Zuspruch der Gäste einen deutlichen Dämpfer verpasst“, sagt Steuernagel über die Delle in der Besucherstatistik. Dennoch steht der Badepark auch wirtschaftlich einigermaßen gut da. Zwar ist an schwarze Zahlen auch in Fellbach nicht zu denken. Der finanzielle Verlust beim F3-Betrieb hält sich aber in einem vergleichsweise erträglichen Rahmen. Ein Minus von 1,1 Millionen Euro war im Wirtschaftsplan einkalkuliert worden, etwa 1,4 Millionen Euro werden es unterm Strich wohl werden.

Auch in Schorndorf müssen Badegäste deutlich mehr bezahlen

Das ist zwar kein Ruhmesblatt, aber weit entfernt von den 3,4 Millionen Euro, die etwa die Stadt Schorndorf jüngst als Defizitbetrag für den Betrieb ihrer Bäder ausgewiesen hat. Auch die Daimlerstadt hat bekanntlich mit einem Preisaufschlag auf die massiven Mehrkosten bei Strom und Gas reagiert: Das 2,5-Stunden-Ticket fürs Oskar-Frech-Seebad kostet erwachsene Besucher künftig 9,50 Euro, für einen Tageseintritt muss Max Normalschwimmer jetzt zwölf Euro auf den Tresen legen. Aus der Welt sind die in Fellbach erhobenen Eintrittspreise also eher nicht – auch wenn mancher Badegast die Entwicklung im eigenen Geldbeutel spürt.

Energieverbrauch
Neben der Absenkung der Wassertemperaturen in den Becken hat das Fellbacher F3-Bad auch mit vergleichsweise simplen Maßnahmen zur Energieeinsparung gute Resultate erzielt. Laut Geschäftsführer Kai Steuernagel wurden etwa nicht genutzte Becken im Außenbereich mit Folien abgedeckt, auch das konsequente Schließen der Türen sparte Heizkosten. Steuernagel spricht von etwa zwei Millionen Kilowattstunden, die der Badepark in diesem Jahr weniger verbraucht hat – das entspricht 35 Prozent des Wärmebedarfs oder etwa 200 000 Litern Heizöl.

Bonuskarte
Um die Kosten des F3-Besuchs für besonders bedürftige Fellbacher abzufedern, gewährt die Stadt eine Ermäßigung für die etwa 2000 Inhaber der Bonus-Card. Sie erhalten einen Gutschein im Wert von 35 Euro, der einen um 50 Prozent reduzierten Eintritt ermöglichen soll.