Sebastian Aupperle, hier noch in der Schlussphase des Rewe-Umbaus in Schmiden Foto: Dirk Herrmann

Das Aufatmen in den vergangenen Tagen im Fellbacher Stadtteil Schmiden ist durchaus spürbar gewesen. Endlich vorbei die Zeit, da es wegen der Schließung des Kauflands nahe der Siemensstraße und des Umbaus von Rewe im Ortszentrum kaum noch Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf gab. Einzig der Netto an der Gotthilf-Bayh-Straße war eine Anlaufstation.

 

Nach einem in zweieinhalb Wochen durchgezogenen Turbo-Umbau hat Inhaber Sebastian Aupperle vor wenigen Tagen den Rewe nahe der Friedrichstraße, den er erst im März vergangenen Jahres übernommen hat, wieder fürs Publikum geöffnet.

Stadt hatte eigentlich ganz andere Ideen

Dass er diesen Umbau überhaupt vorgenommen hat, war allerdings bis vor ein paar Monaten keineswegs absehbar oder zu erwarten gewesen. Denn eigentlich hatte die Stadt Fellbach für das gesamte Areal mit seinen durchaus beachtlichen Ausmaßen ganz andere Pläne im Köcher.

Schon 2019 Pläne für Rewe-Umsiedlung

So wurden bereits im Februar 2019 im Gemeinderat die Abriss- und Umbaupläne für das Gebiet „Alte Schule“ vorgestellt, benannt nach der früheren, 150 Meter östlich an der Fellbacher Straße gelegenen Bildungseinrichtung; dort steht mittlerweile eine Seniorenresidenz. Auf dem Areal, wo einst eine pharmazeutische Fabrik und eine Druckerei standen, sollte im Zuge der von OB Gabriele Zull forcierten Fellbacher Wohnbauoffensive und getreu der Devise „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ ein neuer Wohnkomplex errichtet werden.

Einige Zeit danach wurde es konkreter. „Wir haben hier kein kleines Areal, das sehr ungeordnet und unschön aussieht – und bei dem wir jetzt die Chance genutzt haben, es neu zu ordnen“, erklärte Baubürgermeisterin Beatrice Soltys.

Im Juli 2021 gab es einen investorengestützten Architektenwettbewerb fürs 11 200 Quadratmeter große Gebiet. Um die 140 Wohnungen in verschiedenen Größen bauen zu können, sollte der bestehende Rewe-Markt abgerissen beziehungsweise in einen Neubau an die Südseite des Areals verlagert werden. Der Investor kündigte fürs neue Wohnviertel einen „bespielbaren Shared Space“ an oder „großzügige grüne Dachterrassen“. Im Gemeinderat wurde die „Vision im positiven Sinne“ gelobt, es hieß: „Die Gratwanderung zwischen der Verdichtung und einem grünen Quartier ist gelungen.“

Auf dieses Szenario mit umfassenden baulichen Veränderungen hatte sich auch Sebastian Aupperle vorbereitet. Sein Markt hatte zwar manchen Renovierungsbedarf, doch wenn in absehbarer Zeit ein Neubau ansteht, könne er ja so lange damit warten. Der Abriss der Gebäude nahe der Gutenbergstraße, wo der Rewe hinziehen sollte, wurde vom Geschäftsführer der Wohnbau und Immobilien GmbH für Mitte 2023 angekündigt.

Die Abrissbagger rückten allerdings doch nicht an. Und im vergangenen Jahr erfuhr Aupperle, dass es „Probleme mit dem Bauträger“ gebe, das Ganze befinde sich „in einem Schwebezustand“. Mitte 2024 folgte die Nachricht, dass der Bauträger insolvent sei.

Der Rewe-Inhaber war sich sicher: Dass sich in den nächsten fünf Jahren dann groß etwas auf dem Gelände bewegt, ist nicht zu erwarten. „Mir war klar, so wie es ursprünglich mal vorgesehen war, wird es nicht kommen.“ Und so entschloss er sich nun doch zum Umbau des Bestandsgebäudes.

Umbauarbeiten im Rewe Foto: Dirk Herrmann

Rund 800 000 Euro hat die Familie Aupperle, die auch zwei Märkte in der Kernstadt Fellbach, einen in Oeffingen und einen in Waiblingen-Hegnach betreibt, in die Renovierung in Schmiden gesteckt. „Ich wollte es so umsetzen, dass wir dann das meiste, wenn der Neubau dann doch irgendwann kommt, dorthin mitnehmen können.“ Die Kassen wurden neu errichtet, ebenso die Tiefkühlung und Pfandautomaten. Als Bekenntnis zu Fellbach zieren die Wände grafische Elemente in bunter Kappelberganmutung, die an Weinbergwege und Weinreben erinnern.

Nichts von der Stange

„Ich wollte einen eigenen Touch, nichts von der Stange“, sagt Sebastian Aupperle und ist überzeugt: „Das Ladenbild ist ein völlig neues, zur Situation davor ist das ein Unterschied zwischen Tag und Nacht.“ Das Logo über dem Eingang hat er nicht nur mit seinem Nachnamen, sondern auch durch „Unser Schmiden“ ergänzt.

Welcher Investor kommt zum Zug?

Die Pleite des Investors wird von der Stadt ebenso bestätigt wie die Vermutung, dass sich auf dem Areal, das von etlichen kennzeichenlosen Autos sowie verlassenen Firmengebäuden gekennzeichnet ist, vorerst nichts tut. „Wir warten auf ein Signal des Insolvenzverwalters, welcher Investor zum Zuge kommt“, sagt Rathaussprecherin Sabine Laartz auf Nachfrage.

Es müsse sich zeigen, ob das bisherige Konzept von potenziellen Interessenten so übernommen werde oder ob eine andere Gestaltung gewünscht sei. Was das für den Zeitplan der kommenden Jahre in diesem wichtigen Schmidener Bereich bedeutet, lässt sich aber derzeit noch nicht absehen.