Die Fellbacher Bank findet einen Partner zur Fusion. Foto: Patricia Sigerist

Die Untertürkheimer Bank und die Fellbacher Bank verhandeln über einen Zusammenschluss. Die vergleichbar großen Banken begegnen sich dabei auf Augenhöhe. Alle Kunden sollen ihre Ansprechpartner in den Filialen behalten.

Fellbach/Stuttgart-Untertürkheim - Die beiden fusionswilligen Banken, die Untertürkheimer Volksbank eG und die Fellbacher Bank eG, sind vergleichbar groß: Erstere zählt 24 000 und letztere 22 500 Kunden. Auch bei den Mitarbeiterzahlen herrscht fast pari: 109 Angestellten der Fellbacher Bank, dazu neun Auszubildende, stehen 95 in Untertürkheim und fünf Auszubildende gegenüber. Beiden Instituten geht es gut, die Jahreszahlen von 2015 liegen vor. So wird eine Fusion auf Augenhöhe und aus einer Position der Stärke heraus möglich, wie die beiden Vorstands-Chefs Ingolf Epple und Armin Hornung hervorheben. Die beiden Aufsichtsräte haben jeweils die beiden Vorstände beauftragt, Fusionsverhandlungen zu führen. Bereits in den nächsten Vertreterversammlungen im April sollen die entscheidenden Abstimmungen erfolgen. Die Mitglieder und ihre Vertreter sind bereits schriftlich informiert worden.

Abseits der Zahlen kommt für ein Gelingen der Fusionsverhandlungen das gegenseitige Vertrauen der Vorstandsmitglieder hinzu. Armin Hornung und Volker Mengeringhausen von Untertürkheim sowie Ingolf Epple und Peter Hermanutz von Fellbach haben sich schon seit längerem gegenseitig kennen und die persönliche wie fachliche Kompetenz schätzen gelernt. Aufgrund der räumlichen Nähe hat sich bei der Begleitung großer Kreditengagements eine Zusammenarbeit ergeben, aus der sich der Fusionsgedanke entwickelte.

Beide Genossenschaftsbanken wachsen schon bisher

2015 konnten sowohl die Untertürkheimer Volksbank als auch die Fellbacher Bank eine erfreuliche Kredit- und Einlagenentwicklung verzeichnen. So werden die Bilanzsummen zum 31. Dezember in Untertürkheim um etwa 6 Prozent und in Fellbach um etwa 5,6 Prozent über den Vorjahreswerten liegen. Die Bilanzsumme der Untertürkheimer Volksbank liegt zwar bei 913 Millionen Euro und damit deutlich über den 592 Millionen in Fellbach, doch gelten beide Genossenschaftsbanken in ihrer Struktur vergleichbar. Armin Hornung, der Vorstandsvorsitzende in Untertürkheim, erklärt die höhere Bilanzsumme bei geringerer Beschäftigtenzahl mit der Lage seiner Bank näher am Zentrum der Metropole Stuttgart: Hier kommt der eine oder andere Kunde ganz zwangsläufig über höhere Kreditwünsche oder höheres Anlagevermögen mit der Bank ins Geschäft.

Die gute Eigenkapitalausstattung, die bei beiden Genossenschaften über dem Verbandsdurchschnitt liegt, kann mit dem Ergebnis aus 2015 erneut gestärkt werden. Der Jahresüberschuss beträgt in Fellbach 1,5 Millionen Euro und in der Untertürkheimer Volksbank 4,7 Millionen.

Künftig höhere Kreditvergaben und Synergien möglich

„Trotz der aktuell guten Situation“, so betont Armin Hornung, „müssen wir vorausschauend den fortschreitenden Umbruch im Bankengewerbe im Auge behalten.“ Hornung und Epple listen eine ganze Reihe von Argumenten auf, die für eine Fusion sprechen: So führt die weiter zunehmende Bankenregulierung zu Kostensteigerungen, die in einer größeren Einheit leichter aufzufangen sind. Auch bei der kontinuierlichen Erfüllung aufsichtsrechtlicher Pflichten lassen sich Synergien heben. Mit dem anhaltenden Niedrigzinsniveau ist zwangsläufig eine Reduzierung der Zinserträge verbunden. Auf der anderen Seite kann die größere gemeinsame Bank höhere Kreditvergaben darstellen, was die wirtschaftliche Entwicklung in einer vitalen Region auch erfordert.

Persönliche Kundenbeziehung bleibt erhalten

Auch bei einem Zusammenschluss, so betont Ingolf Epple, ist es für die Kunden wichtig, dass sie sich mit ihren finanziellen Angelegenheiten, ebenso mit allen Anliegen und Anforderungen, auch in der neuen Bank gut aufgehoben fühlen. Hier sieht der Fellbacher-Bank-Chef sehr gute Voraussetzungen: Die Philosophie, die Kundenorientierung und die Geschäftsstrukturen passen seiner Ansicht nach gut zueinander. Die Kunden werden auch nach einer Fusion an den gewohnten Standorten vertraute Gesichter sehen und durch Fachleute beraten. Die vier Vorstandsmitglieder sind sich einig: „Unser Ziel ist es, aus zwei starken Instituten die optimale, zukunftsorientierte Genossenschaftsbank zu formen.“

Keine fusionsbedingten Kündigungen

Die Mitarbeiter beider Banken sind einen Tag vor der Öffentlichkeit über die Fusionspläne informiert worden. Sie haben sie laut Ingolf Epple und Armin Hornung positiv aufgenommen. „Für manchen jungen Mitarbeiter mit Karrierewünschen ergeben sich in einer größeren Einheit einfach bessere Chancen“, sagt Ingolf Epple. Es soll keine fusionsbedingten Kündigungen geben, da die Geschäftsgebiete aneinander grenzen, aber sich nicht überschneiden. Die vier Filialen in Fellbach und die acht in Stuttgart sollen erhalten bleiben. Damit der geplante Zusammenschluss vollzogen werden kann, bedarf es einer Zustimmung von 75 Prozent in beiden Vertreterversammlungen.