Ist der Aufzug am Fellbacher Bahnhof außer Betrieb, wird es für Reisende umständlich. Foto: Eva Schäfer

Menschen mit Handicap, Urlauber oder Remstal-Gartenschau-Besucher mit Gepäck: Wer auf einen Fahrstuhl angewiesen ist, muss in Fellbach oft bangen, ob die Technik funktioniert: Denn nicht immer ist ein Ausfall sofort erkennbar.

Fellbach - Geht er oder geht er nicht? Das ist immer häufiger die Frage, wenn man den Aufzug am Fellbacher Bahnhof nutzen will: Der Aufzug ist landauf landab nur einer der zahlreichen, die immer wieder defekt sind – was den Ärger der hier Reisenden nicht mindert.

Die Hotline verspricht, man werde sich kümmern, erzählt die Frau aus Fellbach

Was für manchen Pendler nur ein unfreiwilliges tägliches Sportprogramm ist, die mehr als 30 Treppen zu Gleis 3 und 4 zu überwinden, bedeutet für Eltern mit Kinderwagen eine Schlepperei, bei der Passanten mit anpacken müssen. Menschen mit schwerem Gepäck müssen genauso sehen, wie sie die Taschen nach oben schaffen. Und für Leute mit Handicap oder im Rollstuhl wird eine Fahrt mit dem Zug nahezu unmöglich.

An einem Tag prangt nicht der rote Kleber „Aufzug defekt“ an der Tür. Eine Mutter mit Kinderwagen merkt schnell, dass dennoch nichts geht, als sie die Starttaste in der Unterführung drückt. Sie greift zum Telefon und ruft die Störungs-Hotline an. „Das Problem mit dem kaputten Aufzug ist hier schon länger“, erklärt Evangelia Madenoglu. „Ich muss jetzt deshalb nach Waiblingen fahren, um dort auf das richtige Gleis nach Cannstatt zu kommen.“ Die Hotline verspricht, man werde sich kümmern, erzählt die Frau aus Fellbach.

Zwei Touristen, die mit ihren E-Bikes zur Remstal-Gartenschau nach Fellbach kommen, schleppen ihre Räder die Treppen runter

Von der Bahn gibt es nur dürre Auskünfte. In diesem Fall kann auch nach mehreren Tagen nicht geklärt werden, was die Ursache des Defekts ist. Seit Mitte des Monats ist der Aufzug gestört. „Die Ursache konnte durch unseren Instandhalter, die DB Services GmbH, leider nicht ermittelt werden, weshalb nun der Hersteller hinzugezogen wird“, teilt ein Bahnsprecher mit. Der Aufzug ist Baujahr 2001. „Die Verfügbarkeit dieses Aufzuges lag im Jahr 2018 bei 99,6 Prozent“, sagt der Bahnsprecher.

Defekt! Seit Monaten ist der Fahrstuhl immer wieder außer Betrieb. Foto: Patricia Sigerist

Zwei Touristen, die mit ihren E-Bikes zur Remstal-Gartenschau nach Fellbach kommen, schleppen ihre Räder die Treppen runter und schauen sich hilfesuchend um, ob es eine Alternative gibt.

Um sich ihrem Ärger über Störungen eines Bahnhofaufzugs Luft zu verschaffen, haben Bürger in Esslingen schon protestiert. 50 Leute hatten bei einer Kundgebung voriges Jahr am dortigen Bahnhofsplatz, zu der die Grünen aufgerufen hatten, an die Bahn appelliert, Abhilfe zu schaffen. Schaut man sich weiter in der Nachbarschaft um, dann machten sich Gemeinderäte und Vertreter des Stadtseniorenrats Ende 2017 zum Waiblinger Bahnhof auf, um ihn zu inspizieren – mit Nikolaus Hepding, der für eine ganze Anzahl von Stationen verantwortliche Bahnhofsmanager. Zwar wurde die Unterführung just vor dem Besuch per Hochdruck gereinigt – aber Hepding warnte damals vor zu großen Erwartungen. Schließlich gehe es auch um wirtschaftliche Effizienz: „Ein intensiv genutzter Bahnhof kann nicht zum Wohlfühlort werden.“

Bei einem Standardaufzug könne man ein Ersatzteillager anlegen und schnellen Zugriff haben

Abgesehen von der Sauberkeit: Muss man sich als Nutzer des ÖPNV damit abfinden, dass Aufzüge unzuverlässig sind? Der Sprecher des Fahrgastbeirats im Verkehrsverbund Stuttgart VVS, Wolfgang Staiger, weiß, dass Aufzüge ein Dauerthema sind. Ein Fortschritt sei, dass online geschaut werden könne, ob ein Aufzug läuft oder nicht. Das Live-Überwachungssystem der Bahn firmiert unter dem Namen Adam und meldet selbstständig, wenn Störungen an Aufzügen und Fahrtreppen auftreten. Dann könnten Menschen mit Handicap schon im Vorfeld eine andere Route planen, so Wolfgang Staiger. Dennoch müsse natürlich so schnell wie möglich Abhilfe geschaffen werden. „Ein Problem ist“, sagt Staiger, „dass sehr viele unterschiedliche Aufzugstypen von verschiedenen Herstellern im Einsatz sind.“ Bei einem Standardaufzug könne man ein Ersatzteillager anlegen und schnellen Zugriff haben.

Am Montagnachmittag funktioniert der Aufzug in Fellbach noch immer nicht

Zudem wäre es angesagt, dass – ähnlich wie bei Verspätungen – die Statistik der Aufzugsausfälle besser veröffentlicht wird. Bisher gebe es vor allem Momentaufnahmen. Der Sprecher des Fahrgastbeirats im VVS fügt an, dass die Kommunalpolitik Druck machen könne. „Niemand verbietet einem Politiker, auf die Ansprechpartner der Bahn zuzugehen.“ Schließlich sei ein Bahnhof auch ein Dreh- und Angelpunkt für die Erreichbarkeit einer Kommune.

„Wir wollen schon, dass der ÖPNV eine Art Visitenkarte ist“, sagt der Bahnsprecher. Aber auch der Vandalismus mache einen Strich durch die Rechnung. „Gerade gereinigt, da fängt der Schmutz wieder an.“ In Fellbach finde die Reinigung der Station täglich statt und umfasse unter anderem die Beseitigung von grobem Müll und Leerung der Mülleimer. Zudem erfolge in diesem Jahr noch eine Sonderreinigung, die mit dem Dienstleister DB Services abgestimmt sei.

Am Montagnachmittag funktioniert der Aufzug in Fellbach noch immer nicht, doch Schilder weisen zumindest darauf hin. Wer online nach „DB Bahnhof live“ sucht, gelangt zu einer Deutschlandkarte und kann sie so weit vergrößern, dass Fellbach auftaucht. Die Technik funktioniert zumindest hier: Im Internet ist der Fellbacher Aufzug als „außer Betrieb“ markiert. Nicht zu sehen ist, dass ein Mechaniker vor Ort aktiv ist. Ob er wohl den Fehler dauerhaft beheben kann?