Das CVUA findet erhebliche Gehalte an Cucurbitacinen in den Proben. Foto: dpa

Ein Mann stirbt, nachdem er einen Auflauf aus einer selbstangebauten Zucchini verspeist hatte. Was war passiert? Im CVUA Stuttgart mit Sitz in Fellbach wurde der Fall gelöst.

Fellbach - Dieser Fall hat für Schlagzeilen gesorgt: Ein Mann aus Heidenheim stirbt, nachdem er einen Auflauf aus einer selbstangebauten Zucchini verspeist hatte. Was war passiert? Die entscheidende Rolle bei der Aufklärung hat das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart mit Sitz in Fellbach gespielt.

Der Auflauf kommt auf den Labortisch

Gerade mal 24 Stunden nachdem sich der Mann vergiftet hatte, lag dessen Auflauf auf dem Labortisch. Die Aufarbeitung einer solcher Probe ist schwierig. „Da wird nicht nur ein bisschen geschüttelt und die Farbe verändert sich“, sagt Maria Roth. Die Amtsleiterin muss immer wieder daran denken, was für ein Riesenglück es war, dass der zuständige Lebensmitteltechniker und die chemisch-technischen Assistenten nicht gerade im Urlaub waren.

Aber auch außerhalb der Ferienzeit werde die Personalsituation im CVUA immer prekärer, sagt Maria Roth. Seit 2005 wurden in Fellbach elf Stellen gestrichen. Die noch verbleibenden 183 Planstellen seien zu wenig, um die ständig steigenden Untersuchungen und Auswertungen zu bewältigen, sagt die Amtsleiterin. So würde beispielsweise seit 2010 jeder Messwert in einem Labordatensystem erfasst. Bei zwei Millionen Messwerten pro Jahr kann man sich den gestiegenen Arbeitsaufwand gut vorstellen. „Dafür haben wir kein Personal bekommen, das müssen wir aus unserem Bestand schwitzen“, sagt die Chefin.

Die Messgeräte kosten mehrere Hunderttausend Euro

Beim Zucchini-Fall war das CVUA mit seinem Zentrallabor für lebensmittelbedingte Erkrankungen die erste Adresse in Baden-Württemberg. So stehen in Fellbach Messgeräte, die jeweils mehrere Hunderttausend Euros kosten. „Die Bedienung ist sehr schwierig, dafür braucht es gut ausgebildetes Personal und Wissenschaftler mit Weitblick“, sagt Maria Roth. „Das kann kein Privatlabor.“

In den Proben des Auflaufs wurden erhebliche Gehalte an Cucurbitacinen nachgewiesen. Diese Giftstoffe können in hoher Konzentration tödlich sein. Wenn man im kürzlich vorgestellten Jahresbericht des CVUA blättert, dann findet man dort 45 Fälle, bei denen die untersuchten Proben gesundheitsschädlich waren. So wurden unter anderem Glasscherben in Brezeln und Reinigungsmittel in Obstschnaps gefunden. „Es ist gut, wenn sich Verbraucher gleich bei einer Lebensmittelüberwachungsbehörde melden, dann kann man sofort den Missständen nachgehen“, sagt Maria Roth.

In Labors werden die Proben untersucht. Foto: Patricia Sigerist
Im Jahr 2014 wurden in Fellbach mehr als 22 000 Proben von Lebensmitteln, Trinkwasser und Bedarfsgegenständen untersucht. Hinzu kamen fast 53 000 labordiagnostische Proben sowie angelieferte Tierkörper. Außerdem ist im September vergangenen Jahres an allen vier CVUAs in Baden-Württemberg das Projekt Zug (Zusammen umgestalten und gewinnen) gestartet, das eine stärkere Bündelung von Aufgaben erreichen soll.

Im Zuge des Projekts ist das Fettlabor des CVUA Stuttgart zum Zentrallabor geworden und jetzt für alle Ölunter-suchungen in Baden-Württemberg zuständig. Dabei gebe es interessante Beobachtungen, sagt Maria Roth. Falle die Olivenernte in Italien schlecht aus, so würden manche Hersteller schon mal Sojaöl als Olivenöl deklarieren und an ihre Kunden verkaufen. „Wir sind sowohl für den Gesundheitsschutz als auch für den Täuschungsschutz zuständig“, sagt die Amtsleiterin.

Das Medieninteresse ist riesig

Maria Roth sieht das CVUA nicht nur als wissenschaftliche Behörde, sondern auch als Ausbildungsstätte für den Nachwuchs. Regelmäßig schreiben angehende Lebensmittelchemiker von der Universität Hohenheim ihre Diplomarbeit im CVUA. „Das Leben gibt die Themen vor“, sagt die Amtsleiterin. Doch selten ist das Medieninteresse so riesig wie bei dem Zucchini-Unglück. Maria Roth hatte innerhalb weniger Tage mehr als 40 Interviewanfragen – von der lokalen Zeitung bis zur chinesischen Nachrichtenagentur.