Sebastian Kienle ist im Ziel: 2014 hat er die Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii gewonnen. Foto: EPA

Der Triathlon-Weltmeister Sebastian Kienle berichtet am Friedrich-Schiller-Gymnasium in Fellbach über seine Motivation , den Ironman zu schaffen.

Fellbach - Ein Welt- und Europameister nimmt kein Blatt vor den Mund. Er werde nicht erzählen, dass es das Wichtigste sei, in die Schule zu gehen, erklärte Triathlet Sebastian Kienle bei seinem Besuch im Friedrich-Schiller-Gymnasium – und vor den Augen und Ohren von Direktor Alfred Stöckle und dessen Stellvertreter Joachim Schopper. Dafür verriet der 30-Jährige den rund 100 Schülern der Klassenstufen zehn und elf am Montag in der Aula im Schulzentrum, wie wichtig es ist, einen Traum zu haben, und an seiner Verwirklichung zu arbeiten.

Nach 8 Stunden 14 Minuten und 18 Sekunden war Sebastian Kienle im Ziel

„Ich habe schon in der vierten Klasse Grundschule gesagt, dass ich Profi-Triathlet werde“, sagte Sebastian Kienle, der im Oktober 2014 die Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii gewann. Nach 3,86 Kilometern Schwimmen, 180,2 Kilometern auf dem Fahrrad und einem vollen Marathonlauf von 42,195 Kilometern war er nach 8 Stunden 14 Minuten und 18 Sekunden im Ziel. Dabei sei er „eigentlich eine ziemlich faule Socke“, sagte Kienle. Wenn er morgens keinen Bock zum Trainieren habe, passiere auch erst mal gar nichts. „Aber irgendwann lässt die Leistung nach.“ Er habe sich an die Freiheit gewöhnen müssen, und daran, den Druck aus sich heraus aufzubauen. Wenn er morgens bei Sauwetter sechs Stunden auf dem Fahrrad unterwegs sei, leide er in dem Moment, doch nichts sei schöner, als nach dem Duschen auf dem Sofa zu liegen, das nie weicher sei als in diesem Moment.

Kienle sagt: „Um dauerhaft glücklich und zufrieden zu sein, müssen wir uns bewegen.“

„Wir müssen uns einfach von Zeit zu Zeit aus der Komfortzone herausbewegen“, sagt Sebastian Kienle. Er glaubt, dass die Menschen sich erst in den vergangenen 150 Jahren entschieden habe, vorwiegend im Sitzen zu arbeiten und jede Form von Bewegung zu vermeiden. „Aber um dauerhaft glücklich und zufrieden zu sein, müssen wir uns bewegen.“ Ebenso wichtig sei es, Träume, Ziele zu haben, die im Idealfall anfangs sogar eher unrealistisch sein könnten. „Doch in der Schule lernen wir leider nicht, zu träumen, und den ersten Schritt zur Realisierung zu machen, stattdessen erzählen sie, dass es Hirngespinste sind.“ Aber wer die Haltung habe, er werde es nicht schaffen, komme nicht vorwärts. „Ich habe mir im Rennen schon mehrfach Ohrfeigen gegeben, um mich anzutreiben, und ich habe auch schon geweint, aber es geht immer wieder weiter.“ Viele Leute setzten sich selbst Grenzen und trauten sich nicht, sie zu überschreiten. Sebastian Kienle plädiert hingegen dafür, sich hohe Ziele zu setzen und keine Grenzen nach oben festzulegen.

Natürlich erzählte der König der Triathleten auch von seinen Erlebnissen auf Hawaii, von Begegnungen mit Schildkröten und vom Schwimmen mit Delfinen, einem Erlebnis, das alles verändern könne. Unter den Fotos, die der Sportler mit nach Fellbach gebracht hatte, fehlte natürlich auch der malerische Sonnenuntergang über dem Meer nicht. Obendrauf verriet Sebastian Kienle sein Erfolgsrezept. „Wenn alle verbissen sind, kommt der am weitesten, der ein bisschen Lockerheit besitzt, und wo alle locker sind, der, der verbissen ist.“

Sein Lebenslauf sei sicherlich kein gewöhnlicher, sagte Sebastian Kienle

Sicherlich sei sein Lebenslauf kein gewöhnlicher, sagte Sebastian Kienle, der ein Physikstudium abgebrochen hat, und derzeit, neben dem Sport, Internationales Marketing studiert. „Denn auch ich brauche ein Fangnetz, es kann von einem Tag auf den anderen vorbei sein mit Triathlon.“ Deshalb habe er einen Plan B in der Hinterhand. Und ganz so sei es dann ja auch nicht, dass alles, was in der Schule gelehrt werde, unnütz sei. Manches, was einem sinnlos erscheine, gebe eben später doch einen Sinn. „Ich bin 120 Tage im Jahr in den USA und wünsche mir jedes Mal, besser Englisch zu sprechen. Und die Franzosen mit ihrem Nationalgefühl rasten schier aus, wenn du ihnen ein Interview auf Französisch gibst.“