Im Rahmen ihres Jahresschwerpunkts zum Thema „Jüdisch & deutsch“ hat die Kulturgemeinschaft Fellbach einen ausgewiesenen Kenner der deutsch-jüdischen Geschichte zu einem Einführungsvortrag eingeladen. Am Donnerstag, 6. Februar 2025, um 19 Uhr, spricht Philipp Lenhard, Professor für Jüdische Geschichte und Kultur an der Ludwig-Maximilians-Universität München, in der Volkshochschule Fellbach, Eisenbahnstraße 23, über die Frage, ob es zeitweilig ein jüdisch-deutsche Symbiose gab.
Der berühmte deutsch-israelische Religionshistoriker Gershom Sholem wandte sich im Jahr 1962 in einem offenen Brief vehement gegen den "Mythos vom deutsch-jüdischen Gespräch". Aus Scholems Sicht war die Symbiose zwischen Deutschen und Juden reine Fiktion. Nur die deutschen Juden hätten bis 1933 darauf gehofft, endlich als Deutsche und als Juden anerkannt zu werden, während sie von der nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaft stets zurückgewiesen worden seien.
In seinem Vortrag zeigt Prof. Dr. Philipp Lenhard hingegen auf, dass das Verhältnis deutscher Juden zu ihrem Heimatland deutlich komplizierter war. Mit Blick auf Persönlichkeiten wie Moses Mendelssohn, Heinrich Heine, Sigmund Freud, Hannah Arendt oder Martin Buber rekonstruiert er die Geschichte enger Beziehungen zwischen deutschen Juden und nichtjüdischen Deutschen.
Philipp Lenhard wurde 1980 in Bielefeld geboren und studierte u.a. Judaistik und Philosophie. Für seine Dissertation über die Entstehung jüdischer Identität in Deutschland und Frankreich zwischen 1780 und 1840 wurde er mit dem Max-Weber-Preis 2020 ausgezeichnet. Seine Habilitation verfasste er über eine „Jüdische Kulturgeschichte der Freundschaft im 20. Jahrhundert“. Im März 2024 erschien Lenhards viel beachtete Darstellung zum Institut für Sozialforschung Frankfurt, an dem nach ihrer Rückkehr aus dem Exil einflussreiche Geistesgrößen wie Horkheimer und Adorno lehrten. Philipp Lenhard hatte 2022/23 eine Gastprofessur für Europäische Geschichte. an der Universität Berkeley in Kalifornien Seit September 2024 bekleidet er den renommierten Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur an LMU München.
Die Veranstaltung, auch ein Beitrag zur Reihe „Themen der Zeit“ der KGF, findet in Kooperation mit der Volkshochschule u.R. statt. Die Gebühr beträgt 5 €, Schüler und Studenten haben Eintritt frei. Karten sind beim i-Punkt Fellbach erhältlich, Telefon 0711// 58 00 58. Restkarten an der Abendkasse.
Informationen: www.kulturgemeinschaft-fellbach.de
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