Wegen einer Übung war Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen zu Besuch in der Kaserne. Foto: dpa

Die nach wie vor als „Funkerkaserne“ bekannte Theodor-Heuss-Kaserne ist 100 Jahre alt geworden. Viele Dienststellen des Heeres haben dort ihre Heimat gefunden, heute insbesondere das Landeskommando Baden-Württemberg.

Fellbach - Die Theodor-Heuss-Kaserne in Bad Cannstatt, gelegen am Stadtrand Stuttgarts, aber gegenüber dem Fellbacher Wohngebiet Lindle, ist 100 Jahre alt. Älteren Mitbürgern ist sie besser bekannt als die „Funkerkaserne“. In der Liegenschaft herrscht seit 100 Jahren bildlich gesprochen stets ein reges Kommen und Gehen.

Die wechselvolle Geschichte der Kaserne begann im Jahr 1917

Die wechselvolle Geschichte der Kaserne begann 1917, als sie nach dreijähriger Bauzeit eingeweiht und Heimat der 1. Abteilung des Feldartillerieregiment 13 „König Karl“ wurde. Bis 1920 wurde eine Nachrichtenabteilung in der Kaserne stationiert, die dann nach dem Erwerb weiterer Flächen um ein Feldlazarett erweitert wurde. In den folgenden Jahren wurden Lehrgebäude, Lehrwerkstätten, Labore und Unterrichtsräume gebaut, sodass die Liegenschaft als Reichsfachschule genutzt werden konnte. Nach weiteren Umbauten wurde die Kaserne bis 1945 durch Ersatzverbände der Nachrichtentruppe belegt. Aus dieser Zeit hat sie auch den Namen „Funkerkaserne“.

In der Zeit direkt nach dem Ende des zweiten Weltkriegs waren Kasernen weniger gefragt, stattdessen ging es darum, Überlebende, die ihre Heimat verloren haben, unterzubringen. Bis zum Jahr 1950 waren dort „displaced persons“ untergebracht, das waren Geflüchtete, Zwangsverschleppte, Personen, die nicht ohne Hilfe in ihr Heimatland zurückkehren konnten. Sie kamen insbesondere aus Armenien und der Ukraine.

Mit Aufstellung der Bundeswehr erlebte die Kaserne einen weiteren Umbau

Mit Aufstellung der Bundeswehr erlebte die Kaserne einen weiteren Umbau und diente wieder einem militärischen Zweck. Eine Wehrbereichsbibliothek wurde 1957 eingerichtet. Es waren 7000 Bände vorhanden. In der Kaserne gab es bald eine Annahmestelle des Heeres. Eingerichtet wurde das Wehrbereichskommando V, das Heeresmusikkorps V A, die Chemische Untersuchungsstelle V, die Medizinische Untersuchungsstelle V und die MAD-Gruppe V stationiert. Ein Jahr später kamen der Territoriale Verteidigungsstab V (später VBK 51) und die 1. Kompanie des Feldjägerbataillons 750 hinzu. 1962 wurde eine große Vortragshalle, die sogenannte Baumann-Halle, errichtet, die auch heute noch unter anderem für Wintervorträge und Konzerte genutzt wird.

Erst im Jahr 1973 erfolgte die Umbenennung der Funkerkaserne in Theodor-Heuss-Kaserne nach dem ersten Bundespräsidenten, der 1884 in Brackenheim (Kreis Heilbronn) geboren und 1963 in Stuttgart verstorben war. Von 1993 bis zur Auflösung 2008 war auch die Sportfördergruppe Stuttgart in der Kaserne stationiert.

Umstrukturierungen der Bundeswehr hinterließen ihre Spuren. 1994 wurde das Wehrbereichskommando V nach Sigmaringen verlegt. Heute befinden sich in der Theodor-Heuss-Kaserne das Landeskommando Baden-Württemberg, das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr - Kompetenzmanagement Bau, eine Dienststelle BWI-Informationstechnik GmbH, die Generalzolldirektion - Service Stuttgart, der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge sowie weitere wichtige kleinere Teile von Dienststellen der Bundeswehr.

Oberstleutnant Thomas: „Ich mache mir um die Zukunft der Liegenschaft keine Sorgen“

„Mit all diesen Dienststellen ist die Kaserne annähernd voll belegt. Wir machen sie derzeit fit für die weitere Nutzung, sodass ich mir um die Zukunft der Liegenschaft keine Sorgen mache“, sagt Oberstleutnant Frank Peter Thomas, der amtierende Stellvertretende Kommandeur und Chef des Stabes des Landeskommando Baden-Württemberg. In den Unterkunftsgebäuden werden die Stuben nach Maßgabe der Verteidigungsministerin „Aktiv. Attraktiv. Anders.“ modernisiert und neu eingerichtet. Im Außenbereich finden zudem umfangreiche Kanalsanierungsmaßnahmen statt, die 12 Millionen Euro kosten.