Die Füchse rücken näher. Angst vor Krankheiten sei unbegründet, sagt der Fellbacher Ordnungsamtsleiter. Foto: dpa-Zentralbild

Immer öfter treiben sich auch tagsüber Wildtiere in Wohnstraßen herum. Angst vor Füchsen oder vor von ihnen übertragenen Krankheiten, sei aber unbegründet.

Fellbach - Mittlerweile hat Hugo, das hellbraune Kaninchen von Familie Wehaus, den Schock verdaut. Beinahe wäre das streichelzarte, sanfte Wesen nämlich am helllichten Tag zur Beute eines Fuchses geworden. Der tierische Räuber hatte ihn schon am Kragen gepackt. Hätte nicht der Familienvater, der zum Glück gerade auf den Balkon trat, reaktionsschnell mit einem gut gezielten Wurfgeschoss und lautem Geschrei den Angreifer vertrieben, Hugo würde wohl kaum mehr so fröhlich durch sein Gehege im Garten des Hauses in der Eugenstraße hoppeln.

Werner Rögele, der Ordnungsamtsleiter der Stadt Fellbach, hört nicht das erste Mal von wilden Tieren in der Stadt

Werner Rögele, der Ordnungsamtsleiter der Stadt Fellbach, hört nicht das erste Mal von wilden Tieren in der Stadt. Auf Nachfrage bestätigt er, dass sich „einige Füchse ab und zu im Oberdorf herumtreiben“. Ob es womöglich auch schon Opfer unter den Artgenossen von Hugo gegeben hat, sei ihm nicht bekannt. Allerdings sei ihm von zahlreichen Sichtungen im Gebiet Im Keiferle, Kappelbergstraße und Grabenstraße berichtet worden, sagt Rögele: „Sogar tagsüber.“ Angst vor Reineke Fuchs müsse jedoch kein Fellbacher Bürger haben. „Bei uns gibt es keine Tollwut.“

Obwohl der Ordnungsamtsleiter Füchse im Allgemeinen für „unbedenklich“ hält, wird versucht, mit sanfter Gewalt gegen sie vorzugehen. „Ein Bejagen im Stadtgebiet ist natürlich nicht erlaubt, das wäre viel zu gefährlich“, sagt Werner Rögele. Doch die Stadt hat eine Lebendfalle gekauft und sie dem zuständigen Jagdpächter zur Verfügung gestellt. Sobald der Fuchs in die Falle geht, werde er wieder ausgesetzt, und zwar „möglichst nicht ganz in der Nähe“. Dass Füchse sich bis in die Städte wagen, sei jedoch kein seltenes Phänomen und beschränke sich auch nicht auf Fellbach. Werner Rögele rät, rund ums Haus Lebensmittelreste nicht offen liegen zu lassen. „Wenn die Füchse nichts zu fressen finden, verschwinden sie wieder.“

Mittlerweile sei, so der Revierförster, die Fuchspopulation in Städten sogar höher als in Wald und Feld

Schon seit Anfang der 90er-Jahre beobachten Jäger und Naturschützer, dass sich die Füchse den Lebensraum Stadt immer weiter erschließen. Mittlerweile sei die Fuchspopulation in Städten sogar höher als in Wald und Feld, sagt Revierförster Stefan Baranek. Studien sprächen von einer zehnmal höheren Fuchsdichte in urbanen Gebieten. Fellbach bilde da keine Ausnahme. Überall werde beobachtet, dass sich die Mäusejäger häufiger in Ortschaften wagten. Das brachliegende alte Fellbacher Freibadgelände locke die Füchse allerdings nicht in größerer Zahl an. Die Fläche sei zu klein, als dass sie reizvoll für sie wäre, glaubt Baranek. Aber die Konsumgesellschaft decke reichlich den Tisch für sie. „Außerdem haben sie in der Stadt keinen Bejagungsdruck.“

Den Fuchsbandwurm hat man einigermaßen im Griff, Tollwutfälle gibt es seit Jahren keine

Ein allzu großes Problem sieht der Förster im Vormarsch der Stadtfüchse jedoch nicht. Den Fuchsbandwurm habe man einigermaßen im Griff, Tollwutfälle gebe es seit Jahren keine. So oder so würden die Füchse kaum mehr zurückweichen, und der Mensch werde sich an ihre Gesellschaft gewöhnen müssen, glaubt Stefan Baranek. „Ich kann nur empfehlen, Hasen gut wegzusperren und auf sie aufzupassen, und die Komposthaufen in den Gärten nicht allzu üppig zu bestücken.“