Die Kontrollen der Stadt Fellbach haben offenkundig wenig Wirkung. Das birgt Gefahren für Schüler, moniert ein Anwohner aus Fellbach-Schmiden und fordert mechanische Sperren.
Der kürzlich erschienene Bericht unserer Redaktion über den womöglich kürzesten Radweg Deutschland in der Karolingerstraße im Fellbacher Stadtteil Schmiden (Rems-Murr-Kreis) hat eine durchaus imposante Resonanz erfahren. Der Artikel hat einiges Amüsement über den vermeintlichen bundesweiten Superlativ ausgelöst. Unseren Leser Michael Kirscht aus Fellbach verleitet die Umgestaltung in der Karolingerstraße allerdings zu einem Querverweis auf eine andere neuralgische Stelle in Schmiden, wo ebenfalls dringend nachgebessert werden müsste.
Der kurze Radweg in der Karolingerstraße soll aus Sicherheitsgründen Fußgänger und Schulkinder sowie Radfahrer durch einen Grünstreifen trennen. Gut einen Kilometer westlich davon befindet sich wiederum ein Feldweg, der das Ende der Wirtembergstraße auf Höhe Hausnummer 143 nahe der sogenannten kleinen Musikschule mit der Siemensstraße, also der wichtigsten Ost-West-Verbindungsstraße, verbindet. Dieser Feldweg ist für Kraftfahrzeuge aller Art gesperrt, worauf auch die aufgestellten Schilder hinweisen.
Durchfahrtsverbot täglich missachtet
Michael Kirscht, der unweit der Musikschule wohnt, sagt dazu: „Das wird seit Jahren täglich von vielen Kraftfahrzeugen mit zwei oder vier Rädern 24 Stunden lang missachtet.“ Und: „Besonders verstärkt zu einem erhöhten Missbrauch beigetragen hat zudem die neue Ampelanlage in der Siemensstraße mit Linksabbiegerspur in einen Kfz-gesperrten Feldweg.“
Dieser Feldweg werde von Fußgängern und Fahrradfahrern ohne Sicherheitstrennstreifen genutzt und sei auch Schulweg zur Anne-Frank-Schule beziehungsweise zur Helmut-von-Kügelgen-Schule. Kirscht: „Zu beachten ist auch der Aufenthalt von noch jüngeren Kindern im Bereich der Musikschule, die manchmal unkontrolliert auf die Straße laufen.“ Und das, wo dort Autos oder Motorräder „durchaus auch mit 50 Stundenkilometern“ unterwegs seien.
Mittlerweile hat Markus Praß, der Leiter des Amts für öffentliche Ordnung, Straßenverkehrs- und Bußgeldbehörde der Stadt Fellbach, auf Kirschts Vorstoß reagiert. „Der reguläre Schulweg führt, laut offiziellem Schulwegplan, nicht über den besagten Feldweg.“ Dennoch sei der Verwaltung bewusst, dass der Weg von Fußgängern und Radfahrern, darunter auch Schüler, regelmäßig genutzt werde.
„Eine Nutzung dieses Feldwegs durch Kraftfahrzeuge ist grundsätzlich untersagt, wie Sie richtig anmerken. Zur Überwachung dieser Regelung finden regelmäßige Durchfahrtskontrollen statt.“
Auf derartige Verbote und Kontrollen hatte auch der Erste Bürgermeister Johannes Berner bereits im vergangenen Oktober in einer Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Klimaschutz und Mobilität hingewiesen. In der entsprechenden, von Praß ausgearbeiteten schriftlichen Vorlage heißt es: „Der Feldweg dient als beliebte Abkürzung, um von der Siemensstraße aus schneller in die Wirtembergstraße und das dortige Wohngebiet zu gelangen.“
Der Kommunale Ordnungsdienst der Stadt hat zwischen Anfang Januar und Ende August 2024 insgesamt 15 Fahrzeugkontrollen durchgeführt. Dabei wurden neun Fahrzeuge beanstandet, die unberechtigt in den Bereich einfuhren.
Aktuell prüft die Stadt nach Praß’ Angaben, „ob und wie die Beschilderung an der Zufahrt, insbesondere im Bereich der neuen Ampelanlage, weiter optimiert werden kann, um Missverständnisse oder bewusstes Fehlverhalten zu reduzieren“. Außerdem würden die Kontrollen in diesem Bereich intensiviert.
Primär ein landwirtschaftlicher Feldweg
Bei dem betroffenen Weg handele es sich primär um einen landwirtschaftlichen Feldweg, der vorrangig der Nutzung durch landwirtschaftliche Fahrzeuge diene. „Eine vollständige Trennung des landwirtschaftlichen Verkehrs von Fuß- und Radverkehr ist aufgrund der baulichen Gegebenheiten leider nicht realisierbar.“
Praß’ Auskünfte stellen Krischt allerdings nicht zufrieden. Krischt: „Warum wird hier mit zweierlei Maß gemessen? Muss erst ein Unfall passieren?“ Die behördliche Überwachung bringe doch seit Jahren keinerlei Erfolg. Er verstehe nicht, warum eine mechanische Sperre wie ganz in der Nähe an der Käthe-Kollwitz-Straße nicht machbar sein soll, „sie ist auch deutlich billiger als jahrelange Kontrolle durch die Polizeibehörde“.