Zu Musik und Gemeinschaft gibt es gut gefüllte Picknickkörbe. Foto: Patricia Sigerist

Die „Proms“ erleben mit rund 800 Besuchern sowie neun Chören und Orchestern die erfolgreiche zweite Runde in der Alten Kelter.

Zum Abschluss trafen sich alle Beteiligten auf der Bühne, stimmten gemeinsam „Freude schöner Götterfunken“ an, und das Publikum sang mit - das war Gänsehautfeeling pur in der Alten Kelter. Vor diesem Höhepunkt lagen zweieinhalb Stunden stimmungsvoller Musikgenuss, dargeboten von allen, die in Fellbach in Sachen Instrumentalklänge und Gesang Rang und Namen haben.

„Musik und Picknick bei Fellbach Proms“ ging am Sonntagabend unter dem imposanten Holzgewölbe in die zweite Runde. Wobei der Titel durchaus zweideutig verstanden werden konnte: „Guck mal, hier sind heute Abend alle Promis“, stieß eine Frau ihren Ehemann an und schaute sich suchend um. Doch der Titel der im vergangenen Jahr von Oberbürgermeister Christoph Palm initiierten Veranstaltung kommt von „The Proms“ in London, traditionelle Promenadenkonzerte mit klassischer Musik.

Das Publikum kann vom Kunstrasen aus der Musik lauschen

In Fellbach soll man nicht auf seinem Sitzplatz festkleben, sondern schlendernd die Musik genießen. In der Kelter waren deshalb feste Plätze in der Minderzahl, das Publikum konnte sich auf Kunstrasen nieder lassen oder zwischen den beiden Bühnen beiläufig andere Menschen treffen und die Musik genießen. „Man spart sich einen ganzen Haufen Telefonanrufe“, bemerkte Helmut Maile trocken. Nach einem langen Maikäfersonntag wäre er „im Sitzen ganz bestimmt eingeschlafen: Aber hier flaniert man so locker hin und her, trifft da und dort jemand und lauscht der Musik – mir gefällt’s“, sagte er.

Die Stadtkapelle unter der Leitung von Michael Kuntzer hatte das Konzert schmissig eröffnet. Insgesamt wirkten neun Chöre und Orchester mit rund 350 Sängern und Musikern mit. „Die Idee ist super“, sagte Maren Jahn, die mit Freundin und Kindern spontan in die Alte Kelter gekommen war. Die Picknickkörbchen seien „sehr nett gerichtet“, und für die Kinder sei das Konzert auf der grünen (Kunst)Wiese „ein lustiges Erlebnis“.

500 Picknickkörbchen in verschiedenen Größen standen bereit

Tilman Heiland, Leiter des Philharmonischen Chors, war federführend mit der Organisation betraut. Von „seinen“ Sängern traten der Gemischte Chor und der Kinderchor auf. Der Chor Sing a Song schmetterte Campinos berühmtes „Tage wie diese“, und SWR-Redakteurin Sabine Gronau moderierte den Abend mit Schwung und vielen Hintergrundinformationen. Die Bäckerei Grau hatte rund 500 Picknickkörbchen in verschiedenen Größen vorbereitet, die mit Brötchen und Brezeln, Peitschenstecken und Kräuterfrischkäse sowie Obst und Gemüse liebevoll gerichtet waren. Wein und andere Getränke schenkten die Fellbacher Weingärtner aus.

„Es ist topp hier“, fand Daniela Heid. „Man trifft viele Bekannte und es ist einfach schön, dass sich die Vereine so engagieren“, sagte sie. Selbst ihr 13-jähriger Sohn Jonas konnte dem beipflichten: „Es gefällt mir nicht jede Musik, aber man kann schön chillen“, sagte er und rekelte sich genüsslich auf dem Rasen. Verliebte kraulten sich den Rücken, Mamas und Papas herzten ihren Nachwuchs, und dazu erklangen Musical-Melodien oder 30er-Jahre-Schlager.

Alle Chöre und Orchester zeigten „Fellbacher Qualität“

Alle Chöre und Orchester besonders hervorzuheben, ist bei der am Sonntagabend gezeigten „Fellbacher Qualität“ weder möglich noch nötig – ihre Konzerte bereichern regelmäßig den musikalischen Jahreslauf in der Stadt. Aber besonders im Ohr blieb die tolle Stimme der Sängerin der Popband der Musikschule - sicher eine der Entdeckungen des Abends.