Der Percussionist Hans Fickelscher ist der musikalische Leiter. Foto: Privat

30 Musiker mit und ohne Behinderung sind beim Start des Projekts Groove Inclusion dabei. Der Percussionist Hans Fickelscher ist der musikalische Leiter.

Fellbach - Tobias Petersen sitzt im Rollstuhl. Er singt und spielt Gitarre. „Und mit einer Hand Klavier geht auch.“ Matthias Wagner bläst Tuba im Posaunenchor. Laura Freytag hat das Down-Syndrom und ihr Akkordeon mitgebracht. Jonathan Maile hat ebenfalls Trisomie 21. Der 25-Jährige spielt seit einigen Jahre bei der Jugendkapelle des Musikvereins Rommelshausen Schlagzeug und möchte bei Groove Inclusion mitmachen, dem inklusiven Big-Band-Projekt. Wie ihm geht es allen hier, und fast alle Instrumente sind vertreten: Geige, E-Gitarren, Bass, Saxofone, Keyboards, Posaune, Klarinette. Auch Sänger sind da.

Im Jazzkeller in der Musikschule Fellbach treffen sie sich am Freitag zum ersten Mal. Künftig proben sie wöchentlich. Hans Fickelscher, der Dozent und Percussionist, leitet das Musikprojekt. Ihm zur Seite stehen Holger Bihr, der an der Musikhochschule Schlagzeug studiert und Erfahrung mit Inklusion bei der Lebenshilfe in Leonberg gesammelt hat, die Saxofonisten Christoph Beck und Arne Meerwein und der Posaunist Eberhard Budziat. Initiiert wurde die inklusive Big Band von Rosemarie Budziat. Die Leiterin der Volkshochschule Unteres Remstal kümmerte sich auch um die finanzielle Ausstattung des Projekts. Die VHS gehört wie die Musikschulen Fellbach und Unteres Remstal, der Jazzkeller Armer Konrad Weinstadt, die Diakonie Stetten oder die Stadt Fellbach zu den Trägern und Förderern von Groove Inclusion. Das baden-württembergischen Sozialministerium unterstützt das Projekt ebenfalls.

Die Band groovt sich ein

Nach der Vorstellungsrunde geht es gleich los. „Oye Como Va“ hat Hans Fickelscher als erstes Stück für die neue gemischte Formation ausgesucht. Und er sagt, er sei „gespannt, was wir zusammen alles hinbekommen“. Zum Warmmachen wird der Rhythmus geklatscht. „Wir grooven uns ein“, sagt Fickelscher und zählt zum ersten Mal ein. Die Schlagzahl – drei, drei, sechs – merken sie sich mit dem Spruch: Ich bin heute – so gut drauf – und alle andern auch. Es dauert nicht lange, bis es sitzt. „Jetzt gehen wir einen Schritt weiter“, sagt Hans Fickelscher. Holger Bihr wandert mit einer großen Tasche von einem zum anderen. Jeder holt sich ein Rhythmusgerät heraus: kleine Trommeln, Cajons und vieles mehr. Sie grooven los, und die Sänger, die den Text schon vor sich haben, stimmen ein: „Oye como va miritmo bueno paguza mulata.“ Schon nach kurzer Zeit klingt es gut, und Hans Fickelscher gibt das Kommando, zu den Instrumenten zu greifen.

Bald hat jeder sein Musikinstrument und seinen Platz gefunden, die Notenständer sind aufgebaut und die Noten verteilt. Der Dirigent stellt sich auf einen Stuhl, damit jeder ihn sehen kann, und er selbst einen Überblick über das stattliche Orchester bekommt. Alle schauen zu Hans Fickelscher. „Wir werden ein Stück zusammenspielen“, hatte er versprochen, und jetzt erklingt „Oye como va“ durch den Jazzkeller.

Heiko von Roth, der neue Leiter der Musikschule Unteres Remstal, schaut und hört genau zu: „Das wird eine gute Sache.“