Erst muss eine neue Weiche bestellt und eingebaut werden, das ermöglicht die Verlegung der Stadtbahn-Endhaltestelle – und am Ende erhält Fellbach in einigen Jahren eine sogenannte Neue Mitte im Bereich der Lutherkirche (im Hintergrund). Foto: Dirk Herrmann

Der Fellbacher Gemeinderat hat jetzt die Planungen für die neue Endhaltestelle der Stadtbahn an der Lutherkirche abgesegnet. Die Kosten für die Stadt liegen zunächst einmal bei knapp acht Millionen Euro.

Vordergründig ging es lediglich darum, „dass Sie mich ermächtigen, eine neue Weiche zu bestellen“, wie Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull zu Beginn ihres Statements im Gemeinderat ausführte. „Das hört sich sehr technisch an“, so Zull. Doch de facto bedeutet das entsprechende Votum am Ende der Sitzung den Startschuss für die Verlegung der Stadtbahn-Endhaltestelle Lutherkirche um 100 Meter gen Westen. Und, mit noch weitreichenderer Bedeutung: die Chance, das Areal nördlich des Rathauses zur seit Jahren forcierten Neuen Mitte Fellbach umzugestalten.

 

Diese Entscheidung „für die nächsten Jahrzehnte“ (Zull) soll die Innenstadt aufwerten und die Bereiche nördlich und südlich der Verwaltungsburg, also Rathaus-Carrée im Süden und Wohncity sowie Wüst-Areal im Norden, enger miteinander verknüpfen. Es geht also nicht nur um eine Weiche, sondern um die Weichenstellung für eine neue Fellbacher Innenstadt.

„Sonst fährt der Zug ohne uns“

Zwar bedeutet dies erhebliche Kosten, doch „trotz angespannter Finanzsituation geht es nicht anders“. Denn sonst „fährt der Zug ohne uns in die Zukunft“, so die OB. Natürlich seien in der Zwischenzeit Einschränkungen durch die Baustellen unvermeidlich, aber man erhalte eine aufgewertete Innenstadt „und auch der Einzelhandel würde belohnt“, warb sie um Zustimmung.

Ursache dieser Chance auf eine Neugestalt ist die Strategie der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), ihre Stadtbahnflotte auf doppelt so lange 80-Meter-Züge umzurüsten. Entsprechend müssen die Haltestellen ausgebaut werden; dies ist an acht Haltestellen zwischen Cannstatt und Fellbach bereits erledigt – bis auf die Lutherkirche. An diesem Schlusspunkt der Linie U1 allerdings geht der Ausbau nur, indem man die Züge gut 100 Meter früher enden lässt und eine neue Endhaltestelle auf Höhe des alten Friedhofs baut. Allerdings ist hierfür die besagte neue Weichenanlage zum Fahrtrichtungswechsel erforderlich.

Die Stadtbahngleise benötigen zwischen den Stationen Schwabenlandhalle und Lutherkirche neue Weichen. Foto: Dirk Herrmann

Die Fellbacher Baudezernentin Beatrice Soltys stellte vor dem Lokalparlament ausführlich den vorgesehenen Zeitplan in vier Baustufen (aufgeteilt in jeweils zwei der SSB und der Stadt), die Kosten und durch zahlreiche Verhandlungen zugesagten Zuschüsse dar. Hier einige Eckpunkte: Aktuell ist davon auszugehen, dass die SSB spätestens mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2026 auf der gesamten Linie U1 die neuen 80-Meter-Stadtbahnzüge fahren lassen. Da die Lieferfristen für die neue Weiche bei 18 bis 24 Monaten liegen, ist bis dahin natürlich die künftige Endhaltestelle am Alten Friedhof Fellbach noch nicht umsetzbar. Zielhorizont für eine funktionierende neue Endhaltestelle ist Ende 2027 oder Anfang 2028.

In den Folgejahren sollen auch die Überdachungen von Bahnsteigen und binnen der drei Folgejahre das künftige Mobilitätshub auf dem Kirchplatz umgesetzt werden. Überdies muss, um Platz für den Hub zu schaffen, die Einfahrt in die Rathaus-Tiefgarage verschwenkt werden.

Während der Bauzeit enden die Stadtbahnen an der Haltestelle davor, der Schwabenlandhalle, also 400 Meter früher. In der ersten viermonatigen Bauphase der SSB ist außerdem gemäß Terminplan im ersten Halbjahr 2027 ein mehrmonatiger Schienersatzverkehr zwischen der Haltestelle Antwerpener Straße und der temporären Endhaltestelle Schwabenlandhalle nötig. Am Ende soll am Kirchplatz ein „Multimodaler Knoten“ werden, für den Zuschüsse abgegriffen werden können.

Für die Stadtkasse bedeutet dies, dass alsbald weitere erhebliche Beträge nötig sind – weshalb die anderen Fellbacher Großprojekte wie Interims-Sporthalle sowie neues Feuerwehrhaus weiter auf Eis liegen. Von der oft diskutierten Umgestaltung der Bahnhofstraße ist aktuell ohnehin keine Rede.

Gesamtkosten: Rund 13 Millionen Euro

In einer „Gesamtbetrachtung“ nennt die schriftliche Vorlage für die Verlegung Endhaltestelle 3,74 Millionen Euro und fürs Mobilitätshub und Tiefgaragenzufahrt weitere 9,3 Millionen Euro an Kosten. Macht in der Summe mehr als 13 Millionen Euro.


Durch die Förderprogramme sei jedoch „zu erwarten, dass sich die Gesamtkosten nochmals verringern werden“, heißt es. Der aktuelle Beschluss fuhr lediglich drei Nein-Stimmen ein, er betrifft zunächst einmal nur die Anfangsphase des Gesamtprojekts und „löst Investitionen von circa 7,82 Millionen Euro aus“, so die Erläuterung.