Am 21. Januar 2025 jährt sich der Todestag der jüdisch-deutschen Lyrikerin Mascha Kaléko zum 50. Mal. Zum Auftakt ihrer Reihe „Jüdisch & Deutsch“ hat die Kulturgemeinschaft Fellbach die vielfach ausgezeichnete Sprecherin Doris Wolters aus Freiburg zu einer Lesung eingeladen, in der sich Mascha Kalékos Gedichte aus verschiedenen Zeiten zu einem lyrischen Lebensbild fügen. „Wohin ich immer reise, ich fahr nach Nirgendland.“ So lautet das Motto des lyrischen Lebensbilds am Donnerstag, 23. Januar um 19.30 Uhr in der Stadtbücherei Fellbach, Berliner Platz 5.
Passende Musikpassagen steuert der renommierte Jazzpianist Andreas Erchinger bei. Eine kurze und prägnante Einführung in Mascha Kalékos bewegtes Leben hält Nikola Herweg, die am DLA Marbach für Exilliteratur zuständig ist.
Man kennt und liebt sie für ihre unverwechselbare Mischung aus Witz, Ironie, Leichtigkeit, Melancholie. In der Weimarer Republik eroberte die erst 22-jährige Mascha Kaléko auch mit ihrem persönlichen Charme das Publikum. Sie stammte aus Galizien und floh als Kind zusammen mit ihren Eltern nach Westen. In Berlin wurde sie heimisch und erlebte hier einige wenige leuchtende Jahre. Mit ihrem „Lyrischen Stenogrammheft“, von Rowohlt 1933 veröffentlicht, und mit Gedichten wie „Großstadtliebe“ wurde sie berühmt, aber bereits 1935 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen und mit Berufsverbot belegt. 1938 verließ sie Deutschland zusammen mit ihrem zweiten Mann Chemjo Vinaver und ihrem kleinen Sohn. Die Gedichte im amerikanischen Exil sind geprägt von der Sehnsucht nach der verlorenen Heimat, die in erster Linie Sprachheimat war, aber auch von der Fürsorge für ihre Familie, etwa im Gedicht „Zur Heimat erkor ich mir die Liebe“.
Nach dem Krieg erlebten ihre Verse im deutschsprachigen Raum eine erstaunliche Renaissance. Eine Lesereise in Deutschland im Jahr 1956 brachte volle Säle. Das Comeback sollte auch öffentlich dokumentiert werden. Doch lehnte sie 1959 den Fontane-Preis ab, weil das Jurymitglied Egon Holthusen bei der SS gedient hatte.
Ihrem Mann zuliebe siedelte sie 1959 nach Jerusalem über, wo sie weder Freunde nach Anerkennung fand. Der ironische Ton ihrer Lyrik bekommt einen Beigeschmack von Bitterkeit. Ihr Sohn stirbt jung, sie selbst wenige Monate nach ihrem Mann mit 68 Jahren.
„Die Zeit“ nannte sie eine der besten deutschen Sprecherinnen. Als „Beste Interpretin“ wurde Doris Wolters 2012 mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet. Über ihre Mascha-Kaléko-Lesung schrieb die Badische Zeitung: „Doris Wolters verleiht den Gedichten mit ihrer Stimme eine wunderbare Tiefe. Natürlich und lebendig stellt sie die Lyrik vor, spricht die Texte mit traumwandlerischer Sicherheit.“
Die Veranstaltung bildet den Auftakt der Reihe „Jüdisch & Deutsch“ der Kulturgemeinschaf Fellbach, die von der Stadt Fellbach und der Berthold Leibinger Stiftung gefördert wird. Karten sind im VVK beim i-Punkt Fellbach erhältlich, Telefon 0711/58 00 58. Sie kosten10 €, für Schüler und Studierende ist der Eintritt frei.
Informationen: www.kulturgemeinschaft-fellbach.de
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