Kulturgemeinschaft Fellbach erinnert an die Bücherverbrennung und lädt zur Beteiligung ein.
Lebhaften Zuspruch fand die traditionelle „Lesung aus verbrannten Büchern“ im vergangenen Jahr. Nun lädt die Kulturgemeinschaft Fellbach erneut alle Interessierten dazu ein, sich mit eigenen Beiträgen zu beteiligen. Die Lesung findet am Jahrestag der Bücherverbrennung, diesmal Samstag, 10. Mai 2025, um 17 Uhr auf dem Kirchplatz bei der Lutherkirche statt, bei Regen wird sie in die Lutherkirche verlegt.
Die Lesung aus verbrannten Büchern passt heuer gut in die laufende Reihe der KGF „Jüdisch & deutsch“. Denn unter den Autoren, deren Werke am 10. Mai 1933 den Flammen übergeben wurden, befanden sich sehr viele Schriftsteller jüdischer Herkunft, z. B. Kurt Tucholsky, Joseph Roth, Heinrich Heine, Anna Seghers und Rosa Luxemburg, aber auch „nur“ oppositionelle Intellektuelle wie Erich Kästner, Bertolt Brecht, Joachim Ringelnatz oder Carl von Ossietzky.
Wer selbst mitlesen möchte, findet Anregungen entweder im Internet auf eigens angelegten Webseiten zu den betreffenden Autoren und Werken oder kann bei der Kulturgemeinschaft nachfragen. Die Auswahl ist groß. Gedichte sind ebenso willkommen wie kleinere Prosastücke. Die Lesung sollte eine Länge von 5 Minuten, wenn möglich, nicht überschreiten.
Zeitgeschichtlicher Hintergrund für die Fellbacher Initiative ist die Bücherverbrennung, die in verschiedenen Städten Deutschlands von März bis Oktober 1933 stattfand. Sie wurde von der NSDAP, der Hitlerjugend, Körperschaften der SA und der Deutschen Studentenschaft geplant und umgesetzt. Bei diesen Gelegenheiten warfen Studenten, Professoren und Mitglieder von NS-Parteiorganen Werke von jüdischen, pazifistischen, oppositionellen und politisch unliebsamen Autoren in die Flammen. Die zentrale Kundgebung wurde am 10. Mai 1933 auf dem ehemaligen Berliner Opernplatz inszeniert, der 1947 in Bebelplatz umbenannt wurde. Zeitgleich wurden in 18 weiteren Universitätsstädten ähnliche Aktionen „wider den undeutschen Geist“ durchgeführt.
Wie andernorts auch wird in Fellbach an die beschämenden Ereignisse in Deutschland erinnert. Die Lesung setzt zugleich ein Zeichen gegen Rassismus, Intoleranz und Krieg. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 hat die Aktion eine beklemmende Aktualität bekommen. Der nicht enden wollende Nahostkonflikt, die politische Großwetterlage und das Erstarken rechtspopulistischer Parteien geben ebenfalls Anlass zur Sorge.
Wer sich aktiv beteiligen möchte, bitte anmelden bei der Initiatorin Sybille Mack unter buecherlesung@kulturgemeinschaft-fellbach.de
Willkommen sind selbstverständlich auch all diejenigen, die einfach nur zuhören wollen. Eine Anmeldung ist hier nicht erforderlich.
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