Das Joscho Stephan Trio in der Reihe "Saitenspiel" Foto: Gottfried Wolf

Eine Sternstunde bescherten die virtuosen Musiker in der Reihe „Saitenspiel“ mit Gypsy Jazz und more in der Dionysiuskirche Schmiden.

Dass Joscho Stephan weltweit einer der größten Gitarristen nicht nur des Gypsy Swing ist, durften die Besucher hautnah erleben, die die Dionysiuskirche füllten. Es war das achte Konzert in der Reihe „Saitenspiel“, einer Koproduktion der Kulturgemeinschaft und der Evangelischen Kirchengemeinde Schmiden-Oeffingen, die Gitarrenkunst auf höchstem Niveau bietet und Fans weit über Fellbach hinaus anlockt.

 

Mit dem Joscho Stephan Trio hatten die Veranstalter einen wahren Glücksgriff getan. Bereits mit 16 Jahren stand Joscho auf der Bühne und hat seither die Tradition des legendären Django Reinhardt weitergeführt und zugleich wie kein anderer eine neue Formensprache entwickelt, in der er lustvoll und mit unglaublicher Kreativität Adaptionen von Swing-Klassikern mit Elementen von Latin, Klassik und Rock verbindet. Mit seiner augenzwinkernden Moderation erwies er sich zugleich als begnadeter Entertainer, der das Publikum im Sturm eroberte. Seine Mitspieler Sven Jungbeck an der Rhythmusgitarre und Volker Kamp am Kontrabass agieren als Partner auf Augenhöhe, das Zusammenspiel ist von traumwandlerischem Einverständnis und von gemeinsamer Energie durchdrungen, die sich unmittelbar auf das Publikum im stimmungsvollen Kirchenraum überträgt.

Ovationen branden bereits nach dem ersten Stück auf, einer Adaption des Beatles Songs „Can’t buy me love“, einem fetzigen, Auftakt, bei dem man gar nicht anders kann als sich „allright“ zu fühlen. Auf ein verstecktes Zither-Zitat aus dem „Dritten Mann“ folgt Duke Ellingtons Elegie „In a sentimental mood“, die das Trio so innig zelebriert, dass man die Augen schließt und die Seele baumeln lässt. Schluss mit dem Schlendern ist spätestens beim rasanten Übergang zu „Joseph, Joseph“, einem jüdischen Traditional, das Joscho statt in den sonst üblichen 12 Minuten in rauschhaften 4 Minuten mit fliegenden Fingern und in atemberaubender Geschwindigkeit dermaßen rockt, dass den Zuhörern Hören und Sehen vergeht. Einer swingenden Eigenkomposition Joscho Stephans mit einem bravourösen Solo Sven Jungkamps folgt eine rhythmusbetonte, herrlich groovende Interpretation von „California Dreaming“, die in einen synkopenreichen Bossa Nova übergeht.

Es war Charlie Christian, der in den USA selbst den skeptischen Bläser Benny Goodman von dem Potenzial der Jazz-Gitarre überzeugte – wie ihm das gelang, demonstriert Joscho Stephan aufs Schönste mit einer lässigen Ausdeutung des „Smooth Walk“.

Das Publikum ist inzwischen vollkommen aus dem Häuschen und bejubelt zurecht auch das Solo des großartigen Bassisten Volker Kamp in „Funk 22“, einer rhythmischen Eigenkomposition Joscho Stephans. Zum Dahinschmelzen schön die anschließende traumhafte Ballade von Pat Massini, in der zeitweilig die „Black birds“ der Beatles zwitschern – ein Beispiel unter anderen dafür, wie Joscho Stephans musikalische Kreativität Stile zusammenführt – neugierig, liebevoll umarmend und eigenständig – und wie er auch das Publikum in seine energiegeladene Performance mit einbezieht.

„Hallo, kleines Fräulein“ – mit einer swingenden Paraphrase des bekannten Schlagers aus dem Jahr 1933 versetzt das Trio vor allem die Zuhörerinnen nochmals in Hochstimmung – alle wippen mit – bevor das Konzert dem offiziell letzten Höhepunkt zusteuert: „Hey Joe“ der Gitarrenlegende Jimmi Hendrix gerät unter den Händen Joscho Stephans zu einer ergreifenden Hommage mit Suchtpotenzial (YouTube zählt inzwischen 5 Millionen Aufrufe.)

Auch die heftig erklatschte Zugabe ist noch einmal ganz großes Kino – Django Reinhardts Mano Swing mit Einsprengseln u.a. von „Those were the days“ und „Bésame mucho“ mündet in eine so nie gehörte „Kleine Nachtmusik“, die einen beglückenden Abend beschließt, der eigentlich nie hätte enden sollen.

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