Die erste Lese bei den Fellbacher Weingärtnern gilt dem Neuen Wein. Foto: Patricia Sigerist

Die erste Lese am Kappelberg stimmt die Wengerter hoffnungsvoll. Der Chef der Fellbacher Weingärtner schwärmt von der Qualität der Beeren und sagt, dass alle Optionen für grandiose Weine vorhanden seien.

Fellbach - Den ersten Lesetag haben Mitglieder der Fellbacher Weingärtner am Dienstag hinter sich gebracht, das Weingut Aldinger hat bereits am Freitag für den Sektgrundwein rote und weiße Trauben geerntet. Erster Eindruck: Mit kerngesunden Trauben und hohen Oechslewerten reift ein vielversprechender Jahrgang heran. So formuliert es gewohnt zurückhaltend Thomas Seibold, der Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft. Matthias Aldinger, Juniorchef des Weinguts Aldinger, rechnet mit besonders kräftigen Rotweinen, „die werden gigantisch“.

Mehr als 70 Grad Oechsle

Die Fellbacher Weingärtner haben für den neuen Süßen, der beim Weinfest am kommenden Wochenende erstmals ausgeschenkt wird, frühreife Sorten wie Müller Thurgau, Dornfelder, Dunkelfelder und Portugieser geerntet. Überrascht und erfreut war man, als die ersten Partien mit mehr als 70 Grad Oechsle durch die Messgeräte liefen. Die Hauptlese soll erst am 21. September beginnen. Thomas Seibold rechnet derzeit mit einer moderaten Erntemenge, vergleichbar mit dem Jahrgang 2014. Aber die Qualitäten sind so vielversprechend, meint der Wengerterchef, da sind alle Optionen für grandiose Weine vorhanden. Insbesondere die Lemberger-Trauben „sehen super-klasse aus“.

Reben stecken trockenen Sommer weg

Der heiße trockene Sommer hat zwar Spuren in Junganlagen und an besonders trockenen Standorten hinterlassen, wo die Wengerter mit Notbewässerung größere Ernteschäden verhindern mussten. Im großen und ganzen aber ist Seibold überrascht, wie robust und widerstandsfähig die Reben die Trockenheit weggesteckt haben. Viel Wasser von oben können die Wengerter aber jetzt auch nicht mehr gebrauchen, das würde Fäulnis auslösen. Mit Pilzkrankheiten hatten die Wengerter in diesem Jahr bisher keine Probleme, auch nicht mit der Kirschessigfliege, die im vergangenen Jahr große Aufregung ausgelöst hatte. Der Schädling aus Südostasien mag offenbar keine trockene Hitze.

Auf den richtigen Erntezeitpunkt kommt es

Jetzt geht es darum, für jede Sorte und Lage den richtigen Erntezeitpunkt zu bestimmen. Die Säure darf nicht zu niedrig werden, die Oechslegrade nicht zu hoch. Auf beides muss das Weingut Aldinger, das mit der Alleinlage Gips in Untertürkheim einen extra warmen Standort besitzt, in besonderem Maße achten. „Der Herbst hat uns überrascht“, sagt Matthias Aldinger. Weißburgunder und Spätburgunder kommen schon auf rund 100 Oechsle Mostgewicht. Weil mit dem Reifeprozess ein Abbau von Säuren einhergeht, wird das Weingut bereits am kommenden Freitag voll einsteigen in die Ernte: Sauvignon blanc steht auf dem Programm, nächste Woche Spätburgunder.

Weinfest rund um die neue Kelter

Weinfreunde müssen allerdings nicht warten, bis der Jahrgang vergoren ist. Vier Wochen vor dem Fellbacher Herbst lockt am kommenden Wochenende das „Weinerlebnis am Kappelberg“. Am Samstagabend und am Sonntagnachmittag gibt es Musik, zudem steigt am Samstagabend von 22 Uhr an eine Party im Weinlager. In den Weinbergen am Kappelberg kann man am Sonntag entspannt flanieren und dort die Verkostungsmöglichkeiten an den Probierstationen der Landjugend goutieren. Wer lieber „unten“ bleibt, kann einfach das Weinfest rund um die neue Kelter mit Angeboten der Weingärtner und der Landfrauen genießen und bei einer kostenlosen Führung den Weinkeller besichtigen. Veranstaltungsbeginn ist am Samstag, 12. September, um 15 Uhr, am Sonntag, 13. September, um 11 Uhr. Zuvor findet von 10 Uhr an ein Freiluft-Gottesdienst statt. Ein Festzelt wird in diesem Jahr nicht aufgestellt, stattdessen sind luftige Pagodenzelte und stimmungsvolle Beleuchtung angekündigt.