Matthias Aldinger versteigert dieses bleiverglaste Fensterbild. Foto: Patricia Sigerist

Auf Ebay versteigert Matthias Aldinger ein Fensterbild vom ehemaligen Adler-Wirtshaus. Der Erlös wird an den Freundeskreis für Flüchtlinge Fellbach gespendet.

Mit dem „Adler-Wirtshaus“ in der Cannstatter Straße ist viel Fellbacher Geschichte verbunden. In den 1970er Jahren musste es dem Bau der neuen Fellbacher Wohncity weichen – ein Aufbruch in eine neue Epoche der Fellbacher Stadtgeschichte. Die Erinnerungen sind geblieben. Unter anderem ein bleiverglastes Fenster vom Gasthaus Adler. Es wird jetzt von Matthias Aldinger vom gleichnamigen Weingut in der Schmerstraße auf Ebay versteigert.

Der Erlös geht an den Freundeskreis für Flüchtlinge

„Der Erlös wird zu 100 Prozent an den Freundeskreis für Flüchtlinge Fellbach gespendet“, schreibt Matthias Aldinger auf der Versteigerungs-Plattform, wo er am Montagabend zwei Fotos von dem bleiverglasten, gerahmten Fenster eingestellt hat. Sieben Tage lang kann nun geboten werden. Am Mittwochabend hatten sich bereits acht Bieter für das 1,32 Meter breite und einen Meter hohe Fenster interessiert und insgesamt 17 Gebote abgegeben. Der Einstiegspreis lag bei zehn Euro, in kleinen Schritten hatten sie sich bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe auf 56 Euro vorgetastet.

„Das Bild hat mein Großvater Gerhard Hummel vor Jahren bekommen, dann ist es bei uns in der Schmerstraße gelandet. Es ist wunderschön, trotzdem haben wir es nie aufgehängt. Niemand weiß warum“, beschreibt Matthias Aldinger die Geschichte des bleiverglasten Bildes, das die einstige Fellbacher Wehrkirche mit Umfassungsmauer zeigt. Jetzt kam ihm ganz spontan die Idee, das gute Stück zu versteigern.

Der Adler war das erste Haus am Platz

„In der Wirtsstube vom Adler waren alle Fenster bleiverglast“, erinnert sich Gerhard Aldinger, der Großvater väterlicherseits von Matthias Aldinger. „Der Adler war das erste Haus am Platz, es hatte den größten Saal von allen Gastwirtschaften in Fellbach. 200 Leute fanden da ohne weiteres Platz“, sagt der Seniorchef des Weinguts und weiß, dass „alle größeren Familienfeierlichkeiten dort stattgefunden haben. Im Rössle, in der Krone, im Hirsch und in der Traube war nicht so viel Platz“. So seien Generationen von Fellbachern mit dem Adler verbunden, auch wegen seiner „guten Speisekarte:“ Die Wirtsfamilie Pfander, zuerst August und dann der Sohn Richard mit seiner Frau, verstanden ihr Handwerk. Das weiß auch Alfons Scheirle, der im April 1963 seine erste Proben-Singstunde mit dem Männergesangverein (MGV) im Adlersaal gehalten hat. „Drei Jahre waren wir dort, dann sind wir ins Franziskusheim umgezogen.“ Scheirle weiß noch genau, dass es im Saal drei lange Tischreihen gab, die Bühne am Saal-Ende erhöht und mit einem Vorhang abgetrennt war und so groß, „dass ein Flügel Platz hatte und 60 Sänger drumrumstehen konnten“. Mit einer Schiebetür sei der Saal von der Wirtschaft getrennt gewesen. „Nach der Probe ist der MGV immer in die Gaststube gegangen, die geprägt war von einer großen Theke, rechts war ein Nebenraum.“

Der Briefmarkensammlerverein zu Gast

Im Adler traf man sich zum Stammtisch, „da saßen manchmal 30 bis 40 Mann“. Im Adler fanden Gründungs- und Vereinsfeste statt. Wie etwa die vom Handharmonikaclub Fellbach (HHC) am 3. April 1932. „Ein mit begeisterten Zuhörern überbesetzter Saal konnte erstmals eine Handharmonika-Spielgruppe in Fellbach erleben. Umrahmt wurde die Feier mit einem Theaterstück, das von Laienspielern des Vereins aufgeführt wurde“, steht in der Vereinschronik. „Erstmals in der Geschichte des HHC war ein Konzert, und dazuhin noch das allererste, komplett ausverkauft. Es mussten aus Platzmangel sogar Besucher abgewiesen werden.“ Auch der Briefmarkensammlerverein Fellbach traf sich im Adler und feierte 1953 dort sein 25-jähriges Bestehen.

Geburtstage, Hochzeiten, Jahresfeiern, Theaterstücke, Tanzabende – im Saal vom Adler ging’s lustig und fröhlich zu, bis zum Schluss. Gerhard Hummel und Gerhard Aldinger erinnern sich beide an die Hochzeit von Dieter Rienth aus der Lindenstraße. „Es war das letzte Fest im Adler. Am Montag drauf wurde das Gebäude abgerissen.“

Ein bleiverglastes Fenster wurde gerettet. „Gut als Bild aufzuhängen und zu beleuchten“, schreibt Matthias Aldinger. Wer weiß wo es bald hängen wird. Hoffentlich für eine ordentliche Spendensumme.