Der See im Park der Schwabenlandhalle darf bleiben und wird sogar ökologisch aufgewertet – auf dass die Grasfrösche noch lange aus dem Wasser spickeln können. Foto: Dirk Herrmann/Imago

Der von einigen Fellbacher Fraktionen geforderte Tiny Forest statt des Sees hinter der Schwabenlandhalle kommt nicht. In dem wertvollen Biotop sind Grasfrosch und Fledermaus zuhause.

Riesentrubel beim Riesenrummel: Wenn an diesem Wochenende der Fellbacher Herbst (Rems-Murr-Kreis) wieder zehntausende Menschen in die Stadt am Fuße des Kappelbergs lockt, dann herrscht auch beim Teich im westlichen Bereich des Schwabenlandhallenparks ein ordentliches Gedränge – und zwar wegen der vielen kleinen Stände und des dortigen Jahrmarkts.

 

Direkt im Anschluss an das große Herbstfest wird dieser Tümpel saniert, wie die Baubürgermeisterin Beatrice Soltys jetzt im Gemeinderat ankündigte. Das Vorhaben zur Ertüchtigung des Sees stand allerdings einige Zeit auf der Kippe. Denn einige Fraktionen im Fellbacher Gemeinderat wollten das Gewässer, das sich nicht gerade in einem Topzustand befindet, lieber durch einen Tiny Forest, also einen Miniwald, ersetzen.

Miniwald könnte Abkühlung bieten

Die Debatte darüber begann bereits vor mehr als einem Jahr, angestoßen durch die Fraktionen der Stadtmacher und der Grünen. „Statt für 240 000 Euro den Teich zu sanieren, könnten wir einen sogenannten Tiny Forest anpflanzen – für den Bruchteil der Kosten“, erklärte Stadtmacher-Stadtrat Jörg Schiller. Dies passe zu dem Vorhaben, „unsere Stadt klimaresilienter zu machen“, denn ein solches kosten- und klimagünstiges Mikrowäldchen werde „eine gute Abkühlmöglichkeit an heißen Sommertagen schaffen“.

Die Grünflächenabteilung des Tiefbauamts im Rathaus untersuchte daraufhin verschiedene Varianten zur Umgestaltung des Teichs, sammelte weitere Projektideen, und zog überdies eine Entfernung des Teichs in Erwägung, um dort stattdessen zum Beispiel ein Beachvolleyballfeld einzurichten.

All diese Varianten haben allerdings keine Chance, wie sich mittlerweile herausgestellt hat. Die Haupthinderungsgründe führen ins Reich der Amphibien, aber auch der Säugetiere. Auf den kurzen Nenner gebracht: Es geht um den Teichfrosch und den Grasfrosch, und ebenso spielen Fledermäuse eine Rolle.

Denn die genannten Froschlurchen sind an jenem See südlich des Hotels heimisch und machen es zu einem „wertvollen Biotop“. Und nicht ausgeschlossen werden kann, dass eben auch ab und zu die genannten Flattertiere vor Ort sind – bekanntlich ist „Batman“ das einzige Säugetier, das aktiv fliegen kann.

Um den Teich zu entfernen oder den See zu verfüllen, ist nach Auffassung des Tiefbauamts eine artenschutzrechtliche Untersuchung nötig, die „eine hohe Wahrscheinlichkeit“ für Ausgleichsmaßnahmen erforderlich machen würde.

Im Rathaus halten es die verantwortlichen Beamten deshalb „für ratsam, den Teich zu erhalten und die Absicherung des Ufers mit einer ökologischen Aufwertung der Randbepflanzung zu kombinieren.“ Dieses Vorgehen „passt sich darüber hinaus der aktuellen Haushaltslage an“ – sprich: Es ist günstig genug, dass es trotz klammer Stadtkasse finanzierbar wäre.

Das Stadtplanungsamt schlägt diverse Aktivitäten vor: Dominante Gehölze und Wildlinge sollen zurückgeschnitten oder gerodet werden, um die sogenannte Teichlinie und die Sichtachsen freizulegen und um den Laubeintrag zu verringern. Die Bepflanzung im westlichen Teil der Seeanlage soll durch Staudenbeete ergänzt werden.

Umzäunung soll Nilgänse abhalten

Das Habitat soll überdies durch Strukturen für verschiedene Tierarten mit Hilfe von Steinen und Pflanzkörben am Teichrand aufgewertet werden. Der westliche Teil soll mit einem kleinen, circa 80 Zentimeter hohen, unauffälligen Holzzaun aus Haselnussstaketen ergänzt werden, der größtenteils durch die Staudenfläche läuft.

Ein Nebeneffekt, so die zuversichtliche Prognose der Stadt: „Durch die Umzäunung wird auch der Zugang für Nilgänse erschwert, während Kleintiere durch die Zaunlücken schlüpfen können.“

Der westliche Bereich des Sees erhält einen Holzzaun aus Haselnussstaketen. Foto: Dirk Herrmann

Die für die Sanierung erforderliche Summe liegt nun jedoch deutlich unter jener Viertelmillion, die Schiller vor einem Jahr genannt hatte. Die Kosten bezifferte Baubürgermeisterin Beatrice Soltys auf „schätzungsweise 45 000 Euro“. Die Renovierungen am Teich werden direkt nach dem anstehenden Fellbacher Herbst gestartet und sollen bis Ende November dieses Jahres abgeschlossen sein.

„Die Fledermäuse wurden jetzt neu entdeckt“

Im Gremium gab es nur wenige kritische Stimmen. Stephan Illing von den Grünen meinte: „Die Fledermäuse wurden jetzt neu entdeckt und retten vor einer teuren Entfernung des Teiches und der Umnutzung des Geländes. Allerdings hätten wir schon gerne einen kleinen Wald gesehen.“ Sein Fazit: „Wir sind nicht so richtig glücklich, stimmen der Vorlage grundsätzlich zu.“

Der Suchlauf für einen Tiny Forest in Fellbach wird zudem fortgesetzt. Als Favorit scheint sich hierfür ein Areal im neuen, riesigen Gewerbegebiet Siemensstraße herauszukristallisieren. Vermutlicher Standort ist der dort ohnehin geplante Quartiersplatz.

Ideale Location für Hochzeitsfotos

Die SPD-Stadträtin Birgit Berg kündigte nach dem Beschluss für den Teich an, dass sie selbst zu nächtlichen Stunden vor Ort am See unterwegs sein werde, „um die Laub- und Grasfrösche anzuschauen“.

Den Vogel des Amüsements um Kröten und Fledermäuse schoss Peter Schwarzkopf (Freie Wähler/Freie Demokraten) ab. Er sei froh, dass „dieses Kleinod erhalten bleibt“. Denn der Teich weckt bei ihm bis heute beste Erinnerungen, wurden dort doch nach seiner Trauung beste Hochzeitsfotos geschossen. Nach dieser launigen Werbeeinlage war der Weg frei für die ökologische Aufwertung des Sees im Stadtpark.