Die Baustelle fürs neue Domizil der Fellbacher Firma Svendsen Antriebstechnik in der Siemensstraße Foto: Dirk Herrmann

Die Stadt präsentiert überraschende Überlegungen zur künftigen Gestaltung des Areals an der Fellbacher Siemensstraße. Die leise Kritik beim kürzlichen Spatenstich wegen der schwierigen Zufahrt zur ersten Baustelle weist das Tiefbauamt zurück.

Sportliche Menschen mit einem Faible für paarweise oder hintereinander unter ihren Füßen befestigte Rollen, also Inline-Fahrer, finden in den nächsten Wochen womöglich eine passable Strecke für Sprintübungen – zumindest nach Feierabend oder an Wochenenden. Denn wie schon vor rund 21 Jahren, als die Waiblinger Westumfahrung kurz vor Inbetriebnahme mit ihrem frischen Asphaltbelag so manche Rollschuhfans lockte, so gilt dies durch den frischen aufgebrachten Belag auch im künftigen Fellbacher Gewerbegebiet Siemensstraße.

 

Dort ist die Infrastruktur für das zwölf Hektar umfassende Areal – das entspricht 17 Fußballfeldern – schon ziemlich fertig: Es gibt lange Straßen in schwarzem Asphalt, mit dunkelgrauen Quadern gekennzeichnete Parkplätze und das hellgraue Trottoir. Sofern dort keine Bauarbeiten stattfinden, lässt sich gut an der Inline-Schnelligkeit feilen.

Parkende Wohnmobile und Wohnwagen sind an vielen Orten ein Ärgernis. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Gewerbegebiet Siemensstraße: Erste Baustelle bereits im Gang

Eine erste Baustelle gilt es allerdings schon zu beachten und zu umkurven. Vor wenigen Wochen fand der Spatenstich fürs neue Domizil des Fellbacher Unternehmens Svendsen Antriebstechnik statt, im Beisein von Firmen- und Stadtvertretern sowie Stadträten.

Vor Ort äußerten manche Lokalpolitiker, nachdem sie eine Beobachtung gemacht hatten, allerdings ganz leise Kritik. Denn die Zufahrt zur Baustelle schien offenkundig wegen der bereits fertiggestellten Gehwege samt Bordstein sowie der aufgestellten Laternenmasten nicht direkt möglich zu sein. Darauf wies zum Beispiel der CDU-Fraktionsvorsitzende im Fellbacher Gemeinderat, Franz Plappert, hin. Es wäre wohl sinnvoller gewesen, zuerst zu bauen und dann die Endbeläge anzulegen, so seine Erläuterung. Vermutlich entstünden zusätzliche Kosten, die die Bauherren oder der städtische Haushalt übernehmen müssten.

Gewerbegebiet Siemensstraße: Defizite in der Absprache?

Unsere Redaktion hat bei der Fellbacher Stadtverwaltung nachgehakt: Gab es Defizite in der Absprache? Oder war das Grundkonzept ohnehin so ausgelegt, dass erst alles gebaut wird und dann an die jeweiligen Gegebenheiten angepasst wird? Wie kann das Manko im Gewerbegebiet Siemensstraße behoben werden? Wer übernimmt die Kosten in welcher Höhe? Den Begriff „Manko“ hält man im Rathaus im Zusammenhang mit dem Gewerbegebiet Siemensstraße für deplatziert. Das Presseamt übermittelt die Stellungnahme der Kollegin Christiane Gegenfurtner – die 39-Jährige ist seit vergangenen Oktober Leiterin des Fellbacher Tiefbauamts und somit zuständig beispielsweise für die Grünflächengestaltung, Brückensanierungen oder eben Straßenneubauten wie jetzt im Gewerbegebiet.

Sie erläutert: „Die Gestaltung der Flächen als Parkraum ist kein ,Manko’, sondern das Ergebnis eines Abwägungsprozesses.“ Da Erschließung und „Aufsiedlung“ des Areals zu unterschiedlichen Zeiten geplant würden und jedes Unternehmen eine eigene Logistik habe, war und sei nicht vorherzusehen, wo überall Zu- und Abfahrten für Lastkraftwagen erforderlich sind. Durch den vermuteten vermehrten Lkw-Verkehr in diesen Bereichen würden die Ein- und Ausfahrten technisch etwas anders – und auch kostspieliger – aufgebaut. In der Regel seien diese Areale höheren Belastungen ausgesetzt.

Parkstreifen im Gewerbegebiet Siemensstraße ein Thema

Gegenfurtner sagt: „Einen ,Rohzustand’ aufrechtzuerhalten und den Endzustand erst nach Aufsiedlung herzustellen, kann sehr langwierig für die Unternehmen sein, die bereits zu Beginn bauen und zeitnah ein attraktives Umfeld erwarten.“ Auch wenn das Interesse an den Grundstücken im Fellbacher Gewerbegebiet hoch sei, werde es doch einige Jahre dauern, bis alle Grundstücke adäquat bebaut seien.

Daher seien zunächst die vorgesehenen Parkstreifen beidseitig der Straße durchgezogen worden. „Eine komplette Lkw-taugliche Herstellung wäre deutlich kostspieliger gewesen als jetzt einzelne Bereiche umzugestalten.“

Dauerparkende Reisemobile sind ein Ärgernis

Eine bisher in Fellbach nicht bekannte Änderung gegenüber bisherigen Prinzipien teilt das Tiefbauamt überdies mit. Es geht um das im bisherigen Bereich des Gewerbegebiets schon oft angeprangerte Parken von Wohnwagen oder Wohnmobilen. Unsere Zeitung diagnostizierte bereits vor einigen Jahren, die Lise-Meitner- und Philipp-Reis-Straße glichen „quasi einem Aufmarschgebiet für rollende Urlaubsdomizile“. Die Parkzonen und Parkbuchten seien häufig von dauerparkenden Reisemobilen belegt.

Das soll sich künftig ändern, sofern es denn möglich ist. Die neue Devise des städtischen Tiefbauamts: „Grundsätzlich soll das allgemeine Lastkraftwagen- oder Wohnmobil-Parken im Gewerbegebiet etwas erschwert werden. Der derzeitige Zustand auf den Parkstreifen macht unseres Erachtens deutlich, dass dies auch notwendig ist.“ Das Gebiet Siemensstraße soll nicht als l allgemeine Abstellfläche für Lastwagen, Wohnmobile, Caravans oder ähnliche große Fahrzeuge zweckentfremdet werden. Gegenfurtners Ankündigung: „Daher werden die Parkstreifen später auch reglementiert werden.“