Luis Widmann schneidert geschichtsgetreu Foto: Stadt Fellbach

800 Jahre Schmiden

Wenn Schmiden sein 800-jähriges Jubiläum feiert, geschieht das nicht nur mit einem Blick in alte Bücher und Chroniken – sondern mit einem lebendigen Gang durch die Zeit. An diesem Festwochenende erwacht die Geschichte zum Leben: Historische Persönlichkeiten aus verschiedenen Jahrhunderten treten auf, erzählen ihre Geschichten und laden die Besucherinnen und Besucher ein, Schmiden in vergangenen Zeiten zu entdecken.

 

Mit dabei sind nicht nur bekannte Figuren der Ortsgeschichte, sondern auch Menschen aus dem Alltagsleben früherer Jahrhunderte. Sie alle verkörpern ein Stück Schmiden – von der keltischen Siedlerin um 130 v. Chr. bis hin zum Schmied und der Bäuerin aus dem frühen 20. Jahrhundert. Ihre Geschichten beruhen auf verbürgten Quellen und vermitteln ein authentisches Bild vom Leben, Arbeiten und Glauben in Schmiden durch die Jahrhunderte.

So erzählt die Keltin vom Leben in einer sehr fortschrittlichen Gemeinschaft mit vielen strukturellen und gesellschaftlichen Neuerungen, vom Ackerbau, vom Tauschhandel und von der Handwerkskunst ihrer Zeit. Sie verweist auf ein bedeutendes archäologisches Zeugnis: eine groß angelegte keltische Vierecksschanze, die 1970 zwischen Schmiden und Neugereut entdeckt wurde und auf eine Besiedlung seit 123 v. Chr. hinweist.

Natürlich erzählt ein Schmied von seiner typischen Arbeit und führt uns auf die Spur des Berufes, der dem Ort seinen Namen gab. Ihm gegenüber steht eine gestandene Bäuerin, die die Bedeutung der fruchtbaren Felder rund um Schmiden eindrucksvoll darstellt – nicht umsonst ist die Garbe im heutigen Stadtwappen verewigt.

Die Besucher begegnen auch einem Mitglied der Familie Herzog, die über fünf Generationen das Amt des Schulmeisters innehatte. Ihr Wohnhaus, ein markantes Fachwerkgebäude, steht bis heute – heute beherbergt es das Schuhhaus Bürkle. Diese Familie prägte die Bildung in Schmiden im 18. und 19. Jahrhundert maßgeblich.

Ein Mönch des Mittelalters berichtet vom geistlichen Leben als Seelsorger aber auch von seiner Aufgabe als Verwalter der klösterlichen Besitzungen von Esslingen in Schmiden. Und mit Otilia Frech tritt eine außergewöhnlich starke Persönlichkeit ins Rampenlicht. Nach dem Tod ihres Mannes führte sie den größten Hof des Ortes allein weiter und hatte die Oberhand über die zahlreichen Ländereien.

Besonders lebendig werden diese Figuren durch ihre Kleidung. Verantwortlich für die historischen Kostüme ist Luis Widmann. Der 22-Jährige ist dem Kulturamt seit seiner Praktikumszeit im Stadtmuseum Fellbach eng verbunden und absolviert derzeit eine Ausbildung zum Herrenschneider in Stuttgart. Schon auf den ersten Blick erkennt man seine Leidenschaft: Luis ist stets selbst in perfekt sitzenden, selbstgenähten Anzügen anzutreffen – ein echter Maßschneider mit Stil und Anspruch.

Mit viel Sorgfalt und Liebe zum Detail geht er auch an die Kostüme der historischen Figuren heran. So erfordert der Frack des Schulmeisters besonders viel Feinarbeit: Zahlreiche Knöpfe werden einzeln von Hand mit Stoff überzogen – eine zeitintensive, aber sichtbare Veredelung. „Die Keltin ist schnitttechnisch sicherlich nicht so anspruchsvoll“, erklärt Widmann. „Aber jede Figur bringt ihre ganz eigenen Herausforderungen mit sich.“ Für ihn zählt dabei nicht nur die Optik, sondern auch die historische Authentizität und handwerkliche Qualität. Seine Arbeit macht Geschichte sichtbar – und verleiht ihr ein Gesicht aus Stoff und Faden.

So wird das Jubiläum 800 Jahre Schmiden zu einer Zeitreise, die Geschichte greifbar macht – lebendig, anschaulich und mit vielen Begegnungen, die in Erinnerung bleiben werden.

Die 800-Jahr-Feier findet im Rahmen des Schmidener Sommers vom 11.07.2025 bis zum 13.07.2025 auf dem Otilia-Frech-Platz beim Großen Haus in Fellbach-Schmiden statt.

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