Das Straßenschild im Fellbacher Gewerbegebiet Süd-Ost ist schon ein wenig verblichen. Foto: Brien

Diskussion um Hindenburg, Heinkel und Lämmle: In der anstehenden öffentlichen Sitzung des Fellbacher Gemeinderats wird Thomas Schnabel vom Haus der Geschichte zu dem Thema referieren.

Fellbach - Tief i n die neuere deutsche Geschichte wird der Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag, 3. Februar, eintauchen. Es geht einerseits um den Antrag der CDU-Fraktion aus dem Jahr 2013, die Ernst-Heinkel-Straße im Gewerbegebiet Süd-Ost umzubenennen. Die Christdemokraten hatten in einem Schreiben an Oberbürgermeister Christoph Palm darum gebeten, das Thema auf die Tagesordnung des Gemeinderats zu setzen, nachdem neuere historische Erkenntnisse den Flugzeughersteller aus Grunbach als „Profiteur des Holocaust“ darstellen, der sich „sehr früh, ohne Not und vorbehaltlos bis zuletzt“ in den Dienst des Nationalsozialismus gestellt habe, sagt der Münchner Historiker Paul Erker.

So ist auch in Fellbach wie andernorts die Hindenburgstraße in Oeffingen in der Diskussion.

Mittlerweile liegen weitere Wünsche nach einer Umbenennung von Straßen vor. So ist auch in Fellbach wie andernorts die Hindenburgstraße in Oeffingen in der Diskussion. Der ehemalige Reichspräsident Paul von Hindenburg hat Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt und in der Folge unterstützt. Im Rems-Murr-Kreis findet sich in fünf Kommunen jeweils eine Hindenburgstraße. Weder in Weinstadt noch in Kernen waren Initiativen für eine Umbenennung erfolgreich, in der Regel wehren sich auch die Anwohner dagegen.

Ebenfalls umstritten ist die Ehre einer Straßenbenennung für den Mundartdichter und Volksschullehrer August Lämmle, an den eine kleine Straße im „Dichterviertel“ nördlich des Kleinfeldfriedhofs in Fellbach – in der Nachbarschaft von Thomas Mann und Hermann Hesse – erinnert. In schwäbischen Landen tragen zwei Dutzend Straßen und mehrere Schulen den Namen von August Lämmle. Seine Rolle während der Herrschaft der Nazis – sie verliehen ihm 1936 den Schwäbischen Dichterpreis – wird heute deutlich kritischer gesehen als in der unmittelbaren Nachkriegszeit.

Der Leiter des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg, wird zu einem Vortrag in die öffentliche Sitzung eingeladen

Die Stadtverwaltung stellt für die Diskussion über die drei Männer einige Entscheidungsgrundlagen zur Verfügung. Zusätzlich wird der Leiter des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg, der promovierte Historiker Thomas Schnabel, zu einem Vortrag in die öffentliche Sitzung eingeladen. Das Thema Straßenumbenennung steht ganz am Anfang der Tagesordnung, es ist mit zahlreichen interessierten Besuchern zu rechnen.

Im weiteren Verlauf der Sitzung geht es unter anderem um Wohnbauentwicklung und mögliche Innenentwicklungspotenziale in Fellbach – das Thema ist während der Haushaltsberatungen Ende vergangenen Jahres schon einmal auf der Tagesordnung aufgetaucht, wurde aber verschoben. Außerdem soll der Finanzierungsnachweis für den zweiten Bauabschnitt des Neubauprojekts auf dem Fromm-Gelände, also der Wohnungsbau neben dem Gewa-Tower, geprüft werden. Wie berichtet hat die Baufirma Weisenburger diesen Teil des Gesamtprojekts von den Wohnturm-Erbauern Michael und Mark Warbanoff erworben und errichtet die Gebäude für einen Immobilienfonds.

Zum Ende der Sitzung wird noch das Konzept für die Sanierung der städtischen Wohngebäude Rubensweg 1 und 5 vorgestellt.