Die Bäume sind nicht von letztem Jahr, sondern von einer Firmenfeier 2021. Foto: Decor & More

Ein Christbaum aus zweiter Hand? Diese Meldung aus dem Rems-Murr-Kreis macht stutzig. Eine Firma verkauft Second-Hand-Bäume – was es mit der Aktion auf sich hat, lesen Sie hier.

Fellbach - Im Weihnachtslied mag ja vielleicht leise der Schnee rieseln. Im Wohnzimmer aber rieselt spätestens nach den Festtagen vor allem der Baum. Weil unablässig zu Boden prasselnde Nadeln, die Horrorvision jeder schwäbischen Hausfrau, nur schwer aus dem Flokati-Teppich zu bekommen sind, werden Nordmann-Tannen und Blaufichten oft schon nach Dreikönig entsorgt. Das ist fast vier Wochen vor dem traditionellen Abschluss der Weihnachtszeit – nach altem Brauch ist schließlich Mariä Lichtmess im Februar der Abräumtermin fürs Stubengrün.

Mit Blick auf die kurze Lebenserwartung vieler Tannenbäume muss eine Meldung überraschen, die uns jetzt vom Fellbacher Ausstattungsspezialisten Decor & More auf den Schreibtisch geflattert ist. Denn die Fachleute für feierliches Ambiente bieten einen Verkauf von Recycling-Bäumen an. Gut 50 Nordmann-Tannen werden gegen angemessene Spenden am Freitag (14 - 17 Uhr) und am Samstag (10 - 15 Uhr) an die interessierte Kundschaft abgegeben. Ort des Verkaufs ist nicht der Firmensitz in der Schaflandstraße, sondern der Pop-up-Store in der Bahnhofstraße 96 – ohne Glühwein und Gebäck und nur, solange der Vorrat eben reicht.

Die Nordmann-Tannen wurden erst am Montag geschlagen

In der Redaktionskonferenz hat die Nachricht vom Christbaum aus zweiter Hand durchaus Stirnrunzeln ausgelöst. „Sind das Tannen vom vergangenen Jahr?“, fragte ein Kollege. „Werden die Nadeln mit Sprühkleber wieder an die Zweige gepappt?“, mutmaßte ein zweiter. „Hat der Recycling-Baum einen Used-Look?“, witzelte eine dritte.

Doch weit gefehlt: Gebraucht sind die Nordmann-Tannen zwar, aber mutmaßlich sehr viel frischer als die oft in dänischen oder niedersächsischen Plantagen erzeugte Ware aus dem Supermarkt. Geschlagen wurden sie laut der Firmenchefin Birgit Martinez erst am Montag und zwar von einer Gärtnerei aus der Region. Und auch wenn es sich um Recycling handelt, dürften sich Gebrauchsspuren in Grenzen halten. Zum Einsatz kommen die Tannen nämlich nur als Kurzzeit-Deko für eine online an die Belegschaft übertragene Weihnachtsfeier. Bereits am Freitag wird das Bühnen-Begleitgrün wieder abgebaut – und dann direkt in die Bahnhofstraße gekarrt.

Das eingenommene Geld geht an einen Tierschutzverein

Der Erlös des Verkaufs geht übrigens an den Hilfsverein „A.C.E. Tiere in Not“, den Birgit Martinez seit Jahren unterstützt. Bis zu 2500 Euro haben die Weihnachtsbäume für den guten Zweck eingespielt, als es vor Corona noch ganz reale Firmenfeiern gab – und bedeutend mehr ausgediente Deko-Bäume zur Verfügung standen. Auch deshalb wünscht sich die tierliebe Chefin, dass sich die Schnäppchen-Mentalität beim Verkauf in Grenzen hält – und selbst Sparfüchse für den Baum aus zweiter Hand einen angemessenen Betrag ins Spendenkässchen legen.