Da die Infrastruktur in Nepal fast völlig zerstört ist, fehlt es an allem. Foto: AP

Der 21-jährige Yeshe Lang-Kway hat das Nepal-Erdbeben in der Nähe von Kathmandu miterlebt. Im Erdbebengebiet in Nepal sind viele Häuser nicht mehr bewohnbar. Bei der Versorgung hapert es an allem.

Fellbach - Als kurz vor 12 Uhr Ortszeit am 25. April die Erde zu beben begann, kam Yeshe Lang-Kway gerade aus der Dusche. Er war kurz zuvor von einem dreitägigen Trip durchs Land mit seinem Kumpel Juju Maskey zu dessen Eltern in Boudha zurückgekehrt, einer Stadt etwa sieben Kilometer von Kathmandu entfernt. „Plötzlich fing der Boden an zu wackeln, ich konnte kaum einen Fuß vor den anderen setzen“, sagt der 21-Jährige, der seit Donnerstag wieder daheim bei seinen Eltern Sibylle Lang-Kway und Thubten Kway in Schmiden ist.

Das Erdbeben wirft alle Pläne über den Haufen

Seit September war Yeshe Lang-Kway in Asien unterwegs, auch, um die Heimat seines Vaters kennenzulernen. Seine Rückkehr war für den 29. April geplant. Doch das Erdbeben warf alle Pläne über den Haufen. Am liebsten wäre er noch länger im Katastrophengebiet geblieben, um den Menschen beizustehen. Doch der Familie zuliebe ist er heim geflogen. Unter der Bedingung, dass sie von hier aus alles tun werden, um den Menschen in Nepal zu helfen.

Eineinhalb Minuten dauerte das erste, heftigste Beben. Yeshe Lang-Kway verschanzte sich mit seinem Kumpel, dessen Verwandten, den Gästen und Angestellten des familieneigenen Restaurants im Innenhof. „Alle waren panisch. Die Frauen haben geschrien und geweint.“ Vor jedem Nachbeben seien die Vögel aufgeschreckt hochgeflogen und die Hunde hätten begonnen zu bellen, erzählt er. „Und immer, wenn wir glaubten, wir könnten ins Haus gehen, hat die Erde begonnen zu zittern. Das ging den ganzen Tag und die ganze Nacht so.“

Während in Boudha, wo fast nur Tibeter leben, die Häuser den Beben standhielten, gab es erste Nachrichten von außerhalb. Wann immer ein Funknetz da war, hätten die Menschen versucht, Verwandte zu erreichen, sagt Yeshe Lang-Kway. So erfuhren sie von den vielen Toten und von der Zerstörung im ganzen Land. „Das war ganz schlimm, und uns wurde klar, dass wir alles in allem noch Glück gehabt hatten.“

Als sie sich am nächsten Tag auf die Straße wagten, sahen sie, dass viele Häuser in Boudha Risse hatten, und innen drin meist alles kaputt war. Zwei Tage habe es keinen Strom gegeben, aber immerhin hätten sie die neuesten Nachrichten im Autoradio gehört, sagt Yeshe Lang-Kway. Um die erste Not zu lindern, habe der Vater seines Freundes die Lebensmittel aus seinem Supermarkt geholt. „Wir haben die Menschen, die hinter der Stadt gezeltet haben, mit Essen versorgt“, sagt Yeshe Lang-Kway.

Das Restaurant wird zum Massen-Schlaflager

Das Restaurant sei derweil zum Massen-Schlaflager umfunktioniert worden für Menschen, die aus ihren zerstörten Dörfern und Städten geflüchtet waren. „Ich habe auch einige Touristen gesprochen, die meisten wollten so schnell wie möglich raus. Ich habe mich aber um die anderen Leute gesorgt und wollte bleiben“, sagt Yeshe Lang-Kway. Dann erzählt er, dass er Hubschrauber hat starten sehen, die die Bergsteiger aus dem Himalaya-Gebiet holten, während die Bevölkerung auf sich alleine gestellt war, und die von überall her eingeflogenen Rettungsteam aufgrund fehlenden Krisenmanagements tatenlos zusehen mussten, wie kostbare Zeit verrann.

Zwei Tage nach dem Beben machte sich Yeshe Lang-Kway auf den Weg ins Nepal Orthopaedic Hospital in Kathmandu. Dort behandelten Dr. Saju Pradhan, der medizinische Direktor, und seine Kollegen die Menschen mit Frakturen auf der Straße, weil das Krankenhaus aus allen Nähten platzt. „Die Menschen sind nicht nur körperlich verletzt, sie sind psychisch kaputt, weil sie alles verloren haben und nicht wissen, wie es weitergeht.“ Da die Infrastruktur fast völlig zerstört ist, fehlt es an allem. Über Indien könnten Güter leicht ins Land gelangen, sagt der 21-Jährige. „Doch alles muss bar bezahlt werden.“ Yeshe Lang-Kway und seine Familie haben sich vorgenommen, Geld zu sammeln, um den Menschen in Nepal, allen voran Dr. Pradhan und sein Team zu unterstützen. „Jeder noch so kleine Beitrag kann helfen.“

Spendenkonto für Nepal

Spenden für Nepal können auf das Spendenkonto Awo International, Stichwort „Erdbeben Nepal“, Bank für Sozialwirtschaft, Iban: DE 83 1002 0500 0003 2211 00, Bic BFSWDE33BER überwiesen werden oder per Paypal und Sofortüberweisung. Das Krankenhaus in Kathmandu hat ebenfalls ein Spendenkonto: Nepal Orthopaedic Hospital, Nabil Bank Jorpati, Kontoname NDA-Nepal Orthopaedic Hospital, Kontonummer: 0410010277601, Swift-Code: narbnpka. Für direkte Nachfragen ist Dr. Pradhan per E- Mail drsajupradhan@yahoo.com erreichbar.