Hans Peter Stihl (rechts) und seine Frau Helga mit dem Ehepaar Eva Luise und Horst Köhler Foto: Gottfried Stoppel

Vor 300 Geburtstagsgästen würdigt der Ex-Bundespräsident Horst Köhler Hans Peter Stihl als einen „Unternehmer wie aus dem Lehrbuch der sozialen Marktwirtschaft“.

Mit einer illustren Schar geladener Gäste aus Wirtschaft und Politik hat Hans Peter Stihl in der Fellbacher Schwabenlandhalle seinen 80. Geburtstag gefeiert. Der Patriarch des Waiblinger Kettensägenimperiums begrüßte neben anderen Weggefährten unter anderen die früheren Ministerpräsidenten Lothar Späth und Erwin Teufel – niemanden indes aus der aktuellen Landesregierung.

Die Ansprache auf den „leidenschaftlichen Ingenieur“, „legendären Unternehmer“ und „verdienten Regionauten“ hielt der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler. Er habe sich um „kleinere innovative Schritte bei der Pflege des Modells Stihl-Laudatio“ bemüht, weil Hans Peter Stihl diese Herangehensweise einmal als eines seiner Erfolgsrezepte für die Entwicklung neuer Produkte genannt habe – aber vor allem, weil über diesen schon so viel Gutes und Richtiges gesagt worden sei. Und so zeichnete Köhler nicht nur ein plastisches Bild von der Entwicklung der Firma unter der Regie jenes Mannes, der sich jetzt mit 80 so langsam aus dem Betrieb zurückziehen will, sondern bemühte sich auch um eine Annäherung an die Philosophie des Familienunternehmens.

Idee zunächst als „Blechlesglump“ abgetan

Beispielhaft für eine innerfamiliäre Richtungsdebatte sei etwa die über eine Führungsschiene gewesen, ein Teil, über welches die Kette der Motorsäge transportiert wird. Der Vater habe die Idee einer dreiteiligen Version, von der sich Hans Peter Stihl insbesondere Gewichtsvorteile versprach, zunächst als „Blechlesglump“ abgetan. In den folgenden Diskussionen hätten sich letztlich aber die besseren Argumente des Sohnes durchgesetzt. Das „Blechlesglump“ sei noch heute mit weitem Abstand das wichtigste Produkt in der Schienenfertigung der Firma. Was diese Episode zeige? Die allgemeine Philosophie des Familienunternehmens, das sich auch im übertragenen Sinn als ein solches verstehe: „Das bessere Argument zählt und setzt sich durch.“ Hans Peter Stihl selbst sei ein „unglaublich guter Zuhörer“, sagte Köhler. „Er prüft alles, das Gute behält er.“ Drei Ks hätten darüber hinaus die Firma und sein unternehmerisches Handeln geprägt: Kontinuität, Konsequenz und Kreativität. Er sei ein „Unternehmer wie aus dem Lehrbuch der sozialen Marktwirtschaft“.

Schwäbisches, deutsches, europäisches Unternehmen

Das Unternehmen sei kein virtuelles, sondern ein schwäbisches, deutsches, europäisches Unternehmen, betonte Köhler. Weil dem Firmenchef nicht nur der Vorteil seines eigenen Betriebes, sondern auch die Stärkung der Region Stuttgart, ja, ganz Deutschlands wichtig gewesen sei, habe er sich auch außerhalb der Werkstore in die Pflicht nehmen lassen. Er habe neben seiner Tätigkeit als Unternehmer als Staatsbürger zum Wohl seiner Heimat über Jahre hinweg eine unglaubliche Doppelbelastung gestemmt, sagte Köhler und nannte Stihls ehrenamtliche Tätigkeiten in Verbänden und Kammern. Sein Fazit: „Deutschland braucht möglichst viele gute Unternehmerinnen und Unternehmer, und es braucht vorbildliche Unternehmergestalten wie Hans Peter Stihl.“

Der so mit Lob Überhäufte bedankte sich sichtlich gerührt. „Herr Bundespräsident, ich fühle mich durch Ihre Ansprache außerordentlich geehrt.“ Der Festrede sei anzumerken gewesen, dass die Recherchen mit schwäbischer Gründlichkeit vorgenommen worden waren. „Die Würdigung ist unschwäbisch, also übertrieben ausgefallen. Ich schäme mich aber nicht dafür, dass es mir gefallen hat.“