Felix Sturm trifft am Samstag in Stuttgart auf Ronald Hearns – WBA-Weltmeister ist froh über den Schritt in die Selbstständigkeit. Foto: dpa

Felix Sturm boxt am Samstag in Stuttgart und kämpft auch um die Zukunft seines Unternehmens.

Stuttgart - Die Klitschkos haben sich selbstständig gemacht, Felix Sturm zog nach. Der WBA-Weltmeister im Mittelgewicht boxt am Samstag (22.30 Uhr/Sat1) in Stuttgart gegen Ronald Hearns zum zweiten Mal auf eigene Rechnung - er trägt das Risiko. Sportlich und finanziell. Trotzdem sagt er: "Ich kann ruhig schlafen."

Den schicken schwarzen Anzug, den er bei der ersten Pressekonferenz in der Porsche-Arena trug, hat Felix Sturm gegen einen schwarzen Trainingsanzug getauscht. Geblieben ist beim zweiten Treffen mit Ronald Hearns, der ihm am Samstag in der Porsche-Arena den WM-Gürtel abnehmen will, die Begeisterung, wenn er über sein Geschäftsmodell spricht. "Ein ganzes Team arbeitet nur für mich, das ist ein großer Unterschied zu früher und motiviert ungemein", sagt Felix Sturm, "ich hatte den Mut, das zu machen, was nur ganz wenige Boxer gemacht haben. Doch nur so kann ich mich selbst verwirklichen."

Das Problem: Der Erfolg der Sturm Box Promotion hängt allein von einem Mann ab - von Felix Sturm (32). Nur wenn er siegt, hat das Unternehmen eine Zukunft. Sorgen macht sich Sturm, der nach Ende seiner Karriere in vier, fünf Jahren einen eigenen "kleinen, feinen" Boxstall führen will, deshalb nicht: "Ich wäre im Boxen fehl am Platz, wenn ich nicht an mich glauben würde."

Der Schritt in die Selbstständigkeit war teuer.

Und das tut Sturm schon lange. Weltmeister wurde der gebürtige Bosnier, der früher Adnan Catic hieß, beim Hamburger Boxstall Universum. Doch er überwarf sich mit Promoter Klaus-Peter Kohl, beide verbreiteten, dem anderen gehe es nur ums Geld. Am Ende stritten sie vor Gericht, und Sturm kaufte sich frei, die Rede ist von 950.000 Euro, die er vor einem Jahr an Kohl überweisen musste. Der Schritt in die Selbstständigkeit war teuer. Denn dabei blieb es nicht.

Sturm baute sich in Köln ein ansehnliches Gym, er musste Anwälte bezahlen und unterstützte weiter seine Familie in Bosnien. "Es war finanziell schwierig", sagt der Boxer, der sich aber zurückkämpfte. Er gewann Sat1 als Fernsehpartner, den ersten Sieg als Unternehmer gegen Giovanni Lorenzo (Dominikanische Republik) sahen in der Kölner Arena 18.700 Fans, der TV-Sender verbuchte einen Marktanteil von 28 Prozent und über fünf Millionen Zuschauer. "Meine Rechnung ging auf", sagt Sturm.

Das wiederum bezweifeln manche Experten, für die klar ist: Die Selbstständigkeit macht sich für Sturm bisher noch nicht bezahlt. Sie rechnen vor, dass der Weltmeister beim Kampf gegen Hearns in Stuttgart rund 500.000 Euro verdienen wird. Seine Börse bei Universum soll 250.000 Euro höher gewesen sein. Sturm äußert sich nicht zu Zahlen, nur so viel sagt er: "Ich brauche keine 100 Millionen Euro auf dem Konto, um ein angenehmes Leben führen zu können. Geld war nicht die Motivation für den Gang in die Selbstständigkeit. Ich wollte einfach meinen Traum leben. Ob sich das Ganze rechnet, werde ich in fünf Jahren sehen."