Die Landeshauptstadt kann auch in diesem Jahr die Vorgaben der Europäischen Union zum Gesundheitsschutz nicht einhalten. Die Feinstaub-Grenzwerte sind erneut zu häufig überschritten worden.
Stuttgart - Die Landeshauptstadt hat den europäischen Grenzwert für Feinstaub mit einer Belastung über 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Tagesmittel auch 2016 nicht eingehalten. Am Freitag, 28. Oktober, wurde der 36. Überschreitungstag gezählt.
Im Vergleichszeitraum 2015 waren es bei Ende Oktober allerdings schon 49 Überschreitungstage. „Wir sind besser geworden, aber noch nicht am Ziel. Deshalb kämpfen wir für jeden Tag, an dem wir unter den Grenzwerten bleiben. Es darf uns nicht egal sein, wie viele Überschreitungstage am Ende des Jahres gezählt werden“, kommentierte OB Fritz Kuhn (Grüne) die Entwicklung.
Am Donnerstag und Freitag vergangener Woche wurden an der Messstation am Neckartor 66 und 58 Mikrogramm erreicht. Bereits am Mittwoch hatte der Wert mit 49 Mikrogramm an der entscheidenden Marke gekratzt.
Kontinuierliche Messung funktionierte nicht
Weil das kontinuierliche Messverfahren an der Station Probleme zeigte, hatte die Landesanstalt für Umwelt und Messungen aus Karlsruhe die Luftbelastung seit Mittwoch mit dem genaueren und von der EU anerkannten gravimetrischen Verfahren gemessen. Es wird sowieso eingesetzt, die Filter werden aber üblicherweise nur alle zwei Wochen im Labor ausgewertet. Die Sonderanalyse brachte nun die hohen Werte zu Tage. Es fehlt noch die Messung für Samstag, 29. Oktober. Sie soll am 2. November vorliegen. Die Filtermessung ist genauer als das kontinuierliche optische Verfahren. Dieses liefert seit Samstag gegen 12 Uhr wieder Daten. Sie liegen unter 50 Mikrogramm.
Es mache einen Unterschied, ob der Grenzwert deutlich oder nur knapp überschritten werde, sagte Kuhn. Jede Autofahrt weniger könne sich bemerkbar machen. Er appellierte an die Bürger, umzusteigen: „Nicht der Feinstaubalarm, sondern der Feinstaub ist das Problem.“
Wie viele Autofahrer umgestiegen sind ist unklar. Ralf Thomas, Leiter der Integrierten Verkehrsleitzentrale, sagte: „Das Verkehrsaufkommen hat sich am ersten Alarmtag mit einem Rückgang von etwa zwei bis drei Prozent kaum verändert. Absolut wissen wir nicht, wie viele Autofahrer tatsächlich umgestiegen sind.“
Stadtklimatologe Ulrich Reuter erklärte, die austauscharme Wetterlage sei gut vorhergesagt worden. Die verfeinerten Vorhersagekriterien hätten Tage mit höherer Schadstoffbelastung getroffen.
Die Stadtverwaltung beendet den Alarm am Dienstag, 1. November, um 24 Uhr. Der Wetterdienst sagte für die nächsten Tage einen deutlich verbesserten Luftaustausch und Regen voraus.