Das Dieselfahrverbot gilt für ganz Stuttgart, betroffen sind auch die Menschen in den umliegenden Gemeinden. Dabei ist die Schadstoffbelastung in der Luft etwa auf der Filderebene völlig in Ordnung. Foto: dpa

Der Dreck wird im Talkessel von Stuttgart in die Atmosphäre geblasen, nicht auf der Hochebene im Süden von Stuttgart. Die Autofahrer auf der Filderebene tröstet das wenig.

Filder - Zeitweise konnte man den Eindruck gewinnen, als wäre nirgendwo die Luft dreckiger – und damit auch bedrohlicher – als in Stuttgart. Im Januar 2016 löste die Landeshauptstadt als erste deutsche Großstadt Feinstaubalarm aus. Seitdem grüßt einen regelmäßig auf der B 27, Höhe Fasanenhof, ein an einer Brücke ausgerolltes Banner, wenn eine entsprechende Wetterlage die Werte wieder mal nach oben treibt. Dann folgten Diesel-Fahrverbote. Ein Mann aus Vaihingen musste seinen Mercedes-Kombi verkaufen, obwohl der noch pfenniggut war. Jemand aus Ostfildern konnte seinen Zahnarzt in Plieningen nicht mehr erreichen. Und ein Steinenbronner kaufte sich für die Fahrt nach Stuttgart einen Benziner. Aber den Diesel behielt er für daheim.

Dabei, das zeigen aktuelle Messwerte, wabert die dreckige Luft nur im Talkessel. Auf der Filderebene ist die Luftqualität völlig in Ordnung. Pech nur, dass ein Teil der Filderbewohner auf Stuttgarter Gemarkung lebt und ein anderer Teil hin und wieder mal die Autobahn kreuzen muss, gleich ob aus beruflichen oder privaten Gründen. Ist es also so, dass die Menschen hier oben auf den Fildern die Suppe auslöffeln müssen, die ihnen drunten im Talkessel eingeschenkt wird?

Auf den Fildern gibt es sechs Messpunkte

Derzeit gibt es sechs Messstationen auf der Filderebene, die von der Landesanstalt für Umwelt verantwortet werden. Dass Feinstaub für die Experten keine Rolle spielt, zeigt sich schon daran, dass derzeit gerade mal eine Station Partikel in der Luft misst. In Bernhausen liegen die Werte im Schnitt zwischen zehn und 20 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Nur einmal in diesem Jahr, am 24. März, lag der Wert mit 57 Mikrogramm über dem EU-Grenzwert von 50, der 35-mal im Jahr überschritten werden darf. In Echterdingen maß bis 2017 ebenfalls eine Anlage die Feinstaubdichte. Dann wurde sie abgebaut, weil die Daten schlicht keine Belastung zeigten.

Ohnehin sind inzwischen viele der Meinung, dass Stickstoffdioxid (NO2) schädlicher ist. Im Jahresdurchschnitt, also nicht wie beim Feinstaub tagesaktuell, gilt ein Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. An keiner der sechs Messpunkte auf der Filderebene wird dieser Wert überschritten. Am saubersten geht es demnach in Riedenberg an der Schemppstraße zu, wo im Schnitt 16 Mikrogramm NO2 in der Luft schwebt. Es folgen die Kirchheimer Straße in Sillenbuch (17 Mikrogramm), die Welfenstraße in Birkach (22 Mikrogramm), die Heubergstraße in Bernhausen (26 Mikrogramm) und die Vaihinger Straße in Möhringen (27 Mikrogramm). In Echterdingen an der Hauptstraße liegt der Wert mit 35 Mikrogramm dann aber schon ziemlich hoch.

Die Ozon-Belastung ist in diesem Jahr angestiegen

Das, freilich, ist wieder kein Vergleich zum Stuttgarter Talkessel. Die vier Messpunkte dort zeigen allesamt Ergebnisse am oder über dem Grenzwert zwischen 38 und 56 Mikrogramm.

Wer sich auf der Filderebene über schlechte Luft beklagen will, sollte sich wohl eher ans Ozon halten. Zwar wurde die sogenannte Alarmschwelle von 240 Mikrogramm im Stundenmittel in den vergangenen anderthalb Jahren kein einziges Mal erreicht. Aber ab 180 Mikrogramm sollten die Menschen in der Umgebung eigentlich informiert werden. 2018 hätte das in Bernhausen, wo die Anlage das die Augen und Atemwege reizende Gas erfassen kann, viermal der Fall sein sollen. In diesem Jahr wurde diese Marke aber schon 16-mal gerissen.