In Stoßzeiten regelmäßig überfüllt: Die Stuttgarter S-Bahn Foto: dpa

Ein Umstieg von Pendlern auf die Bahn ist in großem Stil unmöglich, kommentiert Frank Schwaibold. Stadt-, Regional- und S-Bahnen seien nicht in der Lage, in den Stoßzeiten in großem Stil mehr Menschen zu befördern.

Stuttgart - Beim Thema Fahrverbote werden Ministerpräsident Kretschmann und Stuttgarts OB Kuhn (beide Grüne) langsam, aber sicher von der Realität eingeholt. Ihr Plan, das Problem in Stuttgart mit dem Aussperren von Euro-5-Dieseln an Feinstaub-Alarmtagen abzuräumen und die Pendler zum Umsteigen auf Bus und Bahn zu bewegen, gerät ins Schlingern. Zum einen, da Stadt-, Regional- und S-Bahnen nicht in der Lage sind, in den Stoßzeiten in großem Stil mehr Menschen zu befördern. Um so wichtiger wäre es, bei Stuttgart 21 mehr Kapazitäten für den ÖPNV auf der Schiene zu schaffen. Doch auch da sieht es schlecht aus. Nur zwei Beispiele: Die Gäubahntrasse als Ausweichstrecke für die S-Bahn-Stammstrecke zu nutzen ist nicht gesichert, ebenso wenig ein zweites Gleis bei der Wendlinger Kurve.

Ganz bitter ist auch die Erkenntnis für die Halter erst zwei oder drei Jahre junger Euro-5-Diesel. Sie hatten beim Kauf ihrer Autos darauf vertraut, dass damals Euro 5 für den neuesten Stand der Umwelttechnik steht und sie in den nächsten Jahren damit überall fahren dürfen. Doch eine unselige Allianz aus betrügerischen Autoherstellern und willfährigen Politikern ist verantwortlich dafür, dass nun Otto Normalverbraucher den Schaden hat. Ausbaden müssten das Fahrverbot zudem viele Handwerker und Gewerbetreibende, die es sich ebenfalls nicht leisten können, alle zwei, drei Jahre neue Fahrzeuge anzuschaffen.

Wichtig ist aber, dass der Staat berechenbar bleibt. Kurzfristiger Aktionismus nützt niemandem. Was fehlt, ist ein gerechtes Konzept, welche Maßnahmen bei einem Schadstoffalarm greifen sollten. Dabei dürfen auch neue Straßen und ein Umbau der Neckartor-Kreuzung kein Tabu sein. Denn wo der Verkehr fließt, entsteht weniger Feinstaub.

frank.schwaibold@stzn.de