Die Aussegnungshalle in Stammheim war früher nur ein Wetterschutz ohne Seitenwände. Im Jahr 1979 wurde sie zum heutigen Zustand ausgebaut. Es gibt 86 Sitz- und 16 Stehplätze. Die Lautsprecheranlage sei einwandfrei, sagt ein Vertreter der Stadt. Foto: Chris Lederer

Bezirksbeirat beklagt Mängel an Aussegnungshalle. Amt sieht keinen Spielraum, um zu handeln. Zumindest die Lautsprecher sollen nun geprüft sowie die Belüftung verbessert werden.

Stammheim - Klaus Joos von den Freien Wählern machte bei der vergangenen Sitzung im Bezirksbeirat aus seinem Herzen keine Mördergrube: „Die Aussegnungshalle ist eine Schande!“, sagte er. Bei einer gut besuchten Beerdigung in Stammheim sei er jüngst gewesen. „Es waren so viele Besucher dort, dass viele gar keinen Platz in der Halle bekommen haben und sie draußen im Freien warten mussten.“ Denen in der Halle sei es nicht besser ergangen. „Die Luft da drin war so katastrophal schlecht, dass Leute nach draußen mussten – kann man da keine ordentliche Belüftung aufs Dach machen?“, fragte Joos. Obendrein hätten viele Zuhörer von den Reden nichts mitbekommen, weil die Lautsprecher nicht ordentlich funktioniert hätten. „Also in Stammheim möchte ich nicht gestorben sein.“ Auf seine Anregung hin stellten die Bezirksbeiräte einstimmig den Antrag, die Lautsprecher zu prüfen und in Stand zu setzen sowie die Belüftung zu verbessern. Die Chancen für Letzteres stehen eher schlecht, wie Stefan Braun vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt erklärt. „Die Feierhalle in Stammheim war ursprünglich ein Wetterschutz, der im Jahre 1979 vollends geschlossen wurde und die Seitenwände erhielt“, sagt der Fachmann, der für die insgesamt 42 Friedhöfe im Stadtgebiet zuständig ist. In Stammheim gebe es 86 Sitz- und 15 Stehplätze, das seien mehr als der Stuttgarter Durchschnitt. „In Stammheim finden jährlich etwa 40 Beerdigungen statt“, erklärt Braun. „In den meisten Fällen reicht die Kapazität der Halle deutlich aus.“ Nur ein-, zweimal im Jahr, etwa wenn ein verdientes Vereinsmitglied sterbe, stoße die Halle an ihre Grenzen und der ein oder andere Gast müsse auch im Freien stehen. „Das ist bei Beerdigungen im ländlichen Raum öfter der Fall, und da wird es akzeptiert.“ Braun sagt, er verstehe den Unmut der Bürger. Die Hallen zu vergrößern, sei jedoch aus finanziellen Gründen nicht machbar. „Die Feierhallen werden über Gebühren finanziert, es gibt eine Mischkalkulation, die Miete ist für alle Nutzer gleich hoch und liegt bei 298 Euro pro halbe Stunde – bei der Summe müssen manche Familienangehörigen schon schlucken.“ Klagen über zu kleine Hallen gebe es aus vielen Bezirken zu hören. „Wenn wir die alle vergrößern würden, wären sie überdimensioniert und die Miete noch teurer.“ Üblicherweise hätten die Bestatter im Blick, wie viele Trauergäste zu erwarten seien, und würden bei Bedarf zur Feier auf Friedhöfe mit größeren Hallen ausweichen; etwa Zuffenhausen, Weilimdorf oder am Pragfriedhof.

Was die Lüftung angeht, so sei die Stammheimer Halle mit Schiebetüren versehen, über die die Belüftung geregelt werde. „Die Verwaltung hält eine zusätzliche Belüftung nicht für erforderlich“, sagt Braun. „Ich verstehe die Leute, die trauern wollen und dann mit den Umständen nicht zufrieden sind, aber eine zusätzliche Belüftung wäre nicht verhältnismäßig.“ Die Lautsprecheranlage habe man bereits unter die Lupe genommen. „Sie wurde 2007 installiert und funktioniert technisch einwandfrei – das Problem ist häufig, dass manche Redner, die den Nachruf halten, unerfahren im Umgang mit dem Mikrofon sind oder von auswärts kommen und nicht wissen, wie man die Lautsprecheranlage richtig bedient.“